ESG-Investoren zeigen Zähne
Die neu gegründete ESG-Investoren-Plattform Shareholders for Change sucht nach internen Strukturen und bereitet sich auf eine Verschärfung ihrer Gangart vor. Dieses Jahr will man sich exemplarisch dem Thema Steuervermeidung widmen, indem man einen speziellen Fall publik macht.
Mitglieder der ESG-Plattform Shareholders for Change haben sich dieser Tage in Wien getroffen, um ihr weiteres Vorgehen bei der Durchsetzung ihrer Nachhaltigkeitskriterien zu besprechen. Die Initiative, die ausschließlich aus institutionellen ESG-Investoren besteht und ein Investmentvolumen von rund 22 Milliarden Euro vetritt, will sich dabei insbesonder dem Thema Steuervermeidung widmen. "Wir werden ein Unternehmen auswählen, bei dem eine derartige Strategie besonders ausgeprägt ist und es vor den Vorhang holen", erklärt Mauro Meggiolaro, Koordinator des Netzwerkes. Um welches Unternehmen es sich handeln wird, wurde noch nicht bekannt gegeben, hier befinde man sich noch in einem Entscheidungsprozess, hieß es am Rande des SFC-Meeting. "Wir wollen jedenfalls Zähne zeigen", zeigt sich Tommy Piemonte aus dem Nachhaltigkeitresearch von Gründungsmitglied Bank für Kirche und Caritas entschlossen.
Eine Frage des Hebels
Ziel von SFC ist es dezidiert, kleineren institutionellen Investoren die Möglichkeit zu geben, stärkerern Einfluss auf Unternehmen auszuüben, in die sie über diverse Investment-Vehikel investiert sind. Durch den Zusammenschluss in einem Netzwerk hoffen die Mitglieder ihren Druck hebeln zu können und bei der Durchsetzung ihrer Ziele effizienter zu werden
Auch die österreichische Vorsorgekasse Fair-Finance überlegt eine Anpassung der Strategie. Da es rechtlich schwierig ist, Stimmrechtsanteile aus den Fonds an Dritte zu übertragen, überlegt CEO Markus Zeilinger, österreichische Einzelaktien zu kaufen. "Wir würden das so erworbene Recht, auf Hauptversammlungen Fragen zu stellen, an das Netzwerk abtreten", so der Grüder der Vorsorgekasse.
Expansion in ganz Europa
SFC selbst befindet sich sozusagen in "Jahr zwei nach Gründung". Im Netzwerk vertreten sind sieben Gründungsmitglieder aus Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien und Spanien. Derzeit ist man auf der Suche nach Verstärkung – Gespräche werden mit Aspiranten aus den Benelux-Ländern, der Schweiz und Großbritannien geführ. "Bis Jahresende könnten wir fünf weitere Mitglieder aufgenommen haben", erklärt Meggiolaro. Wobei Wert auf die Feststellung gelegt wird, dass man nicht nicht wahllos expandieren wolle. "Wir haben im Rahmen unseres Meetings in Wien beschlossen, einen Antrag auf Mitgliedschaft abzulehnen", sagt Meggiolaroe. Es hätte sich bei dem Bewerber um die Tochter einer Bank gehandelt, die in Geldwäsche-Vorwürfe verstrickt gewesen sei. Der Verdacht eines Feigenblatt-Motivs stand am Rande der Sitzung – wenn auch unausgesprochen – durchaus im Raum. (hw)