Top-Aufseher mahnen Banken
Die europäischen Banken sollten nicht zu viel überschüssiges Kapital an ihre Aktionäre ausschütten, da die Turbulenzen in anderen Ländern die Aussichten für die Branche getrübt haben. Darauf drängt die Spitze der Europäischen Zentralbank.

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“Angesichts der Unsicherheit, die durch die Ereignisse in den USA und der Schweiz entstanden ist, müssen die Banken vorsichtig sein”, sagte EZB-Vizepräsident Luis de Guindos am Mittwoch in einem Interview mit Bloomberg TV in Frankfurt. “Kapital ist der Schlüssel, und Liquidität wird immer wichtiger.”
Das globale Bankwesen wurde in diesem Jahr durch den Zusammenbruch mehrerer US-Kreditinstitute erschüttert, die wegen der steigenden Zinsen mit Wertverlusten bei Anleihen zu kämpfen hatten, sowie durch die Notübernahme der Credit Suisse Group nach einer Vertrauenskrise.
Im Gegensatz dazu haben gut kapitalisierte europäische Banken wie UniCredit, BNP Paribas und ING Aktienrückkäufe in Milliardenhöhe beschlossen, um ihre Aktionäre an steigenden Zinsüberschüssen teilhaben zu lassen.
“Steigende Zinsen sind gut für die europäischen Banken, aber wir dürfen nicht nachlässig werden”, sagte Guindos. “Wir dürfen uns nicht nur auf die kurzfristigen Auswirkungen steigender Zinsen konzentrieren.”
Die EZB hatte erst in ihrem jüngst veröffentlichten halbjährlichen Finanzstabilitätsbericht erklärt, dass die Banken “von einer weiteren Erhöhung der Auszahlungsquoten absehen sollten.”
Den Kreditgebern drohten Ertragseinbußen durch eine Verlangsamung der Kreditvergabe, steigende Finanzierungskosten und “Auswirkungen auf die Solvenz der Bankkunden” aufgrund des geringeren Wachstums, warnt der EZB-Vize. (aa)