Wenn die Höhe der Boni plötzlich zweitrangig wird
Für Banker steht 2025 nicht der Bonus im Fokus, sondern wieder die Jobsicherheit. Denn in der Branche sind wieder Kündigungswellen angesagt.
Normalerweise ist der Jahresanfang für europäische Banker die Zeit, in der sie nervös auf eine Nachricht über ihre Boni warten. Im Jahr 2025 fragen sich einige jedoch eher, ob sie bald überhaupt noch einen Job haben werden. Das ist einem Bloomberg-Bericht zu entnehmen.
Diese Sorgen sind berichtigt: Am Donnerstag teilte Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing seinen Mitarbeitern mit, dass er die Beschäftigtenzahl - einschließlich der Führungskräfte - reduzieren wird. HSBC-CEO Georges Elhedery gab Anfang der Woche bekannt, dass der Finanzriese große Teile seiner Investmentbank in Europa und den USA schließen werde.
Selbst das Schweizer Private Banking ist nicht immun gegen die Turbulenzen: Die UBS streicht Hunderte von Arbeitsplätzen in ihrem Heimatmarkt und bei Julius Bär dürfte in den nächsten zwei Jahren eine Welle von Entlassungen kommen.
Sewing sagte gegenüber Reportern, 2025 werde ein bedeutendes Jahr sein, in dem die Weichen für den künftigen Erfolg gestellt werden.
Hinter all den Maßnahmen steht der Versuch, rückläufige Gewinne wieder zu verbessern. Der wirtschaftsfreundliche Deregulierungsansatz der neuen Trump-Regierung dürfte die Situation noch verschärfen und die europäischen Banken gegenüber ihren Rivalen an der Wall Street möglicherweise benachteiligen. Zusätzlich belastet die Konjunkturflaute in der Europäischen Union.
“High-Class“-Dilemma
Der transatlantische Graben bei der Bankenperformance ist bereits sehr deutlich. JPMorgan hat vor kurzem den größten Gewinn seiner Geschichte bekanntgegeben. Eines der größten Probleme der Bank ist laut Finanzvorstand Jeremy Barnum das “High-Class“-Dilemma, also die Frage, was mit dem überschüssigen Kapital des Kreditgebers geschehen solle. Aus Goldman-Chef David Solomon sprach große Zuversicht, als er die Positionierung der Bank für eine Wiederbelebung des Dealsgeschäfts thematisierte.
“Es zeigt, wie sehr europäische Banken seit der globalen Finanzkrise darum kämpfen, mit ihren US-Konkurrenten mitzuhalten”, sagte John Cronin, ein in Dublin ansässiger Analyst der Finanzbranche und Gründer von SeaPoint Insights. “Wenn überhaupt, werden die fünf größten US-Banken angesichts der neuen wachstumsfördernden Trump-Regierung in den kommenden Jahren relativ stärker werden.”
Sewing verwies letzten Donnerstag auf das Potenzial für einen Abbau von Managementpositionen und sogar ganzer Geschäftsbereiche in den kommenden Jahren. Zuvor hatte die Bank einen Anstieg der Ausgaben um 14 Prozent im Schlussquartal gegenüber dem Vorjahr berichtet. Das überschattete ein besser als erwartetes Ergebnis der Investmentbank. Händler verzeichneten für festverzinsliche Wertpapiere ihr bislang bestes viertes Quartal.
Vor kurzem berichtete Bloomberg, dass die UBS in der Schweiz eine Welle von Entlassungen eingeleitet hat. Schon in den letzten Wochen haben Hunderte von Mitarbeitern davon erfahren. Der Vorstoß ist Teil der laufenden Integration der Credit Suisse.
UBS-Chef Sergio Ermotti sagte vor ein paar Tagen gegenüber Bloomberg, dass er im Zuge der historischen Übernahme den Personalbestand weiter reduzieren werde. Zusätzlich zu den bereits seit dem Deal erzielten 7,5 Milliarden Dollar Kosteneinsparungen sollen weitere 5,5 Milliarden Dollar folgen.
Der Stellenabbau bei Julius Bär wird abteilungsübergreifend erfolgen, und auch die 15-köpfige Geschäftsleitung der Bank soll deutlich verkleinert werden. Unter CEO Stefan Bollinger wollen die Züricher eine Trendwende einleiten, die nach den Verlusten im Zusammenhang mit dem untergegangenen Immobilienimperium Signa eingeleitet wurde. Ende 2023 hatte die Bank etwa 7.400 Mitarbeiter.
Einige Häuser zahlen höhere Boni
Natürlich ist nicht alles düster und trostlos für Europas Kreditgeber. Einige von ihnen planen, die Auszahlungen in diesem Jahr zu erhöhen. Die Deutsche Bank erwägt eine Zehnprozentige Erhöhung der Boni für ihre Investmentbanker, wie Bloomberg News diesen Monat berichtete. BNP Paribas zieht eine Steigerung um fünf Prozent in Betracht. Barclays will nach einem besseren Jahr für Händler und Beratungsteams sogar um bis zu 20 Prozent erhöhen. (aa)