Deutsche Inflation sinkt dank politischer Interventionsmaßnahmen
Die Inflation in Deutschland hat sich unerwartet abgeschwächt, da befristete Entlastungsmaßnahmen des Staates wie der Tankrabatt und das 9-Euro-Ticket ihre Wirksamkeit zeigten und den Druck auf die Haushalte verringerten. Ob dieser Trend anhalten wird?
Der Anstieg der Verbraucherpreise verlangsamte sich im Juni auf 8,2 von 8,7 Prozent im Mai, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch meldete. Die Entwicklung hatte sich in den Preisdaten der Bundesländer bereits abgezeichnet. Von Bloomberg befragte Volkswirte hatten mit 8,8 Prozent gerechnet.
EZB wird sich dadurch nicht beirren lassen
Auch wenn die Daten eine gewisse Erleichterung bedeuten, werden sie die Europäische Zentralbank nicht davon abhalten, im nächsten Monat zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt die Zinsen anzuheben. In anderen Ländern der Eurozone bleibt der Inflationsdruck hoch: Spanien meldete am Mittwoch einen überraschenden Anstieg auf ein Allzeithoch von zehn Prozent, in den baltischen Ländern beträgt sie über 20 Prozent. Dortige Notenbanker plädieren denn auch für größere Zinsschritte der EZB.
Die Volkswirte von Berenberg erwarten, dass die Verlangsamung in Deutschland nicht von Dauer sein wird. “Der Rückgang ist auf vorübergehende staatliche Interventionen zurückzuführen”, erklärte Berenberg-Ökonom Salomon Fiedler in einer Analyse. Der Tankrabatt und das Ticket hätten sich im Jahresvergleich mit 0,3 beziehungsweise 0,8 Prozentpunkten ausgewirkt.
Inflation in den deutschen Bundesländern
Hier sieht es nach einer gewissen Plateaubildung aus.
Im Juli könnte eine weitere staatliche Maßnahme - die Abschaffung der Abgabe für erneuerbare Energien auf die Strompreise - die Inflation weiter senken, so Fiedler. (kb)