Klagen? Haft? Weshalb ESG-Investoren bald Anwälte konsultieren müssen
Eine republikanisch regierte USA könnte Nachhaltigkeitsinvestoren über mehrere Ansätze in die Zange nehmen. Im Worst Case drohen Vermögensverwaltern Klagen und auch Verurteilungen, die durchaus auch zu Haftstrafen führen könnten.
Nach dem Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl raten Jefferies-Analysten Investoren, die Feinheiten des US-Rechtssystems zu verinnerlichen, wenn sie weiterhin in ESG-Portfolios investieren wollen. Das ist einem Bloomberg-Bericht zu entnehmen.
Die Rückkehr Trumps könnte ihrer Ansicht nach den jahrelangen Angriff der Republikaner auf nachhaltige Anlagestrategien in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) weiter auf Touren bringen.
Mit einem Bein im Gefängnis?
“Wir empfehlen allen ESG-Fondsmanagern, einen Anwalt im Team oder auf Kurzwahl zu haben”, schrieben die Analysten unter Leitung von Aniket Shah vor kurzem in einer Mitteilung an Kunden. “Das Kartellrechtsrisiko für Vermögensverwalter im ESG-Bereich ist nach wie vor hoch; es gab noch keine Fälle, daher gibt es keinen Präzedenzfall. Darüber hinaus bleiben rechtliche Risiken in Bezug auf die Treuhandpflicht relevant, da die Bundesstaaten Anti-ESG-Gesetze durchsetzen.”
Die Nachricht von Trumps Sieg hat bereits die Aktienkurse in grünen Sektoren in Mitleidenschaft gezogen. Die Aktien von Windenergieunternehmen gehörten am Mittwochmorgen zu den größten Verlierern. Doch abgesehen von der Gefahr von Verboten und obstruktiven Maßnahmen scheint die ESG-Branche nun auch zunehmend rechtlichen Bedrohungen ausgesetzt zu sein.
Führende Mitglieder der Republikanischen Partei behaupten seit langem, dass Firmen, die ESG-Kriterien berücksichtigen, ihre treuhänderischen Pflichten ignorieren. Republikanische Generalstaatsanwälte behaupten, Finanzunternehmen, die ESG-Kennzahlen einbeziehen, würden sich womöglich der Zusammenarbeit gegen die fossile Brennstoffindustrie und der Anheizung der Inflation schuldig machen.
Greenhushing
Eine wahrscheinliche Folge der neuen politischen Landschaft werde “Greenhushing” sein, so die Jefferies-Analysten. Der Begriff beschreibt das Phänomen, dass Unternehmen über ihre Klimastrategie und Nachhaltigkeitsthemen bewusst nicht öffentlich kommunizieren. (aa)