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Metis Invest: Eine Dekade alt und immer auf Alpha-Jagd

Anlässlich des zehnjährigen Gründungsjubiläums veranstaltete Metis Invest eine Investorenkonferenz, zu deren Highlights eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion gehörte. „Institutional Money“ war vor Ort und fasst die wichtigsten Highlights zusammen.

Lukas Feiner (Metis Invest), Martin Stihsen (Merkur International Holding), Claudio Gligo (Bonus) und Stefan Bruckbauer (Bank Austria) (v.l.n.r), diskutierten anlässlich der Zehnjahresfeier der Grazer Metis Invest über mehrere interessante Themen.
Lukas Feiner (Metis Invest), Martin Stihsen (Merkur International Holding), Claudio Gligo (Bonus) und Stefan Bruckbauer (Bank Austria) (v.l.n.r), diskutierten anlässlich der Zehnjahresfeier der Grazer Metis Invest über mehrere interessante Themen.© Nadine Studeny für Metis Invest

Vor zehn Jahren nahm Metis Invest mit Sitz im österreichischen Graz ihren Geschäftsbetrieb auf und hat sich seitdem zu einer renommierten Investmentboutique mit Assets under Management von mehr als drei Milliarden Euro entwickelt. Neben dem Asset Management für Österreichs ältester Versicherung, die gleichzeitig Eigentümerin ist, managt Metis Invest auch Drittgelder in Form von institutionellen Mandaten und Publikumsfonds. Der Schwerpunkt liegt auf Unternehmensanleihen, umgesetzt beispielsweise im bereits im Jahr 2015 aufgelegten Flaggschifffonds Sirius 25 Corporate Bonds Fonds, dem inzwischen weitere Credit-Fonds mit ESG-Strategien folgten.

Mit Scharfsinn zu Alpha
Der Firmennamen „Metis“ referenziert auf die Göttin Metis, die in der antiken Mythologie für klugen Rat, Scharfsinn und „praktisches, komplexes Wissen“ stand. Dieses Motto wandelt das Metis Invest-Team in Alpha, sprich Überrendite zur Benchmark um. „Gerade beim Rentenmanagement ist aktives Management ein Erfolgsbringer“, betonte Metis Invest Geschäftsführer Mag. Bernhard Tollay anlässlich der Ende des ersten Quartals stattgefundenen Investorenkonferenz in Wien.

Podiumsdiskussion
Zu deren Höhepunkten zählte eine prominente besetzte Podiumsdiskussion zum Thema „Investieren nach der Zinswende“, die vom zweiten Metis-Geschäftsführer, Lukas Feiner (MSc CFA CAIA) moderiert wurde. Es diskutierten: Mag. Claudio Gligo, Chief Investment Officer (CIO) der Bonus-Gruppe, Mag. Martin Stihsen, CEO der Merkur International Holding und Mag. Stefan Bruckbauer, Chefökonom der Bank Austria.

Höhere Zinsen erleichtern das Investorenleben
Auf die Eröffnungsfrage, welche Rolle Anleihen im Portfolio spielen, betonte Gligo deren Wichtigkeit für institutionelle Investoren wie Pensions- oder Vorsorgekassen und andere Institutionen: „Anleihen spielen eine sehr wichtige Rolle in allen Risikogemeinschaften!“ Gligo erinnerte an deren Bedeutung hinsichtlich Diversifikation und Portfolio-Stabilisierung, aber auch an die Rolle einer (nach der Zinswende nunmehr wieder) sprudelnden Ertragsquelle. „Im Vergleich zur Vergangenheit sind die Ertragserwartungen an Bonds wieder gestiegen“, erklärte der Bonus-CIO. Unterm Strich wurden bei der Bonus zuletzt die Gewichtungen von Staatsanleihen leicht reduziert und Corporate Bonds etwas erhöht. Hinzu kommt Exposure bei alternativen Investments, um von den dort gebotenen Illiquiditätsprämien zu profitieren.

Martin Stihsen, Chef der Merkur International Holding und neben Bernhard Tollay Gründungsvater der Metis Invest, verriet, dass im Versicherungsportfolio Anleihen rund 80 Prozent Gewichtung hätten: „Man bekommt mit Anleihen bei angemessenen Risiken wieder gute Renditen.“ Höhere Zinskupons erleichterten vor allem das Management der Aktivseite einer Versicherungsbilanz. Stihsen erwartet, dass höhere Anleihenzinsen zukünftig für Rückflüsse aus alternativen Anlagen sorgen werden.

Betreffend die Regulierung erinnerte Stihsen daran, dass sich Versicherungen nicht nur Solvency II, sondern auch zahlreiche andere Regulierungen, wie beispielsweise „DORA“ („Digital Operational Resilience Act“, eine EU-Verordnung über die digitale operationale Resilienz im Finanzsektor) befolgen müssten. Die Regulierung insgesamt koste viel an Arbeitszeit. Diese sollte laut Stihsen lieber einem besseren Kundenwohl gewidmet werden.

Höhere Zinsen (insbesondere im Falle einer steilen Zinskurve) kommen auch der Bankenbranche zu Gute, erklärte seinerseits der Chefökonom der Bank Austria, Stefan Bruckbauer. Vor diesem Hintergrund seien die Gewinne der Bankenbranche in den letzten Jahren im zweistelligen Prozentbereich gewachsen, während die zinssensitive Baubranche unter höheren Zinsen in den vergangenen Jahren gelitten habe. Trotzdem misstrauen internationale Großanleger noch immer der Ertragskraft vieler europäischer Banken, wie die Aktienbewertungen unter dem Niveau des Eigenkapitals zeigten.

Bruckbauer monierte wie Stihsen den hohen Arbeits- und Kostenaufwand, den die Regulierung verursache. Der Chefökonom merkte aber auch an, dass man als europäische Bank den US-Banken und in Folge den Regulierern dankbar sein müsse: Denn durch deren riskante Geschäfte vor der Großen Finanzkrise 2008 hätten die Aufsichten mehr Augenmerk auf die Stabilität des Finanzsektors gelegt und für mehr Transparenz in den Bankenbilanzen gesorgt. Diese gewonnene Sicherheit käme nun allen heimischen Banken und damit auch Kunden und Investoren zu Gute.

Risiken unter der Lupe
In Folge wurde am Podium über die hohe Gewichtung der USA im MSCI-World-Index diskutiert. Angesichts dieses Klumpenrisikos, begleitet von historisch hohen Aktienbewertungen bei US-Technologieaktien, entschied sich die Bonus schon vor Jahren, ihre Aktientangente regional breiter zu diversifizieren und damit die günstigen europäische Aktien etwas höher zu gewichten. „Europäische Aktien haben zuletzt gut performt“, freute sich Gligo. Der Bonus-CIO bewies bereits zum Zeitpunkt der Veranstaltung einen guten Riecher, was die zukünftige Marktentwicklung anbelangt und prognostizierte eine baldige Marktkorrektur, die nur wenige Tage später tatsächlich eintrat.

ETFs: Segen oder Fluch?
Eine weiterer Diskussionspunkt waren ETFs und die Frage, ob es sich dabei um einen Fluch oder einen Segen handelt. Bruckbauer warnte vor den Problemen einer zu hohen Konzentration der Magnificent Seven in US-ETFs, aber auch MSCI World-ETFs und brach eine Lanze für aktives Portfoliomanagement. Gligo meinte, dass ETFs durchaus ihre Berechtigung im Werkzeugkasten institutioneller Investoren hätten und daher von seinem Haus gekauft werden. Aktives Management sieht Gligo im Vorteil in kleineren Segmenten, wo der Fondsmanager sein Können und Wissen aktiv nutzen könne. „Ich halte nichts davon, jede einzelne Assetklasse zu synthetisieren.“

Die Bonus-Gruppe setzt vor allem bei Aktien auf ETFs, und dann vor allem dann, wenn ein Mandatswechsel im Gange ist und die „schwebenden“ Gelder temporär im Rahmen eines Beta-Investments investiert werden müssen. „Ansonsten wollen wir keine Benchmark-Hugger“, betonte Gligo.

Den Abschluss bildete ein Diskurs darüber, inwieweit gerade kleine Investmentboutiquen erfolgreich am Markt agieren können. Stihsen - selbst Kunde der Metis - betonte den Vorteil kleinerer Asset Manager, die gerade in Marktnischen überdurchschnittlich gut performten und vor allem bei ihren Kunden mit besonders gutem Service punkteten. (aa)

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