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| Theorie

Deutsche Spezialfonds mit Rekord

Wie der jüngsten Kommalpha-Publikation "Spezialfondsmarkt Quarterly" zu entnehmen ist, verzeichneten deutsche Spezialfonds 2021 ein Rekordjahr. Dafür waren zwei Investorengruppen verantwortlich, während Versicherungen offenbar „in Aufruhr“ sind und neue Gelder tendenziell woanders investieren.

Clemens Schuerhoff, Vorstand von Kommalpha
Clemens Schuerhoff, Vorstand von Kommalpha

© Kommalpha

Der deutsche Spezialfondsmarkt ist in Bewegung, die verwalteten Assets erreichten Ende 2021 einen neuen Höchststand. Das Nettomittelaufkommen betrug sagenhafte 116,8 Milliarden Euro. Noch nie wurde so viel Geld netto in Spezialfondsmandate gepumpt. Altersvorsorgeeinrichtungen weisen dabei das mit Abstand höchste Nettomittelaufkommen auf, gefolgt von der Investorengruppe „Privaten Organisationen ohne Erwerbzweck“ (Stiftungen). Versicherungen als größte Investorengruppe verzeichneten hingegen ein schwaches Jahr 2021. Das in Spezialfonds administrierte Volumen stieg auf 2.155 Milliarden Euro per Ende 2021 an. Das ist der neuesten Kommalpha-Publikation "Spezialfondsmarkt Quarterly" zu entnehmen.

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Altersvorsorgeeinrichtungen weisen in 2021 mit 38,8 Milliarden Euro das mit Abstand höchste Nettomittelaufkommen auf. Sie liegen 10,4 Milliarden Euro über ihrem entsprechenden Wert von 2020, in dem sie ebenfalls auf Rang eins beim Nettomittelaufkommen lagen.

Private Organisationen ohne Erwerbzweck (Stiftungen) liegen mit 28,2 Milliarden Euro Nettomittelaufkommen auf Platz zwei des Rankings und konnten 9,3 Milliarden Euro im Vergleich zu 2020 zulegen. Kreditinstitute folgen auf Rang drei mit 17,7 Milliarden Euro Nettomittelaufkommen in 2021. Sie weisen mit 11,4 Milliarden Euro den höchsten Anstieg im Nettomittelaufkommen in Spezialfonds im Vergleich zu 2020 auf. Das bestätigt laut Kommalpha den seit einigen Jahren zu beobachtenden Trend, dass der Spezialfonds weiterhin in der Gunst von Depot-A-Anlagen steht.

Halbierung bei den Inflows der Versicherungen
Versicherungen weisen mit einem Nettomittelaufkommen in Höhe von 13 Milliarden Euro in 2021 ein schwaches Ergebnis auf. Dieser Wert liegt rund 12,5 Milliarden Euro unter dem Betrag von 2020 - fast eine Halbierung. Bei Betrachtung der Relation von Nettomittelaufkommen und Mittelzuflüssen von frischer Liquidität ist bei Versicherungen sehr auffällig, dass sie den betraglich höchsten Unterschied von allen Investorengruppen aufweisen. Von 64,6 Milliarden Euro frischer Liquidität landeten in 2021 nur 13 Milliarden Euro netto in ihren Spezialfondsmandaten. "Das bedeutet einen Liquiditätsentzug von über 51 Milliarden Euro, was ein dramatischer Wert ist. Versicherungen sind anscheinend in Aufruhr hinsichtlich ihrer Allokationen und Mittelverwendung." kommentiert Clemens Schuerhoff, Vorstand der Kommalpha AG.

Das Nettomittelaufkommen von Corporates in Spezialfonds beträgt in 2021 knapp zwölf Milliarden Euro nach 9,4 Milliarden Euro in 2020, was laut Kommalpha ein sehr gutes Ergebnis darstellt. Sozialversicherungen & öffentliche/kirchliche Zusatzversorgungseinrichtungen schließen sich mit 5,1 Milliarden Euro auf Platz sechs der Rangliste des Nettomittelaufkommens an, was fast dem Niveau von 2020 entspricht (siehe nachfolgende Grafik):

Viertes Quartal besonders stark
Der deutsche Spezialfondsmarkt blickt auch auf ein historisches viertes Quartal 2021 zurück. Noch nie haben Nettomittelaufkommen und Mittelzuflüsse von frischer Liquidität ein so hohes Niveau in einem Quartal erreicht seit Beginn der Datenerhebung in 1969, merkt Kommalpha an.

Im vierten Quartal 2021 wurden beachtliche 56,7 Milliarden Euro netto in Spezialfonds zugeführt. Dabei sticht der Dezember 2021 besonders hervor, denn das entsprechende Nettomittelaufkommen von 31,5 Milliarden Euro ist ebenfalls das höchste jemals verzeichnete Nettomittelaufkommen in einem Einzelmonat seit Beginn der Zeitrechnung des Spezialfondsmarktes.

Die Mittelzuflüsse von frischem Geld sind im vierten Quartal ebenfalls auf historischem Rekordniveau. Es wurden 112,5 Milliarden Euro an frischer Liquidität in Spezialfonds dotiert. "Es ist absolut bemerkenswert und schon fast beängstigend, wie viel Kapital und Liquidität sich im institutionellen Markt befinden und Anlagemöglichkeiten suchen." beschreibt Schuerhoff die Situation. "Den in den letzten Dekaden bereits diverse Male totgesagten deutschen Spezialfonds samt der involvierten Anbieter freut es. Gut für den Fondsstandort Deutschland ist es allemal." so Schuerhoff weiter. (aa)

Über die Erhebung
Das Beratungsunternehmen Kommalpha hat mit der Publikation "Spezialfondsmarkt Quarterly" ein Format entwickelt, welches die Netto-und Bruttocashflows sowie ausgewählte Strukturmerkmale des deutschen Spezialfondsmarktes pro Quartal tiefgehend analysiert. Dies erfolgt auf Basis von Daten der Deutschen Bundesbank. Die frisch veröffentlichte Ausgabe 6 basiert auf dem Datenstichtag 31. Dezember 2021 und beleuchtet neben den skizzierten Sachverhalten zusätzlich die Veränderung von Marktanteilen auf Ebene von Investorengruppen und Spezialfondskategorien in den letzten zehn Jahren sowie die Zusammensetzung des Spezialfonds-Wertpapiervermögens nach Ländern & Regionen.

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