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Bekannte Bank trennt sich von vermeintlichen "Klimasündern"

ING Deutschland will die Geschäftsbeziehung mit Teilen jener Kunden beenden, die sich weigern, ihr Geschäftsmodell im Sinne der Banker und der dahinter stehenden Financiers, darunter institutionelle Asset Owner, zu ändern.

© olly / stock.adobe.com

Firmenkunden der ING Deutschland müssen damit rechnen, dass ihre Kontoverbindung abgelehnt oder sogar beendet wird, wenn sie über keine glaubwürdigen Pläne zur Emissionsreduzierung verfügen. Das berichtet Bloomberg News.

Wenn die Kunden keine angemessenen Antworten auf Fragen der Bank zu ihrem CO2-Fußabdruck geben können, müssen sie damit rechnen, dass ihre Kreditanträge abgelehnt werden, sagte ING-Firmenkundenchef Eddy Henning in einem Bloomberg-Interview.

“Was für uns nicht funktioniert, ist, wenn die Kunden keine Vorstellung davon haben, wie sie zu einem weniger kohlenstoffintensiven Geschäftsmodell übergehen wollen”, so Henning. “Manchmal bedeutet das, dass man sich von einem Kreditnehmer trennen muss”.

In der Praxis bedeutet das, dass ING Deutschland in “einer Handvoll Fällen” pro Jahr Kundenbeziehungen beendet oder Anträge von Unternehmen ablehnt, die Kunden werden wollen, so Henning.

Fanatismus oder gelungener Marketing-Coup?
Ein derartiges öffentliches Bekenntnis einer großen europäischen Bank - Mutterkonzern ING Groep ist die Nummer 1 in den Niederlanden - sei selten. Doch vor dem Hintergrund strenger werdender Regeln zum Klimaschutz auch für Kreditgeber verschärft sich Bloomberg zufolge offenbar die Praxis.

Einige Bankinvestoren, darunter niederländische und skandinavische Pensionsfonds, haben Ungeduld mit der vermeintlichen Untätigkeit der Branche signalisiert, wenn es darum geht, Kapital von stark verschmutzenden Industrien weg und hin zu umweltfreundlicheren Unternehmen zu lenken.

Geschäftsschädigende Entscheidung
Die Trennung von einem Großkunden kann für eine Bank kostspielig sein und sich auf eine Reihe von Produkten auswirken - von Betriebsmittelkrediten über Cash Management bis hin zu Hedging-Produkten und Akquisitionsfinanzierungen. Die Entscheidung sendet jedoch auch eine wichtige Botschaft aus, so Henning.

Wenn ein Kunde gekündigt wird, löst dies häufig “einen Denkprozess” bei dem betreffenden Unternehmen aus, so Henning. “Wenn ich mir heute Unternehmen anschaue, die wir vor ein paar Jahren abgewiesen haben, dann sind sie inzwischen super bankfähig, sie haben sich also wirklich verändert”, sagte er.

Andere Unternehmen, die eine derartige unverschämte Einmischung ihrer Bank in ihr eigenes Geschäftsmodell ablehnen, werden sich jedoch andere Banken suchen, vorzugsweise von außerhalb Europas, meinen Kritiker. Damit sei der Umwelt unterm Strich nicht geholfen und einzig die Erträge fließen aus Europa ab. (aa)

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