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Warnung: Strauchelnde EU-Großbanken würden Zentralbankgeld benötigen

Falls europäische Großbanken in eine finanzielle Schieflage geraten sollten, reichen die bestehenden, zum Teil noch im Aufbau befindlichen Sicherungssysteme nicht und die Zentralbanken müssten wie so oft als Retter einspringen, meint der Einheitlichen Abwicklungsausschuss (SRB).

© Lemonsoup14 / stock.adobe.com

Das Beispiel der Credit Suisse Group zeigt nach Auffassung des Einheitlichen Abwicklungsausschusses (SRB, Single Resolution Board), dass Europas größte Kreditinstitute im Falle eines Zusammenbruchs immer noch Liquiditätshilfe von den Zentralbanken benötigen würden.

Too big to fail
Der Fall habe deutlich gemacht, dass die finanziellen Bedürfnisse einer global systemrelevanten Bank (G-Sib) in einer Krise den Bankenabwicklungsfonds der EU sowie eine geplante zusätzliche Fazilität übersteigen würden, erläuterte die für die Abwicklung zuständige Behörde der Europäischen Bankenunion letzte Woche in einer Präsentation, die Bloomberg vorliegt.

Zur Erinnerung: Nach der Finanzkrise von 2008 haben Bankenaufsicht und Gesetzgeber versucht, mit neuen Regeln sicherzustellen, dass in Schieflage geratene Kreditinstitute nicht mehr mit Steuergeld gerettet werden müssen. Die Tatsache, dass die Schweiz und die eidgenössische Notenbank die Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS Group mittragen mussten, war eine schmerzhafte Erinnerung daran, dass die Top-Banken immer noch zu groß sind, um sie scheitern zu lassen.

Die Schweizerische Nationalbank erklärte sich bereit, im Rahmen der Credit Suisse-Übernahme zusätzliche Liquiditätslinien in Höhe von insgesamt 200 Milliarden Franken (206 Milliarden Euro) bereitzustellen. UBS-Chef Sergio Ermotti sagte letzte Woche, dass Verluste für die Schweizer Regierung oder die SNB “außerordentlich unwahrscheinlich” seien.

Abschlussarbeiten
Die Europäische Union wird den Aufbau ihres einheitlichen Abwicklungsfonds bis Ende dieses Jahres abschließen und arbeitet daran, den Umfang dieser Fazilität mit einem sogenannten Backstop zu verdoppeln. Der SRF basiert auf Beiträgen der Banken und belief sich im Juli auf 66 Milliarden Euro. Er wird letztendlich mindestens 1,0 Prozent der gedeckten Einlagen in den 21 Ländern der Bankenunion ausmachen.

“Der Schweizer Fall hat bestätigt, dass die Bedürfnisse einer G-SIB über den SRF und seinen Backstop hinausgehen können”, heißt es in der Präsentation von Sebastiano Laviola, Direktoriumsmitglied des SRB. “Die Beteiligung des Eurosystems ist nach wie vor erforderlich.”

Acht europäische Banken sind systemrelevant
Die EU zählt acht G-Sibs: Banco Santander, BNP Paribas, Credit Agricole, Deutsche Bank, Groupe BPCE, ING Groep, Société Générale und UniCredit.

Das Beispiel der Credit Suisse zeige auch, dass Liquiditätsfazilitäten, die den Anlegern mitgeteilt werden, “die Ansteckungsgefahr verringern und Abwicklungsstrategien unterstützen”, so Laviolas Präsentation.

Die Ereignisse bei der Credit Suisse und der jüngste Zusammenbruch mehrerer US-Banken hatten nur begrenzte Auswirkungen auf die europäischen Banken, so die Präsentation. Das spricht für die Gültigkeit der EU-Bankenvorschriften, sollte aber kein Grund zur Sorglosigkeit sein, so Laviola. (aa)

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