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| Theorie

Aktien und Rezessionen: Welche Muster man erwarten darf

Dr. Barry Gilbert, Asset Allokation-Stratege bei LPL Research, sagt: "Der Konsens hält eine Rezession 2024 immer noch für wahrscheinlicher als keine. Wir glauben, dass sie wahrscheinlich relativ flach ausfallen würde, wenn sie denn eintritt, und die Möglichkeit einer sanften Landung zunimmt."

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Nach Ansicht von LPL Research konzentriert sich das Rezessionsrisiko vor allem auf die erste Jahreshälfte 20024, gefolgt von einem möglichen Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte.

Muster
In Bezug auf Rezessionen und Aktien gibt es einige grobe typische Muster, aber auch eine große Vielfalt. Das folgende Diagramm zeigt, wie sich Aktien ein Jahr vor bis ein Jahr nach den letzten zehn Rezessionen entwickelt haben. Zu beachten ist, dass das National Bureau of Economic Research (NBER) nicht versucht, Entscheidungen in Echtzeit zu treffen, sondern eine Rezession oft erst dann ausruft, wenn sie schon weit fortgeschritten ist, da es einige Zeit dauert, bis sich eindeutige Hinweise auf eine Rezession häufen. Bei den sechs Rezessionen, für die es Daten über den Zeitpunkt der NBER-Ankündigungen gibt, erfolgte die Ankündigung zwei bis zehn Monate nach Beginn der Rezession, mit einem Durchschnitt von etwas mehr als fünf Monaten.

Interpretation
Im Durchschnitt verlor der S&P 500 Index im Jahr vor einer Rezession vier Prozent, aber die Hälfte der Rezessionen verzeichnete im Jahr davor Gewinne. Schwäche ist typisch, aber es ist nicht untypisch, Gewinne zu verzeichnen. In den ersten sechs Monaten nach Beginn einer Rezession gab es im Durchschnitt einen Verlust von fünf Prozent, und nur in zwei Fällen lag der S&P 500 höher (1980 und 2020). Der durchschnittliche Tiefpunkt nach Beginn der Rezession war etwa 2,5 Monate nach Beginn der Rezession mit einem durchschnittlichen Verlust von 6,9 Prozent, aber zwei von zehn Rezessionen verzeichneten zu diesem Zeitpunkt einen Anstieg (1960 und 2001).

One year after
Ein Jahr nach Beginn einer Rezession war der S&P 500 im Durchschnitt leicht rückläufig (-0,9 Prozent), lag aber in sechs von zehn Fällen im Plus. Die letzten beiden Rezessionen stehen im Gegensatz dazu: 2008 lag der S&P 500 ein Jahr später über 30 Prozent im Minus, während er 2009-2010 um über 30 Prozent stieg. Der S&P 500 Index ist zwar nicht in der Grafik enthalten, lag aber zwei Jahre nach Beginn einer Rezession in sieben von zehn Fällen höher, wobei 1973, 2001 und 2008 die Ausnahmen waren.

Rezessionen gehen in der Regel mit einem erhöhten Marktrisiko einher
Zumindest zu Beginn fällt der S&P 500 in der Regel zurück. Der durchschnittliche Tiefpunkt liegt zwar bei 2,5 Monaten, doch gibt es je nach den Ursachen der Rezession enorme Schwankungen. LPL Research sieht mehrere Gründe, warum eine mögliche Rezession im Jahr 2023 wahrscheinlich eher einem der harmloseren Szenarien ähneln würde. Denn ein Teil des Risikos wurde bereits im Jahr 2022 eingepreist, einschließlich verbesserter Bewertungen. Dazu kommt: Der weit verbreitete Konsens über die Wahrscheinlichkeit einer Rezession bedeutet, dass diese im Falle eines Eintretens nicht so sehr den Markt schockieren würde. Erwähnenswert ist auch das Fehlen jener Arten von wirtschaftlichen Ungleichgewichten, die zu größeren Ausverkäufen geführt haben. Gleichzeitig erkennt LPL jedoch ein Abwärtsrisiko für den Fall einer tieferen oder länger anhaltenden Rezession an, als das Haus erwartet.

Asset Allocation-Entscheidungen
Das Asset Allocation Committee von LPL Research behält seine taktische Übergewichtung von Aktien bei, die seit dem 1. Juli 2022 besteht. Man bewertet weiterhin Verschiebungen im Risiko-/ Ertrags-Verhältnis, da sich der Aktienmarkt weiter erholt. (kb)

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