Logo von Institutional Money
| Regulierung

Wie es deutsche Pensionskassen mit der ESG-Transparenz halten

Der Großteil der Pensionskassen verzichtet noch auf die inhaltliche Offenlegung der Berücksichtigung von ESG-Kriterien bei ihren Anlageentscheidungen, wie eine Umfrage unter den Besuchern am WTW-Pensionskassentag 2023 zeigt.

© Egor / stock.adobe.com

Die meisten heimischen Pensionskassen haben hinsichtlich ihrer Transparenz noch einige Arbeit vor sich, wie eine WTW-Erhebung offenbart: Eine klare Majorität der von WTW befragten Pensionskassen (82 Prozent) wählen derzeit noch den sogenannten Explain-Ansatz und verzichten darauf, ausführlich offen zu legen, wie sie ESG-Kriterien in ihren Anlageentscheidungen berücksichtigen. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) haben sich in den letzten zwölf Monaten mit dem Thema Bestandsübertragung befasst. Zwei Drittel (66 Prozent) sehen deutlichen Verbesserungsbedarf bei der praktischen Umsetzung der Ausgliederungsanzeigen-Verordnung. Dies ergab eine Umfrage im Rahmen des Pensionskassentags der Unternehmensberatung WTW, über deren Ergebnis das Consulting-Unternehmen in eigener Sache informiert.

ESG-Kriterien: EbAVs wählen Explain-Ansatz
Mit Blick auf die Berücksichtigung von ESG-Kriterien in Anlageentscheidungen sagt Tim Voetmann, Leiter der Pensionskassenberatung bei WTW: „Es ist nicht überraschend, dass die Mehrheit der Pensionskassen derzeit nicht ausführlich offen legt, wie ESG-Kriterien in die Anlageentscheidungen eingehen. Die EU-konforme Umsetzung des Comply-Ansatzes stellt hohe Anforderungen an Datenverfügbarkeit und Kontrollmechanismen. Deswegen wählen die Pensionskassen aktuell noch den Explain-Ansatz. Mittel- bis langfristig müssen sich die Pensionskassen aber auf detailliertere Offenlegungspflichten einstellen.“

Wachsende Dynamik bei Bestandsübertragungen
Wenn der Bestand einer Pensionskasse absehbar eine gewisse Größe unterschreitet, kann das eine effiziente Abwicklung und gegebenenfalls einen angemessenen Risikoausgleich erschweren. Zudem stellen die steigenden regulatorischen Anforderungen die Pensionskassen vor große Herausforderungen. Hinzu kommen vermehrt Nachfolgeproblematiken in Zeiten des Fachkräftemangels. „Aus diesem Grund überprüfen insbesondere mittlere und kleinere Pensionskassen ihre strategische Geschäftsausrichtung und denken in diesem Zusammenhang regelmäßig auch über Bestandsübertragungen nach“, sagt Thomas Obenberger, verantwortlich für die rechtliche Beratung von Pensionskassen bei WTW. So haben sich mehr als die Hälfte der befragten Pensionskassen (55 Prozent) in den vergangenen zwölf Monaten mit diesem Thema beschäftigt.

Pensionskassen sehen Verbesserungsbedarf bei Ausgliederungsanzeigen-VO
Zur Erinnerung:Die neue Ausgliederungsanzeigen-Verordnung regelt, wie Pensionskassen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht anzeigen müssen, wenn sie die für ihre Geschäftstätigkeit erforderlichen Aufgaben nicht selbst erfüllen, sondern an Dienstleister auslagern. Zwei Drittel (66 Prozent) der befragten Pensionskassenvertreter sehen bei der praktischen Umsetzung der Verordnung Verbesserungsbedarf. 28 Prozent betrachten sie als ungenügend. Nur sieben Prozent halten sie für angemessen.

Tim Voetmann erklärt: „Derzeit gibt es große Schwierigkeiten mit der Portallösung zur technischen Umsetzung. Viele Pensionskassen sind unsicher, wie sie bestehende und geplante Ausgliederungen rechtssicher anzeigen können.“ (aa)

---
Über den WTW Pensionskassentag:
Seit 2013 veranstaltet WTW seinen jährlichen Pensionskassentag, der in Fachvorträgen und Fallbeispielen aus der Unternehmenspraxis aktuelle Themen und Entwicklungen im Pensionskassenbereich beleuchtet. Am Pensionskassentag 2023 am 25. Mai 2023 unter dem Motto „Auf Transformationskurs“ nahmen rund 40 Pensionskassenvertreter und Fachexperten teil.

Dieses Seite teilen