Atomfonds kämpft mit Startschwierigkeiten und widrigem Umfeld
Die Folgen der Niedrigzinspolitik der EZB machen auch vor dem staatlichen Atom-Entsorgungsfonds nicht Halt. Er fuhr im vergangenen Jahr Verluste ein. Die schwachen Märkte haben für den Fonds aber auch etwas Gutes.
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Der Anlageerfolg beim Atom-Entsorgungsfonds will sich einfach nicht einstellen. Sowohl auf der Aktien- als auch auf der Anleiheseite verzeichnete das prestigeträchtige Portfolio 2018 ein sattes Minus. Das geht aus einem Bericht des Bundeswirtschaftsministeriums hervor, der dem Berliner "Tagesspiegel" vorliegt. Bis zum Jahresende verloren die Aktien im Fonds demnach 8,6 Prozent an Wert. Bei den Anleihen waren es im selben Zeitraum 3,2 Prozent.
Ein Grund für die schlechten Zahlen ist laut dem Bericht die anhaltende Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Allein 2018 musste der Atomfonds, der von Anja Mikus – der langjährigen Star-Fondsmanagerin in Diensten von Allianz Global Investors und Union Investment – gelenkt wird, rund 125 Millionen Euro an Negativzinsen an die Bundesbank respektive die EZB überweisen.
Ausverkauf sorgt für günstige Einstiegskurse
Dennoch blicken die Autoren zuversichtlich in die Zukunft: "Mittlerweile haben sich die Märkte erholt und die Anlagen des Entsorgungsfonds an Wert zugenommen", heißt es in dem Bericht. Der Fonds habe die aktuelle Situation genutzt, um günstigere Einstiegspreise für weitere Investitionen zu erreichen.
Finanzierung der Atommülllager
Der Atom-Entsorgungsfonds ist der erste große Staatsfonds der Bundesrepublik und wurde im Sommer 2017 ins Leben gerufen. Er soll die Finanzierung der Endlagerungskosten von Atommüll langfristig sichern. Die Kernkraftwerksbetreiber mussten dazu rund 24 Milliarden Euro in den Fonds einzahlen und wurden im Gegenzug von jedweder finanziellen Teilnahme an den Folgekosten entbunden.
Gestreckt bis zum Jahr 2021 sollen sukzessive zehn Prozentdes Fondsvermögens in sichere und liquide Anleihen fließen, weitere 60 Prozent in globale Aktien und Bonds. Die übrigen 30 Prozent sind für direkte Unternehmensbeteiligungen, Immobilien oder Infrastrukturprojekte vorgesehen. Nach Abzug der bislang getätigten Investitionen in Höhe von 4,2 Milliarden und der Ausgaben belief sich der Barmittelbestand des Atomfonds laut dem Bericht des Wirtschaftsministeriums Ende 2018 auf 19,2 Milliarden Euro.
Kritik am Fonds
Dass das Riesenportfolio kurz nach dem Start im Minus liegt, hat gewiss mit dem Kapitalmarktumfeld zu tun, wiegt dennoch doppelt schwer. Denn Hauptbeweggrund für seine Errichtung waren Zweifel in Politik und Öffentlichkeit, ob die Kernkraftwerksbetreiber im Zuge der eingeläuteten Energiewende wirtschaftlich in der Lage sein würden, die für die dauerhafte Entsorgung des Atommülls erforderlichen Beträge aufzubringen, ruft der "Tagesspiegel" in Erinnerung. Die aktuelle Wertentwicklung des Fonds könnte daher eine neue Debatte darüber entfachen, ob das Geld beim Staat wirklich am besten aufgehoben ist, mutmaßt die Zeitung.
Experten verteidigen das Modell. "Der Entsorgungsfonds war und bleibt die bestmögliche Lösung. Man kann nicht ernsthaft erwarten, dass der Fonds unter den momentan gegebenen Kapitalmarktbedingungen mit einer zwingend defensiven Anlagestrategie den notwendigen Zins erwirtschaften kann“, sagte Olaf Däuper von der Kanzlei Becker Büttner Held dem "Handelsblatt". (fp/ps)