Berenberg über einen möglichen "Policy Error" der Zentralbanken
Der Chefanlagestratege des Hamburger Traditionshauses warnt vor den negativen Folgen zu hoher Zinsen.
Die amerikanische Zentralbank hat zwar jüngst den Leitzins erhöht und weitere Zinserhöhungen in Aussicht gestellt, der Markt geht aber von einem „Policy Error“ aus und preist vier US-Zinssenkungen bis Jahresende, rekapituliert Prof. Dr. Bernd Meyer, Chefanlagestratege und Leiter Multi Asset im Wealth and Asset Management bei Berenberg, die jüngste, wichtigste Entwicklung betreffend die weitere Zinspolitik im aktuellen "Berenberg Monitor".
Weitere Verwerfungen möglich
Die noch restriktivere Geldpolitik erhöht die Wahrscheinlichkeit von weiteren Verwerfungen wie zuletzt im Bankensektor und damit auch das Rezessionsrisiko – nicht zuletzt, weil Banken bei der Kreditvergabe zunehmend vorsichtiger agieren dürften, warnt Meyer.
Konsequenterweise legte Gold überproportional zu, während zyklische Rohstoffe sowie Aktiensegmente nachgaben und der US-Dollar aufgrund der abnehmenden Zinsdifferenz gegenüber anderen Währungspaaren abwertete.
"Beispielsweise erwartet der Markt, dass die EZB-Zinsen zum Jahresende zwischen 25 und 50Bp höher sein werden. Wie es um die Unternehmen steht, wird die bald startende Q1-Berichtssaison zeigen. Spannend dürfte vor allem sein, wie viel Wachstumsimpulse China tatsächlich liefert und wie die Unternehmen den Ausblick für den weiteren Verlauf des Jahres sehen", schreibt Meyer.
Vorösterliche Ruhe
Nach den großen Zentralbanksitzungen im Westen wird es für die kommenden zwei Wochen geldpolitisch sehr ruhig. In Japan übernimmt Kazuo Ueda am 8. April offiziell das Amt des Zentralbankchefs von Haruhiko Kuroda, der den Posten seit 2013 innehatte. Allerdings wird nicht mit einer abrupten, sondern nur mit einer schleichenden Änderung der ultra-expansiven Geldpolitik gerechnet. (aa)