Gaskrise: BASF zieht in Deutschland die Reißleine, feuert Mitarbeiter
Das Traditionsunternehmen muss den noch immer hohen Energiekosten und den widrigen Umständen in Deutschland Tribut zollen und mehrere Fabriken schließen. Das kostet unterm Strich rund 2.600 Menschen den Job. Der CEO spart nicht mit Kritik an der Politik.

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Die De-Industrialisierung Deutschlands gewinnt an Fahrt: So streicht BASF netto 2.600 Stellen, das sind etwa zwei Prozent ihrer weltweiten Belegschaft. Der Chemiekonzern muss seine Kosten senken, um sich wegen des Ausbleibens von billigem russischem Gas auf langfristig höhere Energiepreise einzustellen. Das ist einem Boomberg-Bericht zu entnehmen.
Harter Schnitt, berechtigte Kritik des CEOs
BASF schließt eine Reihe von Fabriken, darunter zwei Ammoniakwerke und die dazugehörigen Düngemittelfabriken, was alleine 700 Arbeitsplätze im Hauptwerk in Ludwigshafen kostet, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Wegen des schwächeren konjunkturellen Umfelds beendet BASF außerdem sein drei Milliarden Euro schweres Aktienrückkaufprogramm auf halber Strecke.
“Die Wettbewerbsfähigkeit der Region Europa leidet zunehmend unter Überregulierung. Sie leidet auch immer mehr unter langsamen und bürokratischen Genehmigungsverfahren und vor allem unter hohen Kosten für die meisten Produktionsfaktoren”, so Konzernchef Martin Brudermüller. “Zusätzlich belasten jetzt die hohen Energiepreise die Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit in Europa.”
Die BASF hat im vergangenen Jahr 2,2 Milliarden Euro mehr für Gas gezahlt als 2021, obwohl der Verbrauch um 35 Prozent sank. Der Chemiekonzern hatte bereits Kostensenkungen in Höhe von 500 Millionen Euro angekündigt, da nicht zu erwarten sei, dass die Gaspreise auf das Vorkriegsniveau zurückkehren werden.
Der von Russland angezettelte Krieg in der Ukraine kam BASF auch anderweitig teuer zu stehen. Über die Tochter Wintershall Dea hatte BASF den Bau der Ostseepipelines Nord Stream mitfinanziert und musste deshalb satte 7,3 Milliarden Euro abschreiben, wie bereits im Januar gemeldet worden war. Unterm Strich steht daher ein Verlust 627 Millionen Euro. Eine Dividende von 3,40 Euro je Aktie soll dennoch gezahlt werden.
Analysten sind zwiespältig gestimmt
Für die BASF-Aktie ging es am Freitag-Vormittag ein paar Prozent bergab. Analyst Samuel Perry von der Credit Suisse Group nennt die Entscheidung, den Rückkauf zu beenden, vernünftig. Die Märkte seien über so etwas freilich nicht erfreut. Der Ausblick 2023 umfasse einen erheblichen Abwärtstrend im Upstream-Geschäft und leichte Rückgänge im Downstream-Bereich.
Markus Mayer von der Baader Bank erklärte, die konstante Dividende sei eine bessere Entwicklung als befürchtet, verstoße aber dennoch gegen die Konzernstrategie der steten Anhebung der Ausschüttung.
Für 2023 rechnet BASF mit einem niedrigeren Betriebsgewinn von bestenfalls 5,4 Milliarden Euro, noch weniger als der schon um zwölf Prozent gesunkene Betriebsgewinn von 6,9 Milliarden Euro für das abgelaufene Jahr. Das Unternehmen erwartet eine Verbesserung der Marktbedingungen in der zweiten Jahreshälfte nach einem schwachen ersten Halbjahr aufgrund von Erholungseffekten, insbesondere in China. (aa)