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Interessant: Rolf Dobelli über das gefährlichste Wort der heutigen Zeit

Der Schweizer Vordenker und Erfolgsunternehmer erklärte am Institutional Money Kongress, warum man heutzutage bei der Informationsaufnahme immer selektiver sein müsse und nur mehr ausgewählten, guten Informationsquellen seine wertvolle Zeit schenken sollte.

Rolf Dobelli, streitbarer Denker für eine geordnete und mitunter reduzierte Art der Informationsgewinnung und -verarbeitung, hielt am Institutional Money Kongress 2025 einen vielbeachteten Vortrag.
Rolf Dobelli, streitbarer Denker für eine geordnete und mitunter reduzierte Art der Informationsgewinnung und -verarbeitung, hielt am Institutional Money Kongress 2025 einen vielbeachteten Vortrag.© Jose Poblete für Institutional Money

Beim Institutional Money Kongress im Rahmen des beliebten Formats „IM Spezial“ ging Rolf Dobelli in seinem Vortrag „Warum man nicht alles lesen muss“ mit der immer stärker werdenden Informations- und Reizüberflutung hart ins Gericht. Der Autor von Ratgeber-Büchern wie „Die Kunst des klaren Denkens“, die „Kunst des klugen Handelns“, „Die Kunst des guten Lebens“ und seit kurzem „Die Kunst des digitalen Lebens“ (englisch: Stop Reading the News“) warnte die zahlreichen Zuhörer davor, dass viele News aufgrund einer im Hintergrund bestehenden Agenda versuchen würden, die Leser in eine Richtung zu drängen, die diese ursprünglich gar nicht wollen würden. Es bestünden aber noch größere Probleme.

Beunruhigend sei vor allem der ausufernde Informationsschwall. Laut Dobelli würde ein durchschnittlicher Leser respektive Investor im Internet rund 100 News pro Tag konsumieren und damit pro Jahr weit über mehr als 30.000 Nachrichten geistig verarbeiten müssen. Vor dem Hintergrund, dass nur eine Handvoll dieser News, wahrscheinlich weniger als ein Dutzend, wirklich wichtig für die eigenen Investmententscheidungen seien, sei dies eine sehr schlechte Quote. Dobelli rät daher ab, News zu lesen und die nunmehr gewonnene Zeit in mehr Lebensqualität zu investieren.

Informations-Junkies
'Der Gründer von „getAbstract“, eine der weltweit führenden Plattformen für Buchzusammenfassungen, verglich News mit Zucker, der bekanntlich in übermäßigen Maßen genossen schlecht für den Körper ist. Zu viele Nachrichten, insbesondere Kurz-News im Internet oder gar am Smartphone, würden durch die andauernde Reizüberflutung das menschliche Gehirn und auch andere Körperorgane stressen und wären auf lange Sicht schädlich und wohl auch Lebensverkürzend.

Falls Investoren beruflich auf Nachrichten nicht verzichten können, rät Dobelli dazu, weniger auf Masse denn auf Klasse zu setzen, und lieber längere und hochwertige Analysen zu lesen. Dies schule des Weiteren die Konzentrationsfähigkeit. „Wahre Erkenntnis entsteht meistens nur durch langes, konzentriertes Lesen und Nachdenken – nicht durch Scrollen am Smartphone“, erklärte Dobelli. Am wichtigsten sei es für Investoren, sich von Nachrichten nicht allzu sehr beeinflussen zu lassen und lieber auf selbständiges Denken und Agieren an den Finanzmärkten zu setzen.

Kompetenzkreis erweitern
Dobelli erinnerte im nächsten Teil seines Vortrages daran, dass erfolgreiche Menschen erstens genau wissen, was ihr eigener Kompetenzkreis ist (also jenes Feld, auf dem sich überdurchschnittlich gut sind), und sich zweitens auf diesen Kreis fokussieren, um dort noch besser zu werden. Das ermöglicht im Vergleich zur vergangenen Zeiten überdurchschnittliche, sogar exponentiell steigende Einkommenszuwächse. So würde beispielsweise ein Trader, der angenommen 20 Prozent besser als seine Peers ist, nicht einfach nur 20 Prozent mehr Geld, sondern locker das Zehnfache oder mehr als der Durchschnitt verdienen.

Eine Erweiterung dieses Kompetenzkreises wird aber angesichts der Reizüberflutung schwieriger als früher. Denn es lauert für jeden die Versuchung, als Leser nicht nur hochwertige Analysen und Artikel zu lesen, sondern auch zeitraubenden, sinnlosen Informations-Trash zu konsumieren und damit Zeit zu vergeuden. Dobelli zufolge beinhalte das Internet aber nicht nur Trash, sondern auch hochwertigen Content. Dieser würde jedoch nur rund ein Prozent allen Contents ausmachen und müsse erst gefunden werden. „Wir müssen vorsichtig sein, was wir konsumieren“, riet Dobelli.

Interessant: Das ist das gefährlichste Wort unserer Zeit
Da im Internet die Content-Produzenten um das wertvollste Asset ihrer Leser buhlen, nämlich Aufmerksamkeit und Zeit, werden von diesen oft Lockworte wie „Interessant“ in die Headlines gepackt, um den Leser zum Konsum zu verführen.

Dobelli rät zum bewussten Konsum noch Nachrichten. Um nicht selber in die Falle zu gehen, empfiehlt der Schweizer folgende Strategie:

Zuerst sollen sich die Leute überlegen, was sie sich von den bevorstehenden Nachrichten oder den Videos erwarten und wie diese wohl vom Aufbau her strukturiert sein könnten. Nach dem konzentrierten Studium sei es ratsam, dem eigenen Vergessen vorzubeugen und das frisch aufgenommene Wissen für sich selbst über das Erstellen von Notizen oder ähnlichen Techniken im Gehirn zu festigen und damit zu verewigen. Dadurch wäre diese Informationsaufnahme keine Zeitverschwendung gewesen und würde im Idealfall den eigenen Kompetenzkreis stärken und zu mehr Einkommen führen. (aa)

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