Entlastung für SNB: Schweizer Inflationsrate steigt unerwartet
?Die Verbraucherpreise in der Schweiz sind im Juni unerwartet gestiegen. Das verschafft der Schweizerischen Nationalbank Entlastung, die angesichts rückläufiger Teuerung auf unter null die Ära positiver Notenbankzinsen zunächst beendet hat.
Die Inflationsrate gegenüber dem Vorjahr stieg auf 0,1 Prozent, wie das Bundesamt für Statistik am Donnerstag mitgeteilt hat. Im Mai waren die Preise um 0,1 Prozent gesunken. Von Bloomberg befragte Ökonomen hatten mehrheitlich mit einem erneuten Rückgang gerechnet. Einzig Karsten Junius, Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin, hatte das Ergebnis erwartet.
Schweizer Inflationsrate steigt unerwartet
“Wir können nun sagen, dass der negative Wert im Mai eine einmalige Erscheinung war”, sagte Junius. Die Inflation in der Schweiz sei zwar weiterhin niedrig, eine Deflation jedoch nicht in Sicht. Die Daten “bestätigen das Zögern der SNB, in den negativen Bereich zu gehen und machen eine weitere Zinssenkung im September unwahrscheinlich”.
Der geringe Preisdruck wird maßgeblich durch den starken Franken beeinflusst, der im vergangenen Quartal gegenüber dem Dollar auf den höchsten Stand seit zehn Jahren gestiegen ist. Ursache sind Zuflüsse ausländischer Anleger, die durch politische Unsicherheiten in den USA verunsichert wurden.
Im Juni wurde die Inflation durch Urlaubsausgaben getrieben, während die Preise für Benzin, Flugreisen und Steinobst zurückgingen, wie das Statistikamt mitteilte. Ein Index ohne volatile Kosten wie frische und saisonale Produkte sowie Energie stieg um 0,6 Prozent.
Leitzinssenkung oder .......
Die Währungshüter haben Bedenken hinsichtlich einer Zinssenkung unter null geäußert und vor den Nebenwirkungen für Sparer, Banken und Pensionsfonds gewarnt. Auch die Ökonomen sind sich uneinig über das weitere Vorgehen. In einer Bloomberg-Umfrage nach der Zinssenkung im Juni sagte nur eine knappe Mehrheit, dass die Zinsen bis Ende nächsten Jahres unverändert bleiben werden.
..... die Option von Devisenmarktinterventionen besteht
Damit liegt die Option von Devisenmarktinterventionen als Alternative zu weiteren Zinssenkungen auf dem Tisch. Die Währungshüter haben betont, dass sie diese Option in Betracht ziehen, aber zumindest im ersten Quartal — dem letzten Quartal, für das Daten vorliegen — haben sie von diesem Instrument Abstand genommen.
Der Internationale Währungsfonds riet jüngst zu Vorsicht
Angesichts der bereits aufgeblähten Bilanz der SNB sollten Interventionen wohlüberlegt sein. Er mahnte auch zu Zurückhaltung bei den Zinsen. Zwar sei die jüngste Senkung angesichts der Anzeichen einer Abschwächung des Arbeitsmarktes und der erhöhten Unsicherheit gerechtfertigt, eine vorübergehend negative Inflation rechtfertige jedoch keine weitere Senkung. (kb)