Kurse steigen und steigen: Der Rally hinterherjagen oder zuwarten?
Fallende Volatilitäten und steigende Aktienkurse bringen viele der unterinvestierten Großanleger unter Zugzwang, da eine Underperformance droht. Falls die jüngsten Kursanstiege jedoch nur eine Bärenmarkt-Rally sein sollten, würde ein falsch getimter Einstieg doppelt schmerzen.
Europäische Aktien befinden sich derzeit auf einem Höhenflug, den so viele institutionelle Investoren nicht auf dem Zettel hatten. Die starken Kursgewinne bringen selbst Skeptiker unter Zugzwang. Der Stoxx 600 Index verzeichnete seit Jahresanfang Gewinne von über sieben Prozent. Regionale Börsenbarometer wie der heimische Dax oder der italienische FTSE MIB sind mit ca. elf bzw. 14 Prozent sogar noch stärker im Plus. Bei den sich Woche um Woche aufhellenden Konjunkturdaten sind weitere Kurssprünge nicht ausgeschlossen, berichtet Bloomberg.
Fondsmanager untergewichtet
Weil kaum jemand das erwartet hatte, sind viele zu defensiv positioniert. Ein schneller Blick auf 1.180 aktiv verwaltete Fonds mit Fokus auf europäische Aktien zeigt einen durchschnittlichen Zuwachs von nur 6,7 Prozent - das seit weit unter den typischen Benchmarks.
Das Dilemma ist laut Bloomberg: Steigt man jetzt womöglich bei einem Zwischenhoch ein und geht im Laufe der nächsten Wochen doch noch etwas schief, wird die Fallhöhe immer höher. Andererseits besteht durchaus die Chance, dass ein starker Einbruch tatsächlich vermieden werden kann - und in dem Fall reißt zögerliches Handeln die Performance-Lücke noch weiter auf.
ETFs, Quants und Momentum-Trader peitschen die Kurse hoch
Erschwerend kommt hinzu: Während fundamental orientierte Anleger sich den Kopf kratzen und das Pro und Contra abwägen, drücken passive und regelbasierte Investoren den Markt immer weiter nach oben. Das gibt der Rally weiterhin reichlich Treibstoff. Die Kehrseite ist, dass bei Umkehr des Trends das Pendel umso schneller in die andere Richtung ausschlagen kann, warnt Bloomberg abschließend. (aa)