Logo von Institutional Money
| Vermischtes

Julius Bär lässt die Köpfe rollen und muss sich einem Verfahren stellen

Das Schweizer Traditionshaus will die Kosten eindämmen und spart nicht nur bei der Belegschaft, sondern schrumpft vor allem die Geschäftsleitung. Darüber hinaus leitet die Schweizer Finanzaufsicht ein Enforcement-Verfahren ein. Grund: Ein zu hoher Kredit an Benko.

© Svetliy / stock.adobe.com

Julius-Bär-Chef Stefan Bollinger hat bei seinen ersten Schritten an der Spitze der Bank einen radikalen Umbau der Unternehmensführung angekündigt und einen Stellenabbau in Aussicht gestellt. Das ist einem Bloomberg-Bericht zu entnehmen.

Zwei Drittel weniger Chefs
Die Geschäftsleitung des Schweizer Wealth Managers wird von 15 auf fünf Mitglieder verkleinert. Die neue Geschäftsleitung wird aus dem CEO, Chief Operating Officer Nic Dreckmann, Chief Risk Officer Oliver Bartholet, Chief Financial Officer Evie Kostakis und Group General Counsel Christoph Hiestand bestehen.

Die Bank strebt zusätzliche jährliche Kosteneinsparungen in Höhe von 110 Millionen Franken (117 Millionen Euro) an, wie es in einer Mitteilung am Montag hieß.

In der Schweiz dürften damit rund 400 Stellen wegfallen, sagte der stellvertretende CEO Nic Dreckmann in einer Telefonkonferenz für Medienvertreter. Dies wären rund fünf Prozent der Belegschaft.

Der Konzerngewinn für 2024 stieg auf 1,02 Milliarden Franken, mehr als das Doppelte des Betrags von 2023, der durch Verluste im Zusammenhang mit dem Konkurs der Signa-Immobilienunternehmen beeinträchtigt wurde. Das verwaltete Vermögen stieg laut Mitteilung um 16 Prozent auf 497 Milliarden Franken.

Bollinger ist seit weniger als einem Monat im Amt und hat als ersten Schritt eine Kostenfokussierung angeordnet, die er unmittelbar nach seinem Amtsantritt angekündigt hatte. Die Bank nannte zwar keine genauen Zahlen, erklärte aber, dass die Einsparungen durch Veränderungen in der Unternehmensführung, durch den Abbau von Back- und Mid-Office-Funktionen und durch die Reduzierung der Ausgaben für externe Berater erzielt werden könnten.

Letzte Woche wurde bekannt, die Bank habe eine Reduzierung der Belegschaft um zehn Prozent oder weniger diskutiert. Die Bank hatte Ende 2023 etwa 7.400 Mitarbeiter.

„Eine neue Führungsstruktur und eine schlankere Geschäftsleitung werden die Verantwortlichkeit erhöhen“, sagte Bollinger in der Mitteilung.

Julius Bär will die nach den Verlusten im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch des Immobilienimperiums von René Benko eingeleitete Trendwende vollenden. Die Bank kündigte an, noch vor dem Sommer ein Strategie-Update mit neuen mittelfristigen Zielen vorzulegen.

Der Fokus auf Kostensenkungen spiegelt die Bedenken wider, die von Analysten in den letzten Quartalen geäußert wurden. Das Kosten-Ertrags-Verhältnis von Bär hat sich seit 2021 stetig verschlechtert, da die Ausgaben schneller stiegen als die Einnahmen.

Signa-Nachspiel: Gegen Julius Bär läuft Enforcement-Verfahren
Im Nachgang der Belastungen, die Julius Bär im Zuge der Signa-Pleite zu schultern hatte, steht die Bank nun im Fokus eines Enforcement-Verfahrens der Schweizer Finanzaufsicht. Die Finma verstärkt damit ihre Maßnahmen in Bezug auf Versäumnisse beim Risikomanagement. Das berichtet ebenfalls Bloomberg News.

Die Entscheidung dazu sei nach “längeren und rigorosen Abklärungen” gefallen, teilte ein Behördensprecher am Montag mit. Der formale Schritt kann zu Maßnahmen wie einer Rüge aber auch zum Einzug von Gewinnen oder dem Entzug von Banklizenzen führen. Geldbußen kann die Finma nicht verhängen.

Gegenüber dem inzwischen kollabierten Immobilienkonglomerat von René Benko war Julius Bär ein Engagement von 700 Millionen Dollar eingegangen. Im zu Wochenanfang vorgelegten Finanzbericht der Bank wurde bezüglich des Ertragsanstiegs 2024 darauf verwiesen, dass es 2023 zu signifikant erhöhten Wertberichtigungen kam - “im Zusammenhang mit dem grössten Einzelengagement im Private-Debt-Kreditbuch der Gruppe”. Diesbezüglich habe es Netto-Kreditverluste von 586 Millionen Franken gegeben. (aa)

Dieses Seite teilen