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| Theorie

Schumpetersche Wirtschaftstheorie von neuem Abnehm-Medikament belebt

Wie das neue Abnehm-Medikament Wegovy die Schumpetersche Wirtschaftstheorie belebt und wo dabei die Chancen und Risiken für Investoren liegen, erläutert Dr. Ernst Konrad, Lead Portfoliomanager bei Eyb & Wallwitz.

Dr. Ernst Konrad, Lead Portfoliomanager bei Eyb & Wallwitz
Dr. Ernst Konrad, Lead Portfoliomanager bei Eyb & Wallwitz© Eyb & Wallwitz

Die neue Wunderspritze von Novo Nordisk - wie so oft in der Anfangsphase einer Innovation gibt es Euphorie und Skepsis zugleich. „Es ist verständlich, dass viel Hoffnung auf dem Medikament ruht. Fettleibigkeit ist eines der größten gesundheitlichen Probleme unserer Zeit und damit ein Milliardenmarkt“, erläutert Dr. Ernst Konrad, Lead Portfoliomanager bei Eyb & Wallwitz. Wohlhabende Industriestaaten wie die USA sind besonders betroffen. Die Kosten für die Gesundheitssysteme sind enorm. Nun kommt also ein Medikament, das verspricht das Problem zu lösen, und bescherte Anlegern riesige Gewinne.

Abnehmeffekt mit Nebenwirkungen
Das neue Medikament unter den Namen Wegovy und Ozempic helfe nicht nur Adipositas-Patienten, sondern habe das Potenzial, andere Wirtschaftsbereiche zu verändern, so Konrad. Er erklärt, warum die Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen ist. „Novo Nordisk sei auf die Behandlung von Diabetes spezialisiert. Weltweit leiden etwa 540 Millionen Menschen darunter, und für sie wurde Ozempic entwickelt. „Der Abnehmeffekt war eine Nebenwirkung. Nun betritt Novo Nordisk völlig unerwartet in einer Vorreiterrolle den Markt der Übergewichtigen, der doppelt so groß ist und stark wächst,“ erläutert Konrad. „Wir sehen hier also eine Transformation durch zusätzliche Anwendung. Schumpeter hätte sicherlich Freude daran, dies als ein weiteres Beispiel für seine Theorie der schöpferischen Zerstörung zu betrachten.“

Disruptiver Charakter über Industriegrenzen hinaus
Die disruptive Kraft der neuen Spritze wirke bereits. So berichtete der Einzelhandelsgigant Walmart, dass Nutzer der Spritze in Summe weniger Softdrinks und Süßwaren kauften. Die Aktien von Süßwarenherstellern gerieten daraufhin unter Druck; während Novo Nordisk zum wertvollsten Unternehmen in Europa wurde. „Schumpeters Theorie der Schöpferischen Zerstörung besagt, dass Innovation und Veränderung die Wirtschaft antreiben. Das neue Abnehm-Medikament scheint genau dies zu bewirken, indem es bestehende Geschäftsmodelle und Märkte in Frage stellt und neue Chancen schafft,“ erklärt Konrad. Das Medikament habe das Potential, die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen zu verändern.

Dialysemarkt betroffen
So verloren beispielsweise auch Aktien von Dialyse-Gigant Fresenius Medical Care an einem Tag knapp 20 Prozent an Wert, weil durch die Spritze für viele Patienten die Notwendigkeit zur Dialyse sinke. Ob die Spritze tatsächlich einen bleibenden Einfluss hat, müsse sich aber erst noch zeigen. Aktuell zeige sich der Markt zumindest von dem Narrativ beeindruckt. „Auch wir bleiben in Novo Nordisk investiert“, sagt Konrad. Das Unternehmen habe langjährige Erfahrung in der Vermarktung von Pharmaka und die Möglichkeiten die Produktion auszubauen. Es sei äußerst wettbewerbsfähig und brauche sich nicht vor Konkurrenten mit ähnlichen Medikamenten zu fürchten. „Dennoch behalten wir den Markt natürlich sorgfältig im Auge.“

Auch bei den Verlierern gibt es Chancen
Unternehmen wie Nestle oder Pepsi solle man aufgrund dieser ersten Berichte aber noch lange nicht abhaken. Tatsächlich könne es im Zuge der ganzen Euphorie zu den Effekten der Abnehmspritze zu Unterbewertungen kommen und Aktien dieser Unternehmen könnten für Anleger besonders attraktiv werden. „Unternehmen wie Nestle sind breit aufgestellt und führend in ihrem Marktsegment. Sollte es langfristig zu einer sinkenden Nachfrage kalorienreicher Nahrungsmittel kommen, werden sie vermutlich einfach mehr kalorienreduzierte Alternativen anbieten. Das ist sogar die Marge höher“, verdeutlicht der Portfoliomanager. (kb)

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