Profitabilität: Das Ende eines Goldenen Zeitalters
Laut einer Studie der internationalen Unternehmensberatung Bain & Company und des Marktforschungsinstituts Oxford Economics befindet sich die Ära steigender Unternehmensgewinne an ihrem Endpunkt – die Autoren raten in diesem Umfeld, sich von der Quartalszahl-Gläubigkeit abzuwenden.
In den vergangenen drei Dekaden kannten die Gewinne zahlreicher Unternehmen weltweit nur eine Richtung: nach oben. Mit im Schnitt jährlich sieben Prozent sind sie fast doppelt so stark gewachsen wie das Bruttoinlandsprodukt vieler Industriestaaten. Doch diese goldene Ära neigt sich dem Ende zu. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Peak Profits“ der internationalen Unternehmensberatung Bain & Company und des Marktforschungsinstituts Oxford Economics.
Zwei Auslöser
Für die rückläufige Gewinnentwicklung sind laut Studie zwei Faktoren ausschlaggebend. Zum einen gibt es schon seit einigen Jahren eine Gegenbewegung zur Globalisierung. Angesichts zunehmender Handelskonflikte organisieren Unternehmen ihre Lieferketten neu und setzen nicht mehr nur auf die weltweit günstigsten Zulieferer. Dass mehr lokal beziehungsweise regional produziert wird, drückt auf die Margen. Zum anderen verändert der demografische Wandel die Arbeitsmärkte.
Europa besonders betroffen
Besonders stark leiden Europas Unternehmen unter rückläufiger Profitabilität. Gewinnsteigerungen beruhten zuletzt weitgehend auf der Einführung des Euros und der wirtschaftlichen Zusammenarbeit in der Europäischen Union. In Italien sank die Eigenkapitalrendite börsennotierter Unternehmen in der letzten Dekade von 13,5 auf 5,5 Prozent, in Spanien von 21,3 auf 8,2 Prozent. Auch in Deutschland hinkt die Gewinnentwicklung hinter dem Wachstum her. Während die deutsche Wirtschaft 2018 insgesamt 22 Prozent der Wirtschaftskraft der europäischen Industriestaaten generierte, erzielte sie nur 18 Prozent der Gewinne. Die Eigenkapitalrendite hält sich seit Jahren relativ stabil bei etwas über zwölf Prozent.
Dem Umfeld trotzen
„Trotz des schwieriger werdenden Umfelds können Unternehmen auskömmliche Margen erwirtschaften“, zeigt sich Bain-Deutschlandchef Walter Sinn überzeugt. Denn ein Großteil der Profitabilitätsunterschiede lasse sich auf individuelle Gegebenheiten in einer Firma oder Branche zurückführen. Dagegen könne das Management angehen, zum Beispiel Wettbewerbsvorteile herausarbeiten oder das Geschäft ausbauen, sei es organisch oder anorganisch.
In einer Rezession einfach nur die Kosten zu senken führt nicht zum Erfolg. Aus Sicht von Sinn sei in turbulenten Zeiten der dauerhaften Stabilisierung des Unternehmens mehr Bedeutung einzuräumen als Quartalszahlen. Bains Deutschlandchef konstatiert: „Firmenlenker brauchen eine Langfriststrategie, in der die nachhaltig profitable Entwicklung des Unternehmens und dessen Nutzen für die Gesellschaft im Vordergrund stehen. Und die muss die Investoren überzeugen", so Sinn
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