Schroders Institutional Investor Study 2022: Das sind die Highlights
Eine von Schroders durchgeführte Flaggschiff-Studie unter institutionellen Investoren zeigt, wie es diese Profianleger mit Impact Investing und der Energiewende halten und was sie dazu bewegen würde, mehr in nachhaltige Anlagen zu investieren.
Impact Investing gewinnt bei Großanlegern immer mehr an Bedeutung. Laut der Schroders Institutional Investor Study 2022 wird Impact Investing neben ESG-Integration und Positivscreening mittlerweile als eine der wichtigsten Säulen des nachhaltigen Investierens angesehen.
Die Flaggschiff-Studie von Schroders für institutionelle Anleger, die erstmals 2017 durchgeführt wurde, ist ein wichtiger Indikator für die Investitionsbereitschaft von Anlegern auf der ganzen Welt. Es wurden 770 Anleger befragt, die insgesamt 27,5 Billionen US-Dollar an Vermögenswerten verwalten. Die Untersuchung wurde im März 2022 im Rahmen einer umfassenden weltweiten Umfrage von „CoreData“ durchgeführt.
Knapp die Hälfte (48 %) der Anleger weltweit gab an, dass Impact Investing ihr bevorzugter Ansatz zur Umsetzung von Nachhaltigkeit sei – ein deutlicher Anstieg gegenüber 38 Prozent vor einem Jahr und 34 Prozent im Jahr 2020. Bei den in Europa befragten Anlegern liegt dieser Anteil mit 50 Prozent sogar etwas höher (2021: 41 %, 2020: 32 %). Die Studie ergab auch, dass die Bedeutung einer vollständigen ESG-Integration in den Anlageprozess zugenommen hat, was diesen Ansatz unter den Anlegern noch stärker in den Vordergrund rückt.
Die wachsende Nachfrage nach Anlagelösungen mit Fokus auf die Energiewende spiegelt sich auch in den Ergebnissen wider. Weit über die Hälfte der Anleger (59 %) gab an, dass neue Anlagemöglichkeiten, die sich mit der Energiewende befassen, sie dazu bewegen würden, mehr in nachhaltige Anlagen zu investieren. Dieser Schwerpunkt war im Vereinigten Königreich und in Europa besonders stark ausgeprägt, wo 68 Prozent bzw. 62 Prozent der Anleger den Bedarf an mehr auf die Energiewende ausgerichteten Lösungen hervorhoben.
Bedenken hinsichtlich der Wertentwicklung nachhaltiger Anlagen
Trotz wachsender Bedeutung von Nachhaltigkeitsanlagen sind gleichzeitig die Sorgen um die Wertentwicklung nachhaltiger Anlagen in den letzten zwölf Monaten gestiegen: 53 Prozent der Anleger geben dies als Herausforderung an, verglichen mit 38 Prozent vor einem Jahr.
Unter den in Europa Befragten sind es 47 Prozent, aber auch hier war eine Zunahme im Vergleich zum Vorjahr zu beobachten (29 %). Dies ist eine deutliche Trendwende, da die Sorgen um die Wertentwicklung im Jahresvergleich bis jetzt durchgängig gesunken sind, und spiegelt wahrscheinlich das schwieriger gewordene Marktumfeld wider. Vor allem in der Region Asien-Pazifik und in Lateinamerika waren die Bedenken der Anleger sehr groß. Der Mangel an Transparenz und Daten wurde ebenfalls als eine der Haupthürden genannt, die Anleger von nachhaltigen Investitionen abhalten.
Engagement gefragt
Engagement bleibt für Anleger weltweit ein wichtiger Schwerpunkt. 59 Prozent der weltweit befragten Anleger gaben an, dass konkrete Belege für reale Auswirkungen die wichtigste Komponente einer Active Ownership-Strategie sind (Europa: 61 %). Fast zwei Drittel der Anleger weltweit (64 %) sind der Meinung, dass die Unternehmensführung/Governance (z. B. Transparenz bei Abstimmungen und Aktionärsbeschlüssen) das wichtigste Thema beim Engagement ist. In Europa liegt dieser Anteil mit 60 Prozent ähnlich hoch. Die Themen Menschenrechte und Klima vervollständigten die Top Drei der Engagement-Prioritäten.
Laut Schroders-Umfrage gaben fast vier von zehn Anlegern weltweit an, dass sie sich verpflichtet haben, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Dabei liegen die europäischen Anleger in diesem Punkt mit 42 Prozent vor den Anlegern in Lateinamerika (40 %), im asiatisch-pazifischen Raum (37 %) und in Nordamerika (28 %) an der Spitze. Ein Drittel der nordamerikanischen Investoren beschäftigt sich noch mit dem Übergang, hat sich aber noch nicht auf konkrete Ziele festgelegt.
Ausblick für Investitionen
Generell haben sich die Renditeerwartungen der Anleger für die nächsten fünf Jahre im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert. Das ist auf die erheblichen Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen steigender Inflation und Zinsen sowie auf die zunehmende geopolitische Unsicherheit und die Befürchtung einer weltweiten Konjunkturabschwächung zurückzuführen.
Inmitten der eingetrübten Aussichten stellte die Studie jedoch fest, dass das Vertrauen der Anleger in die Erreichung ihrer Renditen stabil geblieben ist – höchstwahrscheinlich das Ergebnis ihrer zurückgeschraubten Erwartungen.
Interessanterweise hat die Besorgnis über globale Pandemien im Vergleich zu den beiden Vorjahren deutlich an Bedeutung für die Anleger verloren.
Eine Reihe von Themen erscheinen auf den Radarbildschirmen
„Die Märkte befinden sich weiterhin im Spannungsfeld zwischen der Sorge um Zinserhöhungen und der jener um Rezessionsrisiken. Die Studie hat ergeben, dass die Allokation der Anleger in Aktien gesunken ist, was unsere eigene Positionierung widerspiegelt. Um zu entscheiden, welche anderen Positionen neben der defensiven Kernposition in Aktien gehalten werden sollen, erfordert die Abwägung, ob die Zins- oder die Wachstumsrisiken am wichtigsten sind“, kommentiert Johanna Kyrklund, Group Chief Investment Officer und Co-Head of Investment bei Schroders. „Im Hinblick auf die Auswirkungen auf die Portfolioperformance hat die Studie ergeben, dass eine Reihe von Themen zunehmend auf dem Radar der Anleger erscheinen: steigende Inflation und Zinssätze, eine restriktive Geldpolitik, globale Konflikte und die drohende Gefahr eines weltweiten Konjunkturrückgangs. All dies sind Faktoren, die Schroders als aktiver Manager im Namen seiner Kunden weltweit zu steuern versucht.
Schroders kommt zu dem Schluss, dass man sich weiterhin in erster Linie auf die Folgen steigender Zinssätze konzentrieren werde, da die traditionellen Inflationsmodelle anfällig für Versorgungsengpässe sind, die durch eine Vielzahl noch nie dagewesener Ursachen verursacht werden: das Ausgabeverhalten nach einer Pandemie, der Stillstand in China und der Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Daher konzentrieren sich die Zentralbanken vor allem auf die Normalisierung ihrer Geldpolitik.
Sorge um die Rendite
„Die Schroders Institutional Investor Study zeigt einmal mehr, wie Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung gewinnt. Viele der in der Studie aufgezeigten Ergebnisse decken sich mit den Eindrücken, die wir bisher aus den Gesprächen mit unseren Kunden in Deutschland und Österreich gewinnen konnten. Impact Investing und die Unterstützung der Energiewende sind für viele Anleger wichtige Aspekte und viele haben sich zur Erreichung auf Netto-Null-Emissionen für 2050 verpflichtet.
Gleichzeitig beobachten wir auch zunehmende Unsicherheit bei unseren Kunden. Viele machen sich Sorgen, dass sich ihre angestrebten Renditeziele aufgrund der Vielfalt aktueller Risiken nicht oder nur schwer erreichen lassen.
Gerade jetzt ist es für uns umso wichtiger, mit unseren Kunden in den Dialog zu treten und sie bei ihren Anlagezielen bestmöglich zu beraten und zu unterstützen. Dabei hilft uns vor allem der persönliche Austausch vor Ort, der glücklicherweise nicht mehr so stark eingeschränkt ist wie in den letzten zwei Jahren seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie“, erklärt Carlos Böhles, Leiter institutionelles Geschäft bei der Schroder Investment Management (Europe) S.A., German Branch, abschließend. (aa)