ClearBridge Investments über die Vorzüge von Infrastrukturinvestments
Weshalb gerade in Zeiten einer Stagflation Infrastrukturinvestments in institutionellen Portefeuilles eine höhere Gewichtung verdienen, erläutert ein Portfoliomanager von ClearBridge Investments.
Infrastruktur hat in letzter Zeit an Beachtung gewonnen, da die Aktienmärkte aufgrund von Inflation, steigenden Zinsen sowie - bedingt durch die Coronapandemie - Störungen der globalen Lieferketten und den Krieg in der Ukraine, in diesem Jahr Verluste erlitten. Shane Hurst, Portfoliomanager bei ClearBridge Investments, erläutert in einem "Institutional Money" exklusiv vorliegenden Beitrag die Chancen und potenziellen Ertragsvorteile für Anleger in diesem Segment.
Handfeste Vorteile
Die langfristige Perspektive von Anlagen in Infrastrukturwerten hat Hurst zufolge an Attraktivität gewonnen. Zurückzuführen sei dies darauf, dass die Infrastrukturrenditen von Investitionsplänen in wichtige Dienstleistungen bestimmt werden, die zehn oder mehr Jahre in die Zukunft reichen, und darauf, dass diese Renditen im Laufe der Zeit steigen und im Vergleich zu Aktien eine hohe Vorhersagbarkeit bieten.
Die relative Vorhersehbarkeit von Infrastrukturrenditen wird durch regulierte und vertragsgebundene Anlagen gewährleistet, auf die sich ClearBridge Investments beim Aufbau von Infrastrukturportfolios konzentrieren. Bei regulierten Anlagen, darunter der Transport und die Verteilung von Wasser, Strom und Gas, legt eine Aufsichtsbehörde fest, wie viel Umsatz ein Unternehmen mit seinen Vermögenswerten erzielen sollte. Da die Nachfrage nach diesen Vermögenswerten konstant ist und die Regulierungsbehörde die Einnahmen bestimmt, führt dieser Mechanismus über die Zeit zu relativ stabilen Cashflows. Hinzu kommt, dass es sich bei regulierten Vermögenswerten häufig um Monopole handelt. Und diese sind in der Regel defensiv ausgerichtet und generieren hohe Erträge.
ClearBridge Investments fokussiert sich zudem auf nutzungsabhängige Anlagen, zu denen Flughäfen, Häfen, Schienenverkehr, Mautstraßen und Kommunikationsinfrastruktur gehören. Es sind langfristige Konzessionsverträge, die an das Wachstum der zugrundeliegenden Wirtschaft gekoppelt sind, d. h. sie sind an das Flug- und Frachtaufkommen, den Hafen- und Schienenverkehr oder die Nutzung von Mobilfunkmasten gebunden.
Inflationsabsicherung durch Infrastruktur
Die Inflation hat sich weltweit beschleunigt. Bisher hat sich die Rohstoffinflation kaum auf regulierte Vermögenswerte ausgewirkt. In der Regel ist Infrastruktur in der Lage, sich an ein inflationäres Umfeld anzupassen, da die Inflation in der Regulierung und den Verträgen weitgehend einkalkuliert ist. Dies gilt sowohl für regulierte Versorger, die ihre zulässigen Renditen regelmäßig mit den Regulierungsbehörden neu festlegen, um inflationsbedingten Kostensteigerungen Rechnung zu tragen, als auch für nutzungsabhängige Werte, wie z. B. Mautstraßen oder Schienenverkehr, da beide Arten von Infrastrukturen inflationsgebundene Umsätze generieren.
Diese Preismacht ergibt sich aus der Unverzichtbarkeit von Infrastrukturwerten, denn auch in Phasen der wirtschaftlichen Schwäche nutzen die Verbraucher weiterhin Wasser, Strom und Gas, fahren auf Mautstraßen und nutzen andere unverzichtbare Infrastrukturdienstleistungen. Ebenso wichtig ist, dass die Erträge, die wir bei Infrastrukturwerten suchen, durch langfristige Verträge gesichert sind, durch die über einen langen Zeitraum hinweg ein steter Strom an Einnahmen gewährleistet ist.
Der Weg zu Klimaneutralität
Der zweite wichtige Aspekt, der das Interesse an Infrastrukturen verstärkt, ist ihre zentrale Rolle beim Trend zur Dekarbonisierung der Weltwirtschaft. ClearBridge Investments ist der Ansicht, dass die Dekarbonisierung, d. h. das Ziel der Klimaneutralität, eine starke Investitionsdynamik für Infrastrukturwerte mit sich bringt. Infrastruktur- und Versorgungsunternehmen stehen dabei an vorderster Front und sind in der Lage, Anlegern eine stabile Eigenkapitalrendite ohne zusätzliches technisches Risiko zu bieten. Die jährlichen Investitionsaufwendungen im Energiesektor werden voraussichtlich von 760 Milliarden US-Dollar im Jahr 2019 auf 2,5 Billionen US-Dollar im Jahr 2030 steigen. Dabei wird rund die Hälfte für die Erzeugung von Solar- und Windenergie sowie anderen erneuerbaren Energien und ein Drittel für die Modernisierung und den Ausbau der Stromnetze ausgegeben.
In einem Umfeld, in dem zumindest außerhalb Europas Kohlekraftwerke stillgelegt oder deutlich weniger zum Einsatz kommen und in dem Gas als Übergangsbrennstoff verwendet wird, müssen mehr Ausgaben für erneuerbare Energien getätigt werden, um den weltweiten Strombedarf zu decken. Nach ClearBridge Investments' Schätzung müssen die Ausgaben für die Wind- und Solarenergieinfrastruktur mindestens um das Zehnfache des derzeitigen Niveaus steigen. Dieses Kapital wird voraussichtlich an regulierte Versorgungsunternehmen fließen, die diese Ressourcen ausbauen.
Zudem werden Elektrofahrzeuge von den Verbrauchern immer stärker akzeptiert und gekauft. Einigen Schätzungen zufolge sind heute etwa 20 Prozent der jährlich verkauften Fahrzeuge elektrisch, und bis zum Jahr 2030 wird diese Zahl voraussichtlich auf 60 Prozent ansteigen, allerdings sind die Zahlen von Land zu Land unterschiedlich. Gerade in Anbetracht der hohen Kraftstoffpreise, die für die Verbraucher derzeit im Vordergrund stehen, dürfte der Absatz von Elektrofahrzeugen weiter zunehmen.
Die weltweite Dekarbonisierung stößt möglicherweise weitere Veränderungen bei der Nutzung von Verkehrsmitteln an. In Zukunft könnte auch der Flugverkehr von den Auswirkungen steigender Kraftstoffpreise und CO2-Emissionen betroffen sein. Beispielsweise könnten Fluggesellschaften mit Steuern belegt werden, wenn ihre Flugverbindungen zu kurz sind, wodurch die Bahn und der öffentliche Nahverkehr für einige Verbraucher attraktiver würden.
Gefragte Pipelines
Und während Pipelines für die Energieinfrastruktur erneut auf Interesse stoßen, da die Energiesicherheit zu einer strategischen Priorität geworden ist (z. B. in Europa), treiben auch Midstream-Pipelines allmählich die Energiewende durch Wasserstoff oder Kohlenstoffabscheidung und -speicherung voran. Es sind Technologien, die sich in der Entwicklung befinden und bei den Anstrengungen für Klimaneutralität eine immer größere Rolle spielen werden.
Somit gibt es mehrere Infrastruktursegmente, die von dem positiven Schub der Dekarbonisierung profitieren, ganz zu schweigen von anderen langfristigen Trends wie 5G, die Investitionen in Kommunikationstürme anstoßen. Da Infrastrukturwerte die Inflation weitgehend weitergeben und laufende Erträge erwirtschaften können, überrascht es wenig, dass sie für Anleger derzeit so attraktiv sind.
Angesichts von 300 bis 400 Milliarden US-Dollar Liquidität – Kapital, das für Investitionen abgerufen werden kann – profitieren somit die Unternehmen des börsennotierten Infrastrukturuniversums von nicht börsennotierten Akteuren. Diese Unternehmen veräußern Vermögenswerte, die häufig nicht zum Kerngeschäft gehören oder Minderheitsbeteiligungen darstellen, und zwar zu Preisen, die über dem aktuellen Kurs liegen. ClearBridge Investments hat festgestellt, dass diese Veräußerungen im Durchschnitt mit einem Aufschlag von etwa 30 Prozent auf den aktuellen Kurs oder den impliziten Wert dieser Unternehmen erfolgen.
"Insgesamt können die Chancen, die sich für Infrastrukturanleger ergeben, aus unserer Sicht nur wachsen. Sie profitieren dabei von einer Reihe überzeugender Faktoren, einschließlich attraktiver Bewertungen und potenzieller Dividenden, die Anleger, die laufende Erträge erwirtschaften möchten, überzeugen dürften", erklärt Hurst abschließend. (aa)