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Meag: Warum ein „buy and maintain“-Ansatz Vorteile bringt

Weshalb ein „buy and maintain“-Ansatz mit semi-aktivem Management von Anleiheportfolios inzwischen zielführender als das früher verbreitete „buy and forget“ ist, erläutert Meags Head of Fixed Income Solutions, Matthias Wenzel.

Matthias Wenzel, Meag: "Anleihen-Direktbestände sind nach wie vor ein essenzieller Bestandteil institutioneller Portfolios. Dabei ist ein semi-aktiver Ansatz der Bewirtschaftung zunehmend gefragt."
Matthias Wenzel, Meag: "Anleihen-Direktbestände sind nach wie vor ein essenzieller Bestandteil institutioneller Portfolios. Dabei ist ein semi-aktiver Ansatz der Bewirtschaftung zunehmend gefragt."

© MEAG

Angesichts des Niedrigzinsumfeldes haben viele institutionelle Investoren ihre Anleihe-Direktbestände im Laufe der vergangenen Jahre reduziert. Gleichzeitig spielt der Direktbestand weiterhin eine tragende Rolle im Portfolio: Zum einen würden ohne ihn die maximal zulässigen Grenzen der Risikokapitalquoten überschritten. Zum anderen dient er als Risikopuffer, um in anderen, riskanteren, Bereichen des Kapitalmarktes investieren zu können, erinnert Matthias Wenzel, Head of Fixed Income Solutions bei der Meag, in einem "Institutional Money" exklusiv vorliegenden Beitrag.

Gute Gründe für aktives Management
Bis Ende 2021 lieferten sinkende Zinsen den Anlegern regelmäßig einen Buchgewinn über den Kupon hinaus. Das Jahr 2022 bescherte dem Anleihemarkt jedoch Kursverluste in einer Größenordnung, die eher für Aktienanlagen üblich sind. In diesem Umfeld zeigte sich einmal mehr, was sich bereits zuvor in der langjährigen Phase sinkender Zinsen und niedriger beziehungsweise negativer Renditen erwiesen hatte, betont Wenzel: Ein „buy and maintain“-Ansatz mit semi-aktivem Management von Anleiheportfolios ist für viele Investoren inzwischen zielführender als das früher verbreitete „buy and forget“.

Grundsätzlich lassen sich laut Wenzel mit semi-aktivem Management unter Einbeziehung der Komponenten Illiquidität, Komplexität und Credit Spreads Zusatzrenditen erzielen und Risiko-Rendite-Profile optimieren. Für eine zunehmende Nachfrage nach „buy and maintain“-Ansätzen sprechen vor allem drei Herausforderungen, vor denen Investoren stehen. Diese betrachtet Wenzel im Folgenden genauer:

Breiteres Anlageuniversum
Der massive Zinsrückgang bis Ende 2021 war ein Auslöser für viele institutionelle Investoren, ihr Anlageuniversum zu vergrößern und ihre Allokation um andere Asset-Klassen zu erweitern. In den vergangenen Monaten sind die Zinsen aber auch bei konservativen Kernanlagen wieder deutlich angestiegen. Die Renditen sind hoch, die Gefahr weiterer deutlicher Kursverluste geringer, Kupons bieten wieder Puffer gegen Marktschwankungen. Es lohnt also wieder, auf die Chancen von Fixed Income zu schauen, nicht nur auf die Risiken.

Gleichzeitig sind mögliche Kapitalmarktszenarien für die nächsten Monate deutlich breiter gestreut als in den Jahren zuvor. Eine gute taktische Allokation im Rahmen eines „buy and maintain“-Ansatzes profitiert von solchen Unsicherheiten. Sie ermöglicht, Risiken aktiv einzugehen und zum Beispiel aus einer Vielzahl von Positionierungen Mehrwert zu schaffen. Es lohnt sich also laut Wenzel auch im jetzigen Zinsumfeld, das breitere Anlageuniversum beizubehalten.

Schwierigerer Marktzugang
Ob staatliche, supranationale oder Unternehmensanleihen: Langfristig gewachsene Verbindungen zu den Emittenten sind heute wichtiger denn je, um mit ihnen bei Bedarf auch maßgeschneiderte Formate und Bedingungen aushandeln zu können. Dies ermöglicht auch Zugang zu Emittenten, die man am Kapitalmarkt selten antrifft und die ein speziell ausgerichtetes, eigenes Kreditresearch erfordern.

Doch viele Organisationen stehen vor einem Losgrößenproblem: Mit den üblichen Stückelungen wird es mitunter schwierig, zu bestimmten Emittenten oder Papieren überhaupt Zugang zu erhalten. Daher ist es von Vorteil, den Anlagebedarf bündeln und dann zielgerichtet auf internationale Schuldner zuzugehen.

Höhere regulatorische Anforderungen
Darüber hinaus verlangt die Regulatorik perspektivisch Änderungen, bei denen womöglich auch größere institutionelle Investoren an Grenzen stoßen werden. Denn lediglich externe ESG- und Credit-Ratings zu übernehmen, wird wohl nicht reichen. Insofern gewinnen Kompetenzen im Risikomanagement und Berichtswesen an Bedeutung. So führte die Illiquidität während der Finanzkrise zu der Erkenntnis, dass Investoren sich tiefer mit den Risiken ihrer Investitionen auseinandersetzen müssen, beispielsweise mit den Deckungsstöcken ihrer Covered Bonds.

"Infolgedessen wird mehr Information, Kontrolle sowie Prüfung benötigt, um offene Flanken im Hinblick auf finanzielle und regulatorische Verpflichtungen zu vermeiden. Hierbei können externe Manager, die auf „Buy and maintain“-Strategien für regulierte Kunden fokussiert sind und ein dementsprechend ausgerichtetes Research besitzen, entscheidende Hilfestellung bieten", bricht Meags Wenzel eine Lanze für sein Haus.

Direkter Zugriff auf Assets auch bei externer Verwaltung
Angesichts dieser Herausforderungen können Anlagen in Spezial- oder Publikumsfonds eine Lösung sein. Doch sind diese nicht immer der Weisheit letzter Schluss, sei es aus aufsichtsrechtlichen oder bilanziellen Gründen. Eine Alternative besteht darin, Direktbestände von externen Managern verwalten zu lassen. Die Investoren haben weiterhin vollen Zugriff darauf, und die Assets bleiben weiterhin auf der Bilanz – mit allen positiven Auswirkungen hinsichtlich der Planbarkeit von Erträgen.

"Zudem schaffen erweitertes Knowhow, Research, besondere Marktzugänge und Skaleneffekte potenziellen Mehrwert zugunsten der Nettorendite – stets unter Wahrung der zunehmenden Reportingpflichten. Auf diese Weise können insbesondere auch regulierte Investoren besser ihren Verpflichtungen nachkommen, den Rechnungszins zu erwirtschaften und langfristig die Einkommen ihrer Mitglieder bzw. Kunden zu sichern – auch unter anspruchsvollen Marktbedingungen", erklärt Wenzel abschließend. (aa)

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