Digitaler Euro kommt nicht früher als gedacht, aber die EZB ist ready
Mit den CBDCs (Central Bank Digital Currencies) wird es langsam ernst: Lagarde hofft, dass der europäische Gesetzgeber (EU-Parlament, Rat und EU-Kommission) bis zum Ende der laufenden Vorbereitungsphase für den digitalen Euro, also im Oktober 2025, den legislativen Prozess vollendet hat.

Während Donald Trump den digitalen Dollar zumindest für seine Amtszeit einmal auf Eis gelegt hat, prescht Europa bei der Einführung der Digitalwährung voran. Dabei soll der digitale Euro der EZB Europas Zahlungsverkehrssystem stärken, meinen Experten.
Der digitale Euro wird frühestens 2028 eingeführt, daran hat sich nichts geändert
EZB-Präsidentin Christine Lagarde sagte, sie hoffe, dass der europäische Gesetzgeber bis zum Ende der laufenden Vorbereitungsphase für den digitalen Euro, also im Oktober 2025, den legislativen Prozess vollendet haben werde, sodass die EZB dann weiter mit dem Projekt voranschreiten könne. Erst wenn die europäische Gesetzesvorlage steht, kann der EZB-Rat überhaupt endgültig darüber entscheiden, ob es den digitalen Euro geben soll oder nicht.
Angesichts der - oftmals behaupteten - zunehmenden Fragmentierung des globalen Finanzwesens und der wachsenden Besorgnis über die Zahlungsautonomie Europas beschleunigt die Europäische Zentralbank (EZB) die Einführung des digitalen Euro. Diese von der Zentralbank unterstützte digitale Währung soll die finanzielle Unabhängigkeit der EU stärken und ihren Zahlungsverkehr und ihre Infrastruktur modernisieren.
Euro will seinen Platz unter den Weltreservewährungen festigen
Zur Erinnerung: Die EZB hat im November 2023 mit der Vorbereitungsphase für den digitalen Euro begonnen und wollte diesen Prozess bis Ende 2025 abschließen. Der digitale Euro wird als eine von der Zentralbank unterstützte digitale Geldbörse fungieren, die es den Bürgern ermöglicht, Geld direkt bei der EZB zu halten, wobei die Notwendigkeit von Zwischenhändlern entfällt. Die EZB stehe unter zunehmendem Druck, schnell zu handeln, da die USA ihre Pläne für Dollar-gestützte Kryptowährungen vorantrieben, hört man. Die Dominanz des US-Dollars im internationalen Handel, im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr und bei den globalen Reserven bedeutet, dass der Euro ohne eine wettbewerbsfähige digitale Alternative an Bedeutung auf den globalen Finanzmärkten zu verlieren drohe.
Verbesserte Benutzerfreundlichkeit und stärkere Wettbewerbsfähigkeit betont
Bei der Einführung eines digitalen Euro geht es nicht nur um die Modernisierung des Zahlungsverkehrs, sondern um einen strategischen Schritt zur Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit und zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit in der globalen Wirtschaft.
Einem aktuellen Bericht von Visa zufolge betragen die Kosten für grenzüberschreitende Zahlungen durchschnittlich 6,2 Prozent des Transaktionswerts, und die Abwicklungszeiten betragen oft mehr als zwei Tage. Jüngste Studien zeigen, dass 59 Prozent der Verbraucher und 81 Prozent der Unternehmen eine sofortige Zahlungsabwicklung fordern, was die Dringlichkeit effizienterer Finanzlösungen verdeutlicht.
Da geht noch mehr als SEPAÖ Offline Funktionalität
„SEPA hat bereits viele Ineffizienzen im Zahlungsverkehr innerhalb der EU beseitigt. Der digitale Euro wird jedoch völlig neue Horizonte mit weiteren Vorteilen eröffnen. Ein wichtiges Merkmal ist die Offline-Funktionalität, die sicherstellt, dass Zahlungen auch bei Naturkatastrophen, Cyberangriffen oder Netzwerkausfällen funktionieren. Außerdem dürfte der digitale Euro durch den Wegfall von Zwischenhändlern die Kosten für grenzüberschreitende Transaktionen zwischen den Banken in der EU drastisch senken und gleichzeitig die Zugänglichkeit für die Nutzer verbessern“, so Reda Lukoseviciute, Leiter der Abteilung Partnerschaften bei der Mano Bank.
Verfahren zur Integration des digitalen Euro muss zügig durchgeführt werden
Sonst könne es nicht erfolgreich sein. „Es braucht klare Vorschriften. Neben den technischen Regulierungsaspekten muss das Vertrauen der Öffentlichkeit durch Transparenz in Bezug auf Datenschutz und Geldwäschebekämpfung gewonnen werden. Es ist auch sehr wichtig, dass alle EU-Mitgliedstaaten die Innovation auf koordinierte Weise einführen“, sagte Lukoseviciute.
Veränderung in der Bankenwelt wohl unumgänglich
Die Einführung des digitalen Euro kann erhebliche Veränderungen in der Arbeitsweise der Banken mit sich bringen, insbesondere für Korrespondenzbanken, die bei der Abwicklung internationaler Transaktionen auf Vermittler angewiesen sind. Komplexe Interaktionen zwischen den Banken führen zu höheren Kosten und längeren Abwicklungszeiten. Ein zentralbankgestützter digitaler Euro wird direkte, sofortige Überweisungen zwischen europäischen Banken ermöglichen und den Bedarf an Zwischenhändlern verringern.
Zwischenhändler bleiben wohl auf der Strecke
„Banken und Finanzinstitute müssen ihre Rolle neu überdenken. Anstatt sich auf Transaktionsgebühren zu verlassen, sollten sie sich auf spezialisierte Finanzdienstleistungen verlegen. Compliance-Management, Betrugserkennung, Liquiditätsoptimierung und digitale Identitätsüberprüfung werden entscheidende Bereiche sein, in denen die Banken im neuen Rahmen ihre Expertise anbieten können“, erklärte Lukoseviciute.
Strategische Notwendigkeit
Der digitale Euro sei nicht nur ein technologisches Upgrade, er sie vielmehr eine strategische Notwendigkeit. Er werde das Nutzererlebnis verbessern und die Wettbewerbsfähigkeit in der globalen Wirtschaft stärken. Indem sie sich von traditionellen transaktionsbasierten Ertragsmodellen verabschiedeten und sich auf Mehrwertdienste konzentrierten, könnten sich die Banken reibungsloser anpassen: „Der digitale Euro ist keine Bedrohung für die Banken - er ist eine Chance. Die Finanzinstitute müssen diesen Wandel annehmen, indem sie ihre Strategien verfeinern und in spezialisierte Finanzdienstleistungen investieren, die das Kundenerlebnis und die Innovation verbessern. Diejenigen, die sich frühzeitig anpassen, werden in Zukunft einen Wettbewerbsvorteil haben“, schloss Lukoseviciute.
Kommenden Monate für die Gestaltung der Rolle des digitalen Euro entscheidend
Sein Erfolg wird von den koordinierten Bemühungen von Banken, Finanzinstituten, politischen Entscheidungsträgern und Unternehmen abhängen. Bei einer wirksamen Einführung könnte der digitale Euro die finanzielle Autonomie Europas neu definieren - Verzögerungen oder Fehltritte könnten jedoch seine globale Wettbewerbsfähigkeit schwächen und die Finanzinnovation zu einem entscheidenden Zeitpunkt bremsen. (kb)