Berenberg strebt zehn Milliarden Euro für Private-Credit-Fonds an
Die Privatbank Berenberg will das Volumen ihrer Kreditfonds für Unternehmensfinanzierungen auf einen zweistelligen Milliardenbetrag ausbauen. Das sagte Lars Hagemann, Chef für Structured Finance, in einem Interview mit Bloomberg. Der Bereich biete große Wachstumschancen.
„In den nächsten drei bis fünf Jahren wollen wir die Summe, die in unseren Corporate-Direct-Lending-Strategien steckt, auf mehr als zehn Milliarden Euro steigern”, erklärte Lars Hagemann, Chef für Structured Finance bei Berenberg, im Bloomberg.Interview. Zuletzt kam Berenberg hier auf ein Volumen von rund drei Milliarden Euro, das sich auf elf Fonds verteilt. In zwei der Fonds steckt das Geld mehrerer Investoren, die übrigen Fonds sind großvolumige Mandate einzelner Kunden.
Corporate-Direct-Lending mit großen Wachstumschancen
„Wir sehen hier großes Potential”, erklärte Hagemann weiter. “Denn viele Investoren sind noch gar nicht im Corporate-Direct-Lending aktiv oder wollen ihr Engagement in diesem Bereich ausbauen, wie Erhebungen und unsere Gespräche im Markt immer wieder zeigen.” Direct-Lending, ein Teilbereich des Private-Credit-Marktes. bezeichnet die Vergabe von Krediten durch Nichtbanken. Das Segment hat seit der Finanzkrise stark an Popularität gewonnen, auch weil sich Banken teils aus Finanzierungen für Unternehmen zurückgezogen haben.
Bankenrückzug eröffnet speziell bei mittelgroßen Firmen attraktive Chancen
Besonders bei mittelgroßen Unternehmen ist Hagemann zufolge die Bedeutung von Corporate-Direct-Lending “stetig gestiegen, weil Banken großvolumige Akquisitionsfinanzierungen eher ungern übernehmen - wegen regulatorischer Aspekte und nötiger Eigenkapitalhinterlegung”, sagte Hagemann. Gerade Private-Equity-Firmen würden sich daher bei anstehenden Finanzierungen verstärkt an Kreditfonds wenden.
Extra-Rendite für Investoren
Investoren wiederum, die Gelder über Kreditfonds zur Verfügung stellen, können laut Hagemann im Verhältnis zum eingegangenen Risiko höhere Renditen als in vergleichbaren liquiden Anlageklasse erzielen. Versorgungswerke, Familiy-Offices und kleine Versicherer seien typische Anleger.
LBO-Finanzierungen in Berenbergs Corporate-Direct-Lending-Fonds
Die Corporate-Direct-Lending-Fonds von Berenberg finanzieren ausschließlich sogenannte Leveraged Buyouts durch Private-Equity-Firmen. Die in die Fonds eingebrachten Kredite werden von Berenberg originiert und strukturiert. Es handelt sich um Co-Investments. Das heißt, die Hamburger Bank bleibt an den Finanzierungen mit einem kleinen einstelligen Prozentanteil über die komplette Laufzeit beteiligt. Der Schwerpunkt liegt auf der DACH-Region, Benelux, Großbritannien, Irland und Skandinavien.
Bis dato 5,5 Millarden für Private Debt an Land gezogen
Insgesamt hat Berenberg für Private-Debt-Strategien bislang 5,5 Milliarden Euro eingesammelt. Neben den etwa drei Milliarden Euro im Corporate-Direct-Lending sind das weitere rund 2,5 Milliarden in Bereichen wie beispielsweise Schifffahrt und Erneuerbare Energien.
Ausbau in Richtung Immobilien-Kreditfonds
Noch relativ am Anfang steht Berenberg bei Immobilien-Kreditfonds, was sich jetzt ändern soll. “Bisher haben wir hier einen Fonds für einen Einzelinvestor aufgelegt. In diesem Jahr soll ein Multi-Investoren-Fonds hinzukommen”, sagte Hagemann. Weil sich Banken auch hier zuletzt teils zurückgezogen hätten, werde der Bedarf, Immobilien über Kreditfonds zu finanzieren, steigen.
Auch hier hinterlassen sich zurückziehende Banken Finanzierungslöcher
Viele Banken sind in der Tat bei Immobilienfinanzierungen zurückhaltender, nachdem der starke Zinsanstieg der vergangenen Jahre zu einem Rückgang von Gebäudebewertungen und zu einem Anstieg der Risikovorsorge geführt hatte. Bei der Helaba beispielsweise beliefen sich die Immobilien-Rückstellungen allein 2023 auf mehr als eine halbe Milliarde Euro. Die Bank verkleinerte zuletzt das Volumen ihres Finanzierungsportfolios.
Klassische Institutionelle als Zielgruppe
Vor diesem Hintergrund glaubt Hagemann, dass hier attraktive Renditen zu erzielen sind. Das gelte besonders für Immobilien in besonderen Situationen, wie er es nannte. Als Beispiele nannte er Umnutzungs- und Revitalisierungskonzepte. Die Zielgruppe für Immobilien-Kreditfonds sei ähnlich wie die im Corporate-Direct-Lending, also etwa Versorgungswerke und Versicherer. (kb)