Mutige EZB zieht Zinserhöhung voll durch
Die Europäische Zentralbank hat die Leitzinsen wie im Februar angekündigt um 0,5 Prozentpunkte erhöht und sich daher offensichtlich nicht von möglichen Problemen rund um stark steigende Zinsen in den Bankbilanzen anstecken lassen.
"Dass die Europäische Zentralbank trotz der aktuellen Finanzmarktturbulenzen an der im Februar in Aussicht gestellten Zinserhöhung keine Abstriche macht, zeigt, dass sie der Preisstabilität klare Priorität gibt und darin eine unabdingbare Voraussetzung für stetiges Wachstum und stabile Finanzmärkte sieht", sagt Dr. Michael Heise, der Chefökonom von HQ Trust, in einer ersten Reaktion auf den Zinsschritt um 50 Basispunkte.
Ein kleiner Zinsschritt hätte wohl nicht an der Glaubwürdigkeit der EZB gerüttelt
Die Notwendigkeit eines solchen Zinsschritts von 50 Basispunkten zum jetzigen Zeitpunkt sei jedoch fraglich, denn die Rückschläge an den Finanzmärkten hätten die Finanzierungsbedingungen in der Wirtschaft teils erheblich verschlechtert und sie werden – zusammen mit niedrigeren Ölpreisen - die Nachfrage und die Inflation kurzfristig dämpfen. Ein Glaubwürdigkeitsproblem wäre für die EZB auch bei einem kleineren Zinsschritt wohl nicht entstanden, so Heise.
Klare Botschaft an den Markt gesendet
Sehr wichtig sei die klare Botschaft der EZB an die Marktteilnehmer, dass sie über wirksame Politikinstrumente verfüge, um zusätzliche Liquidität bereitzustellen und eine Ausweitung der aktuellen Krise zu verhindern. Eine Ankündigung weiterer Zinsschritte wäre angesichts der Unsicherheit über die weitere Finanzmarktentwicklung und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Inflation nicht sinnvoll gewesen. Die seit letztem Jahr verfolgte Strategie der EZB, ohne weitreichende Vorankündigungen von Sitzung zu Sitzung zu entscheiden, sollte beibehalten werden. (kb)