Christmas Crash oder Santa Claus Rallye an den Aktienmärkten?
Finanzmärkte und Saisonalität gehen Hand in Hand. Aber korrelieren sie auch in der kalten Jahreszeit? Diese Frage versucht Tea Muratovic, Mitgründerin und Geschäftsführende Partnerin von Seasonax, mit Hilfe von tiefgehenden Saisonalitätsanalysen zu beantworten.
Die Jahresendrallye oder die so genannte "Santa-Rallye" reflektiert die Tendenz bei US-Aktien, sich um die Weihnachtsfeiertage deutlich im Kurs nach oben zu bewegen. Dafür gibt es einige Erklärungen, darunter befindet sich der allgemeine Optimismus und die gute Laune um diese Jahreszeit. Aber ist dieses Phänomen nur ein Mythos, oder steckt etwas dahinter?
Die Weihnachtsrallye beginnt Mitte Dezember
Auf der Suche nach Beweisen ist Tea Muratovic, Mitgründerin und geschäftsführende Partnerin von Seasonax, weit in die Historie zurückgegangen und hat einen saisonalen Chart des Dow Jones Industrial Average Index analysiert.
DJIA Index, saisonaler Chart über die vergangenen 124 Jahre
In den letzten 124 Jahren begann die Weihnachtsrallye am 15. Dezember und endete in der Regel am 09. Januar des Folgejahres- in der Grafik dunkelblau hervorgehoben. Noch erstaunlicher ist, dass die Weihnachtsrallye eine annualisierte Rendite von 40,98 Prozent in nur 17 Handelstagen erzielte. Zum Vergleich: In der übrigen Zeit lag der annualisierte Gewinn des Dow-Jones-Index bei gerade einmal 3,16 Prozent.
Quelle: Seasonax
Es ist außerdem deutlich erkennbar, dass in nur 28 von 124 Jahren während des hervorgehobenen Zeitraums Verluste aufgetreten sind, was eine hohe Gewinnquote von 77,42 Prozent ergibt. Kurz gesagt, die saisonale Rallye um die Weihnachtsfeiertage ist ziemlich außergewöhnlich.
Ein Mythos oder die stärkste saisonale Periode des Jahres?
Es gibt verschiedene Erklärungen für dieses saisonale Phänomen. Ein häufig genannter Grund für die Aktienmarktrallye zum Jahresende ist das Window-Dressing der Investmentfonds. Mit anderen Worten: Investmentfonds stützen die Kurse zum Jahresende, um ihre Ergebnisse zu verschönern, mit dem - rein zufälligen, aber zweifellos willkommenen - Nebeneffekt, dass die Bonuszahlungen, die oft zum Jahreswechsel berechnet werden, steigen.
"Die weniger offensichtlichen, oft psychologischen Gründe dürften aber wichtiger sein", ist Muratovic überzeugt. "Dazu zählt beispielsweise, dass die meisten Menschen zum Jahresende über das vergangene Jahr Bilanz ziehen und sich für das folgende Jahr neu aufstellen. Hinzu kommt der statistisch auch an anderen Feiertagen bewiesene Feiertagseffekt, der tendenziell für höhere Kurse sorgt. Das ist ein Grund, den wir alle nachvollziehen können, denn die Weihnachtseinkäufe und die gute Laune scheinen sich auch auf den Aktienmarkt überzutragen."
Jahresendrallye
Eine Aktie, die in den letzten beiden Dezemberwochen eindeutig eine starke saisonale Tendenz aufweist, ist Rio Tinto - eines der drei größten Bergbauunternehmen der Welt. Die Aktie hat einen sehr ausgeprägten Jahresendeffekt, der sogar bis in den Februar des Folgejahres hineinreicht. Ein Blick auf den saisonalen Chart von Rio Tinto zeigt, dass die Aktie in den letzten zehn Jahren vom 14. Dezember bis zum 20. Februar in eine starke saisonale Phase hat. In dieser Zeitspanne von 45 Handelstagen stieg die Aktie im Durchschnitt um 13,05 Prozent.
Saisonaler Chart von von Rio Tinto über die vergangenen zehn Jahre
Quelle: Seasonax
Darüber hinaus sind die Erträge des Musters in diesem Zeitraum seit 2011 durchgängig positiv, mit nur einem Ausreißer im Jahr 2019, als die Aktie im Berichtszeitraum einen Verlust von 7,87 Prozent verzeichnet hat.
Rio Tinto, Ertrag in Prozent zwischen 14.12 und 20.02., in einzelnen Jahren seit 2011
Quelle: Seasonax
Interessant ist auch eine sehr schwache saisonale Phase, die am 21. Februar beginnt und bis Ende März andauert. In diesem Zeitraum hat Rio Tinto in den letzten 10 Jahren erhebliche Verluste gezeichnet.
Rio Tintos saisonal schwache Phase von 21.02 bis 23.03 in den letzten zehn Jahren
Quelle: Seasonax
In diesem Jahr könne niemand sagen, ob die starken wirtschaftlichen Fundamentaldaten, die über den Erwartungen liegenden Gewinne, die niedrigen Kapitalkosten und die massiven Barmittelzuflüsse die aktuelle Pandemie und die Lieferengpässe überwiegen werden, meint Muratovic. Sie empfiehlt aber, zumindest die statistischen Wahrscheinlichkeiten zu nutzen, um Renditechancen zu erhöhen und saisonale Schwäche- und Stärkephasen bei einzelnen Aktien zu erkennen.
Welt der saisonalen Chancen
Um das Auffinden solcher Handelschancen noch leichter zu machen, hat man bei Seasonax den Seasonality Screener umgesetzt. Der Screener ist ein Analyse-Instrument zur Identifizierung von Handelschancen mit überdurchschnittlichem Gewinnpotential auf der Basis vorhersehbarer saisonaler Muster, die sich in fast jedem Kalenderjahr wiederholen. Nach Belieben und ohne Verpflichtung kann man mehr als 25.000 Instrumente, einschließlich Aktien, (Krypto-)Währungen, Rohstoffe und Indizes analysieren, indem man sich für eine kostenlose dreitägige Probezeit bei Seasonax anmeldet. (kb)