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| Theorie

Private Placement versus IPO: Kapitalbeschaffungswege im Vergleich

Unternehmen, die Kapital beschaffen wollen, stehen häufig vor der Wahl zwischen einem Private Placement (PP) oder einem Initial Public Offering (IPO). Beide Ansätze haben Vor- und Nachteile, die es gründlich abzuwägen gilt, insbesondere für wachstumsstarke Start-ups und KMUs.

Arkadi Belocerkov, Gründer und Geschäftsführer der Swiss Value Group, wägt ab, wann IPOs oder Private Placements die richtige Enstcheidung darstellen.
Arkadi Belocerkov, Gründer und Geschäftsführer der Swiss Value Group, wägt ab, wann IPOs oder Private Placements die richtige Enstcheidung darstellen.© Swiss Value Group AG

Während Private Placements (PP) oft schneller und flexibler sind, bieten IPOs Zugang zu einer größeren Investorenbasis. "Entscheidend ist die strategische Ausrichtung des Unternehmens und die langfristigen Ziele", sagt Arkadi Belocerkov ist Gründer und Geschäftsführer der Swiss Value Group, einer international tätigen Beteiligungsgruppe, die sich auf Investitionen in nachhaltige Immobilien und erneuerbare Energien spezialisiert hat.

Private Placements haben Vorteile.....
Dabei handelt es sich um Finanzierungsrunden, bei denen Unternehmensanteile an eine ausgewählte Gruppe akkreditierter Investoren verkauft werden, wie zum Beispiel Investmentbanken, Pensionsfonds oder wohlhabende Privatpersonen. Im Gegensatz zu einem öffentlichen Börsengang bleibt diese Methode privat, was bedeutet, dass sie weniger regulatorische Anforderungen mit sich bringt und deutlich schneller abgewickelt werden kann. Ein großer Vorteil von PPs liegt in der Schnelligkeit und Effizienz, da keine aufwändigen behördlichen Prüfungen oder Offenlegungsverpflichtungen notwendig sind, was die Kosten senkt und den Prozess beschleunigt. Zudem bieten PPs Unternehmen mehr Flexibilität, da sie die Auswahl der Investoren steuern und individuellere Konditionen aushandeln können. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die Verwässerung der bestehenden Gesellschafter begrenzt bleibt, da der Kreis neuer Investoren klein gehalten wird, wodurch die Kontrolle über das Unternehmen meist bestehen bleibt.

.... aber auch Nachteile
Allerdings bringt ein Private Placement auch einige Nachteile mit sich. Einer der größten ist die begrenzte Liquidität der Anteile, da sie nicht an öffentlichen Börsen gehandelt werden können. Dies kann das Interesse von Investoren mindern, die auf schnelle Handelsmöglichkeiten angewiesen sind. Zudem ist der Investorenkreis oft auf eine kleine, wohlhabende Gruppe beschränkt, was das Kapitalbeschaffungspotential und damit das Wachstum des Unternehmens limitieren kann.

Initial Public Offering (IPO): Pros......
Ein Initial Public Offering (IPO) hingegen ist der Schritt eines Unternehmens an die Börse, bei dem Anteile an die breite Öffentlichkeit verkauft werden. Durch ein IPO kann das Unternehmen wesentlich mehr Kapital beschaffen, allerdings ist dies mit einem höheren regulatorischen Aufwand verbunden. Einer der Hauptvorteile eines Börsengangs ist der Zugang zu einem großen Investorenmarkt, sowohl von institutionellen als auch privaten Anlegern. Dies eröffnet erhebliche Kapitalbeschaffungsmöglichkeiten und kann das Wachstum des Unternehmens beschleunigen. Ein weiterer Vorteil ist die gesteigerte Reputation und Sichtbarkeit, da der Börsengang die öffentliche Wahrnehmung erhöht und das Markenimage des Unternehmens stärkt. Zudem profitieren Aktionäre von der hohen Liquidität, da sie ihre Anteile nach dem IPO auf dem freien Markt handeln können, was das Investment attraktiver macht.

.... und Cons
Demgegenüber stehen jedoch auch mehrere Nachteile. Die Kosten für die Vorbereitung eines IPOs sind erheblich und beinhalten Ausgaben für Marketing, Rechtsberatung und die Einhaltung regulatorischer Anforderungen. Zudem kann der Börsengang zu einem Verlust der Kontrolle führen, da ein erheblicher Teil der Unternehmensanteile in den freien Handel übergeht, was die Machtstrukturen innerhalb des Unternehmens verwässern kann. Darüber hinaus müssen börsennotierte Unternehmen umfangreiche Finanzdaten und andere sensible Informationen öffentlich zugänglich machen, was sie gegenüber Konkurrenten potentiell verwundbar macht.

Unterschiede und strategische Überlegungen
Ein entscheidender Unterschied liegt im Regulierungsaufwand und der Öffentlichkeit. Während ein IPO einen umfassenden und langfristigen Regulierungspfad erfordert, bleiben private Placements flexibel und innerhalb eines engeren Kreises von Investoren. IPOs eignen sich besonders dann, wenn ein Unternehmen bereit ist, ein breites Publikum anzusprechen und langfristige Wachstumsziele zu verfolgen, während ein Private Placement sinnvoll ist, wenn das Unternehmen noch wachstumsstark, aber nicht bereit für die breite Öffentlichkeit ist?

Wann ist welches Modell sinnvoll?
Ein Private Placement ist eine attraktive Option für Unternehmen, die schnell Kapital benötigen, dabei aber die volle Kontrolle behalten und hohe Kosten vermeiden möchten. Diese Finanzierungsform ist besonders in der Pre-IPO-Phase vorteilhaft, da sie es dem Unternehmen ermöglicht, seine Bewertung zu steigern und sich auf einen möglichen Börsengang vorzubereiten, ohne sich den strengen regulatorischen Anforderungen eines öffentlichen Angebots zu unterwerfen. Auf diese Weise kann das Unternehmen gezielt wachsen und Investoren ansprechen, während es gleichzeitig flexibel bleibt und die Eigentümerstruktur schützt.

Ein Initial Public Offering (IPO) hingegen wird interessant, sobald das Unternehmen ein gewisses Reifestadium erreicht hat und größere Kapitalmengen benötigt, um weitere Expansionen und eine stärkere Marktdurchdringung zu finanzieren. Ein IPO eröffnet den Zugang zu einem breiten öffentlichen Markt und verschafft dem Unternehmen nicht nur erhebliche Mittel, sondern auch eine erhöhte Reputation und Sichtbarkeit. Der Schritt an die Börse signalisiert Stabilität und Erfolg, was das Vertrauen von Investoren stärkt und dem Unternehmen langfristige Wachstumsmöglichkeiten eröffnet.

Fazit
Die Wahl zwischen einem Private Placement und einem IPO hängt stark von den individuellen Unternehmenszielen, dem Kapitalbedarf und der Bereitschaft zur Öffentlichkeit ab. Private Placements bieten Flexibilität und Geschwindigkeit, während IPOs langfristige Sichtbarkeit und ein breites Investorenpublikum eröffnen. Besonders vor einem IPO können Private Placements strategisch genutzt werden, um Kapital aufzubauen und gleichzeitig das Unternehmen auf den großen Schritt in die öffentliche Arena vorzubereiten. (kb)

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