Vater der "Dollar Smile"-Theorie warnt vor massiven Dollar-Risiken
Investoren mit nicht gehedgtem US-Dollar-Exposure sollten ihre Positionen vielleicht noch einmal überdenken. Denn der Ökonom Stephen Jen, Entwickler der Dollar-Smile-Theorie, und Joana Freire von Eurizon SLJ Capital, erachten Billionenschwere Dollarverkäufe durchaus als möglich.
Dem Dollar droht eine Verkaufslawine von 2,5 Billionen US-Dollar, da asiatische Länder ihre Bestände der globalen Reservewährung abbauen. Diese Warnung spricht der Ökonom Stephen Jen aus. Er wurde durch seine vor zwei Jahrzehnten entwickelte Dollar-Smile-Theorie bekannt, wonach der Greenback an Wert gewinnt, wenn die amerikanische Wirtschaft entweder stark wächst oder einen tiefen Einbruch erlebt.
Druck auf den US-Dollar könnte steigen
Asiatische Exporteure und Investoren dürften in den vergangenen Jahren einen “extrem großen” Dollar-Berg angehäuft und so den Handelsüberschuss der Region mit den USA vergrößert haben, schrieben Jen und Joana Freire von Eurizon SLJ Capital vor kurzem in einer Analyse. Angesichts der Verschärfung von Donald Trumps Handelskrieg könnten einige asiatische Investoren nun große Teile ihrer Gelder zurückholen oder ihre Absicherung gegen einen schwächelnden Dollar verstärken. Dies könnte einen Exodus aus der Reservewährung auslösen.
“Wir vermuten, dass diese Dollaranhäufungen durch asiatische Exporteure und institutionelle Anleger extrem groß sein könnten – möglicherweise in der Größenordnung von rund 2,5 Billionen Dollar – und ein starkes Abwärtsrisiko für den Dollar gegenüber diesen asiatischen Währungen darstellen”, schrieben Jen und Freire.
Mehrere Währungsaufwertungen voraus
Trumps Veränderung der globalen Handelsordnung gefährdet die langfristige Anziehungskraft der Währung, da sie Investoren veranlasst, ihre auf einen US-Exzeptionalismus ausgerichteten Strategien zu überdenken. Ein übergroßer Sprung im Taiwan-Dollar am Montag verstärkte die Spekulationen, dass Politiker in Asien im Rahmen ihrer Bemühungen um ein Handelsabkommen mit den USA bereit sein könnten, ihre Währungen gegenüber dem Dollar aufzuwerten.
Der Bloomberg Dollar Index ist seit seinem Höchststand im Februar um etwa acht Prozent gefallen, während alle asiatischen Währungen im letzten Monat gegenüber dem Dollar an Stärke gewonnen haben (siehe Grafik unten).
Weitere Dollarverkäufe drohen
Im August hatte Jen gesagt, dass über eine Billion Dollar nach China zurückfließen könnten, wenn Unternehmen aus der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt bei Zinsssenkungen der US-Notenbank Dollar-Vermögenswerte abstoßen.
Abflüsse aus dem Dollar in Billionen-Volumen könnten durch Dollar-Positionen beschleunigt werden, die nicht gegen Devisenschwankungen abgesichert sind, warnt Jen mit Blick auf asiatische Länder mit hohen Außenhandelsüberschüssen. Dazu gehören neben China und Taiwan auch Malaysia und Vietnam.
Es gebe ein “erhebliches Ungleichgewicht auf der Welt, das den Dollar in eine anfällige Lage bringt”, schrieb Jen im jüngsten Bericht. (aa)
Dollar-Index im Langfristvergleich