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Von der Pflicht zur Kür: Mit solider ESG-Governance Zukunft gestalten

Spätestens mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) rückt Nachhaltigkeit noch stärker in den Fokus der Unternehmen. Was brauchen Asset Managemer, um ihr Geschäft erfolgreich auf den Dreiklang aus Environment, Social und Governance (ESG) ausrichten zu können?

Kevin Naumann ist Partner im Bereich Financial Services bei der KPMG und verantwortlich für das Asset Management Consulting. Er begleitet Kunden im Kontext ESG von der konsequenten Ausgestaltung der eigenen Strategie über die Produktgestaltung bis hin zur Prozesssicherheit, um alle Fragen effizient, pragmatisch und zukunftsfähig zu beantworten.
Kevin Naumann ist Partner im Bereich Financial Services bei der KPMG und verantwortlich für das Asset Management Consulting. Er begleitet Kunden im Kontext ESG von der konsequenten Ausgestaltung der eigenen Strategie über die Produktgestaltung bis hin zur Prozesssicherheit, um alle Fragen effizient, pragmatisch und zukunftsfähig zu beantworten.

© KPMG

Damit Asset Management Gesellschaften ihr Geschäft erfolgreich auf den Dreiklang aus Environment, Social und Governance (ESG) ausrichten können, brauchen Vermögensverwalter eine belastbare Strategie und eine Operationalisierung der gleichen. Wie sie vorgehen sollten und was es zu beachten gilt, erläutert im Folgenden Kevin Naumann, Partner bei KPMG.

Was die CSRD umfasst
Die CSRD verpflichtet Vermögensverwalter künftig, noch mehr Informationen über weite Teile ihrer Wertschöpfungskette offenzulegen und transparent zu machen, wie nachhaltig sie handeln. Eine solide ESG-Governance ist unerlässlich, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden. Zwar gibt es kaum ein Unternehmen in der Branche, das nicht zwischenzeitlich eine Nachhaltigkeitsstrategie verfasst hat, Kevin Naumanns Erfahrungen zeigen aber, dass diese häufig noch deutliches Optimierungspotenzial bietet: "Das hat verschiedene Gründe. So waren die Fondsverwalter in den letzten Jahren vor allem damit beschäftigt, die regulatorischen Vorgaben der letzten Jahre, wie etwa die Offenlegungsverordnung, umzusetzen. Außerdem sind die hausinternen Ressourcen, die sich konkret mit Nachhaltigkeit und den Folgen beschäftigen, oft begrenzt. Ein weiterer Faktor ist die Tatsache, dass ein fundiertes Knowhow zu ESG-Themen erst noch aufgebaut werden muss und speziell ausgebildete Fachkräfte erst langsam auf den Arbeitsmarkt kommen. Außerdem sahen Asset Managemer Nachhaltigkeit bisher vorrangig aus der Produkt-Perspektive und suchten nach nachhaltigen Investments für die Kunden. Weniger beleuchtet wurde dagegen, wie „grün“ die Gesellschaft ist und wo ESG das Unternehmen insgesamt verändert."

Dem Umdenken muss ein Umsteuern folgen
Die CSRD zwingt nun auch Vermögensverwalter, ihre ESG-Strategie zu hinterfragen. Sie sollten für ihr Unternehmen als Ganzes neu definieren, wie nachhaltig sie sein wollen und vor allem: sein können. Naumann dazu: "Die im Vorstand definierte nachhaltige Ausrichtung muss dann konsequent auf jede Einheit heruntergebrochen und in den verschiedenen Teilen der Wertschöpfung tatsächlich gelebt werden. Das heißt: Ein Vermögensverwalter, der sich als „nachhaltig“ positioniert, kann einerseits schwerlich in Unternehmen investieren, die deutlich im Widerspruch zu den ESG-Kriterien stehen. Oder wenn er das tut, sollte er es zumindest gut begründen können. Andernfalls droht ihm nicht nur ein medialer Shitstorm, sondern bei falschen Produktversprechen ein massiver Reputationsschaden und im schlimmsten Fall sogar eine Haftungsklage. Dazu muss das Unternehmen auch beispielsweise seine Lieferkette, seine Reise-Policy oder die IT-Ressourcen hinterfragen und in den Kontext ihrer ESG-Strategie stellen."

Die Vorarbeit: alle relevanten Ebenen einbinden
Vermögensverwalter, die ihre ESG-Strategie jetzt (neu) aufstellen wollen, sollten strukturiert vorgehen und drei Dimensionen in den Blick nehmen. "Die erste und wichtigste Dimension ist die Regulatorik. Die Unternehmen müssen, sofern nicht bereits geschehen, eine Bestandsaufnahme machen: Welche regulatorischen Vorgaben mit ESG-Bezug gibt es, welche davon sind für sie relevant und was muss jetzt konkret getan werden? Im zweiten Schritt sollten unbedingt die relevanten Interessengruppen wie Anteilseigner oder Gesellschafter eingebunden werden, um deren Erwartungen zu kennen und nach Möglichkeit einfließen zu lassen. Die dritte Dimension bildet dann die unternehmenseigenen Ambitionen ab. Hier geht es darum, wie stark sich ein Fondsverwalter als nachhaltiger Anbieter auf dem Markt positionieren will", merkt Naumann an.

Die vier Säulen einer tragfähigen ESG-Governance
Sobald die Ansprüche aller Stakeholder bekannt sind, kann ein Asset Manager beginnen, die Strategie zu entwickeln. Damit die künftige Governance aus einem Guss ist, sollte sie auf den vier folgenden Säulen beruhen, findet Naumann. "Die erste ist die organisatorische Verantwortung. Oftmals ist der Themenkomplex Nachhaltigkeit bisher im Portfoliomanagement angesiedelt. Das verengt aber den Blick zu sehr auf die Produkte und klammert das Unternehmen als Ganzes aus. In höherem Maße erfolgversprechend ist es daher, den Aufgabenbereich Nachhaltigkeit im Vorstand anzusiedeln und eine eigene Stabsstelle zu schaffen. Die Stabsstelle sollte dann dafür verantwortlich sein, dass die ESG-Governance an alle Mitarbeitenden kommuniziert wird. Um zu verhindern, dass aus der Strategie ein Papiertiger wird, braucht es, zweitens, klare Prozesse. Sie definieren, wie Nachhaltigkeit konkret im Unternehmensalltag gelebt werden soll. Dies gelingt aber nur, wenn es als dritte Säule eine Dokumentation der Prozesse und Ziele gibt. Sie muss klar und verständlich formuliert und allen Beschäftigten bekannt sein. Und die vierte Säule ist ein wirksames Kontrollsystem. Es gewährleistet, dass die jeweiligen Anforderungen an die Bereiche mit den ESG-Kriterien harmoniert und nicht verletzt werden."

Nachhaltigkeit ist Verantwortung und Chance zugleich
Die CSRD hat bei vielen Finanzdienstleistern alles andere als Jubelschreie ausgelöst. Sie bietet jedoch auch Chancen. Naumann führt aus: "Denn die CSRD erweitert den Kreis der Unternehmen, die einen Nachhaltigkeitsbericht abgeben müssen. Für mittelständische Betriebe folgt daraus, dass sie beim Investieren stärker auf ESG-Kriterien achten werden. Daraus können sich für Asset-Management-Gesellschaften neue Absatzmöglichkeiten ergeben. Hinzu kommt: Die Finanzbranche ist der wichtigste Kapitalgeber der Wirtschaft. Fondsverwalter können mitentscheiden, in welche Projekte ihr Geld fließt, und sollten diese Rolle aktiv wahrnehmen." (kb)

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