Weshalb politische Börsen doch keine kurzen Beine haben
Der Vorstandsvorsitzende von MainSky Asset Management analysiert die jüngsten Entwicklungen in der Grande Nation und zeigt, dass diese bereits vorab von den Finanzmärkten eingepreist wurden.
Frankreich ist laut Einschätzung von Dr. Eckhard Schulte, Vorstandsvorsitzender MainSky Asset Management, nach dem Sturz der Regierung unter Premier Barnier nun endgültig im politischen Vakuum angekommen. Neuwahlen sind bis nächsten Juli nicht möglich und würden ohnehin nichts an den komplizierten Verhältnissen ändern. Die Regierung dürfte geschäftsführend im Amt bleiben. Damit laufen zwar wichtige Ausgaben weiter, d.h. es droht kein „Shutdown“, aber neue politische Initiativen werden nicht angestoßen. Präsident Macron selbst wird wohl bis zur nächsten Präsidentschaftswahl 2027 ebenfalls als „Lame Duck“ im Elysee-Palast ausharren.
CAC40 bleibt 18 Prozent hinter dem DAX zurück
Die Finanzmärkte haben diese Entwicklung gut antizipiert und spätestens seit der Europawahl Anfang Juni, die den Startschuss für Frankreichs politische Krise gab, französische Aktien deutlich underperformen lassen. So ist der CAC40 (inkl. Dividenden) in diesem Jahr z.B. rund 18 Prozent hinter dem DAX zurückgeblieben. Und das nicht etwa nur, weil die Gewinnschätzungen der französischen Unternehmen gegenüber den deutschen eingebrochen sind. "Rund 70 Prozent der Underperformance werden dadurch erklärt, dass sich die Multiplikatoren (Multiples), zu denen Investoren bereit sind, zukünftige Gewinne zu bezahlen, relativ zu Deutschland verschlechtert haben", hält Schulte mit Blick auf nachfolgende Grafik fest.
Der Alte Kontinent verliert weiter an Bedeutung
Dies bestätigt Schulte zufolge noch einmal eindrucksvoll, dass Bewertungen auch von der politischen und wirtschaftlichen Stabilität in einem Währungsraum abhängen. Gerade die in Europa fortschreitende Unregierbarkeit in vielen Ländern drückt strukturell auf die Bewertungen. "Es gibt auch keinen Automatismus in der Angleichung. So liefern die vermeintlich niedrigen Bewertungen europäischer Aktien gegenüber US-Aktien noch lange kein Kaufargument. So wie die Dinge politisch gerade in Europa laufen, wird die Schere eher noch weiter auf- als zusammengehen", betont Schulte.
Investoren machen weiter Bogen um Frankreich
Was Frankreich angeht, dürften selbst Investoren, die dennoch in Europa aktiv werden, auch in den kommenden Monaten einen großen Bogen um Aktien und Anleihen machen. "Bleibt nur zu hoffen, dass Deutschland nach den Wahlen im Februar nicht auch ohne regierungsfähige Mehrheit dasteht", erklärt Schulte abschließend. (aa)