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DVFA lässt kein gutes Haar an geplanten Finanztransaktionssteuer

Die geplante Finanztransaktionssteuer verzerre die Unternehmensfinanzierung und sei kontraproduktiv für die Finanzmarktstabilität sowie für die Altersvorsorge, sagt der Berufsverband der Investment Professionals DVFA (Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management).

Der DVFA mahnt eine Änderung an, doch wird er Gehör finden?
Der DVFA mahnt eine Änderung an, doch wird er Gehör finden?

© cineberg / stock.adobe.com

Der DVFA fordert ebenso wie andere Fachverbände (etwa das Deutsche Aktieninstitut oder der Deutsche Fondsverband BVI) eindringlich, auf die Einführung einer Transaktionssteuer in Form einer reinen Aktiensteuer zu verzichten. Sowohl die Regierung, die Bevölkerung, die Unternehmen sowie die Akteure am Kapitalmarkt halten die Finanzmarktstabilität für ein hohes Gut. Der DVFA möchte zwei Konsequenzen der vom Bundesministerium der Finanzen (BMF) geplanten Finanztransaktionssteuer herausstellen:

Zwei Konsequenzen herausgestellt
Zum Einen führe die vorgeschlagene Steuer nicht zu einer Verbesserung der Finanzmarktstabilität, sondern belastet den Zugang zum Eigenkapitalmarkt für einen großen Teil unserer bereits oder potenziell börsennotierten Unternehmen und gefährdet damit Wachstum, Innovation und Beschäftigung.

Eigenkapital ist Basis einer stabilen Unternehmensführung und -entwicklung
Die vom BMF geplante Besteuerung von Aktienkäufen ist jedoch ein indirekter Eingriff in die Unternehmensfinanzierung und führt in der Tendenz dazu, dass Fremdkapital (welches durch die extreme Niedrigzinspolitik ohnehin schon künstlich vergünstigt wird) weiter an Attraktivität gegenüber Eigenkapital gewinnt. Im Ergebnis wird dadurch die Unternehmensverschuldung tendenziell steigen und die Finanzmarktstabilität geschwächt anstatt gestärkt.

Marktkapitalisierung von einer Milliarde Euro als Grenzwert
Da die geplante Steuer ab einer Marktkapitalisierung von einer Milliarde Euro greifen soll, wird sie ungefähr 140 Unternehmen in Deutschland betreffen. Das klingt wenig. Es betrifft jedoch schon rund 50 Prozent aller im deutschen Kleinwertesegment (S-DAX) zusammengefassten Unternehmen und reicht somit weit in den gehobenen Mittelstand hinein und konterkariert die Ziele der Kapitalmarktunion für einen effizienten und kostengünstigen Kapitalmarktzugang.

Verteuerte Eigenkapitalfinanzierung ist der falsche Weg
Anstatt einseitig die Eigenkapitalfinanzierung zu verteuern, sollte deshalb gemeinsam mit Fachverbänden und der Regierung überlegt werden, wie der Zugang zum Eigenkapitalmarkt für Unternehmen weiter verbessert werden kann, um so die Finanzmarktstabilität zu erhöhen und Innovation und Beschäftigung anzuregen.

Falsches Signal an die Bevölkerung betreffend Eigenvorsorge und Aktienkultur
Eine Transaktionssteuer auf Aktien signalisiert der Bevölkerung, sich von Aktieninvestments zu distanzieren. Dieses psychologische Element ist von höchster Bedeutung, da es die in Deutschland sehr zarte Pflanze „Aktienkultur“ umzuknicken droht. Der DVFA vermisst ein positives Signal für die Menschen für Eigenvorsorge und für Aktieninvestments. Denn ein breit gestreutes Aktiendepot oder ein Aktiensparplan ist im Rahmen der Altersvorsorge eine sehr gute Ergänzung zum Umlageverfahren und hilft so, den Lebensstandard der Menschen im Alter zu sichern. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund der erwarteten lang andauernden Nullzins-Landschaft für Sparer von hoher Bedeutung und hilft die bereits heute feststehenden negativen Auswirkungen der demografischen Entwicklung auf Sozialkassen und Staatshaushalt abzumildern. Anstelle einer Besteuerung wäre eine Förderung von langfristigen Vorsorgeanlagen wie in vielen anderen Ländern auch (unter anderem Frankreich) volkswirtschaftlich daher sehr zu begrüßen.

Verzerrung in Richtung Fremdkapital
Die vom BMF geplante Finanztransaktionssteuer verzerrt aus Sicht des DVFA die Unternehmensfinanzierung weiter in Richtung Fremdkapital und führt zu einer steigenden Verschuldung des Unternehmenssektors. Zudem sendet eine Finanztransaktionsteuer ein kontraproduktives, hoch psychologisches Signal an die Sparer und Anleger gegen Eigenvorsorge und Teilhabe am Produktivkapital. Das führt im Ergebnis nicht zu mehr, sondern zu weniger Finanzmarktstabilität. Das kann politisch nicht gewollt sein. Der DVFA fordert deshalb entschieden, die Pläne zur Umsetzung der Finanztransaktionssteuer nicht weiter zu verfolgen. (kb)

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