Aktieninvestments auf dem Allzeithoch: und was jetzt?
Duncan Lamont, Head of Strategic Research bei Schroders, erläutert anhand einer Langzeitanalyse, wie sich die US-Aktienmärkte nach den Allzeithochs seit 1926 entwickelt haben.
Der US-Aktienmarkt hat Mitte Dezember ein neues Allzeithoch erreicht und ist seitdem weiter gestiegen. Ende Januar lag er beinahe drei Prozent über dem bisherigen Höchststand. Viele Investoren sind verunsichert und befürchten einen bevorstehenden Absturz. Zudem haben viele ihre Cashquote 2023 erhöht, da sie die hohen Zinsen attraktiv fanden. Der Gedanke, dieses Geld wieder an der Börse arbeiten zu lassen, wenn der Aktienmarkt ein Allzeithoch erreicht hat, widerstrebt so manchem. Aber ist das gerechtfertigt?
Ergebnis von Schroders Analyse der Aktienmarktrenditen seit 1926 gibt Entwarnung
Die Analyseresultate zeigen eindeutig, dass man sich vor All-Time-Highs nicht zu fürchten braucht. Tatsächlich befindet sich der Aktienmarkt nämlich häufiger auf einem Allzeithoch, als man vermuten würde. In den 1176 Monaten seit Januar 1926 erreichte der Markt in 354 Monaten davon, also in 30 Prozent der Fälle, ein Allzeithoch. "Und im Durchschnitt entwickelten sich die Zwölf-Monats-Renditen nach Erreichen eines Allzeithochs besser als zu anderen Zeitpunkten: 10,3 Prozent über der Inflation im Vergleich zu 8,6 Prozent, wenn der Markt nicht auf einem Höchststand war. Auch die Renditen über einen Zwei- oder Dreijahreshorizont schnitten durchschnittlich besser ab", weiß Lamont. Das illustriert die folgende Grafik.
Bei Investitionen zum Zeitpunkt eines Allzeithochs erwiesen sich die Renditen höher im Vergleich zu sonst
Durchschnittliche inflationsbereinigte Renditen für US-amerikanische Large-Cap-Aktien, p.a.
Unterschiede verstärken sich im Laufe der Zeit
100 US-Dollar, die im Januar 1926 in den US-Aktienmarkt investiert worden wären, wären Ende 2023 inflationsbereinigt 85.008 US-Dollar wert, das entspricht einem jährlichen Wachstum von 7,1 Prozent. Im Gegensatz dazu ergibt sich bei einer Anlagestrategie, die jedes Mal, wenn der Markt ein Allzeithoch erreicht, für den nächsten Monat aus dem Markt aussteigt und in Barmittel umschichtet (und immer dann wieder einsteigt, wenn er nicht auf einem Allzeithoch ist), ein Wert von nur 8.790 US-Dollar. Das ergibt einen Verlust von 90 Prozent im Vergleich! Die Wertentwicklung dieses Portfolios betrüge inflationsbereinigt 4,7 Prozent.
Wer nach einem All-Time-High konsequent aussteigt, beschädigt seine Performance
Langfristig gesehen, ergeben sich erhebliche Unterschiede der Renditen zwischen BUy-and-Hold und dem versuchten antizyklischen Timing betreffend All-Time-Highs. Der Verkauf von Aktien zum Zeitpunkt des Allzeithochs hätte auf lange Sicht 90 Prozent des Wertes vernichtet.
Wachstum von 100 US-Dollar, inflationsbereinigt
Die vorliegende Analyse umfasst einen Zeitraum von fast 100 Jahren, also länger als der Anlagehorizont der meisten Menschen. Aber selbst bei einem kürzeren Zeithorizont wäre den Investoren eine Menge potentieller Erträge entgangen, wenn sie sich in der Hochphase des Marktes zurückgezogen hätten. Das veranschaulicht die nachstehende Tabelle:
Keine Angst vor Allzeithochs
Es ist zwar nicht ungewöhnlich, dass man nervös wird, wenn sich der Aktienmarkt auf einem Allzeithoch befindet, aber die Vergangenheit zeigt, dass es für die Vermögensbildung nicht förderlich gewesen wäre, diesem Gefühl nachzugeben. "Es mag triftige Gründe dafür geben, warum man anders als in Aktien investieren möchte, aber ein Allzeithoch an der Börse sollte keiner davon sein", meint Lamont von Schroders. (kb)