Deutsche Bank: Experten befürchten Bail-out, Regierung schweigt lieber
Die Deutsche Bank wird von vielen Marktteilnehmern derzeit mit Argusaugen beobachtet bzw. deren Aktien auf die Verkaufsliste gesetzt. Im Worst Case muss der deutsche Steuerzahler für die systemrelevante Bank einstehen. Das offizielle Berlin schweigt darüber angesicht der nächsten Bundestagswahl.
Auch gut eine Woche nach dem Bankenstresstest reißen Spekulationen um Deutschlands größte Bank nicht ab. "Ist die Deutsche Bank kaputt?" fragt Kevin Dowd Der Professor an der britischen Durham Universität und kommt nach einer Analyse der Leverage Ratio zu dem Ergebnis, dass die Deutsche Bank letztendlich wohl mit Steuergeldern gerettet werden muss. Über diese Entwicklung berichtet "Bloomberg News".
Angesichts der zum Teil niederschmetternden Analysen und einer Warnung des IWF, dass die Deutsche Bank unter den systemisch wichtigen Banken netto das größte Systemrisiko für das Finanzsystem birgt, überrascht die Reaktion der Bundesregierung. Insgesamt zeigten die Stresstest-Ergebnisse, dass die deutschen Institute auch für die simulierte Verschlechterung der Weltwirtschaft "ausreichend Polster" gebildet haben, ist die offizielle Linie des Finanzministeriums zum Stresstest. Die durchschnittliche Kapitalisierung der Institute liege oberhalb des europäischen Durchschnitts.
Das klingt nach Zweckoptimismus. Denn in der großen Koalition beobachten Politiker seit längerem besorgt die Entwicklung der Deutschen Bank. Nicht vergessen sind laut Bloomberg News die Fehltritte des einstigen Vorstandschefs Josef Ackermann und die Verwicklung der Bank in den Manipulationsskandal um den Libor-Referenzsatz. Zudem werden werden dem Management Strategiefehler bescheinigt.
Nur öffentlich will sich in der Koalition niemand zur Deutschen Bank äußern. Gut ein Jahr vor der Bundestagswahl sind die Probleme des Frankfurter Instituts ein Tabu. Denn eine Neuauflage der Debatte der Finanzkrise um milliardenschwere Staatshilfen für Banken will die SPD genauso wie Union mit Blick auf den Wahlkampf tunlichst vermeiden. Und so heißt es in der Bundesregierung: Deutsche Bank Chef John Cryan ist angetreten, um das Geldhaus zu sanieren. Dafür müsse man ihm jetzt erstmal Zeit lassen. Schlechte Nachrichten, so scheint es, werden dabei möglichst totgeschwiegen. (aa)