Welche Jahre 2022 am ähnlichsten waren: eine Spurensuche
Adam Turnquist, technischer Chefstratege der amerikanischen LPL Research, analysiert mit Hilfe statistischer Hilfsmittel, welche vergangenen Börsenjahre jenem von 2022 am ähnlichsten waren. Man muss schon hübsch weit zurückgehen, um ein Jahr mit einer Korrelation von mehr als 0,8 zu 2022 zu finden.

© LPL Research
Nach der Talfahrt des S&P 500 im letzten Jahr haben die Investoren gerne den Reset-Knopf zu Jahresbeginn gedrückt. Was mit einem Hoch am ersten Handelstag des Jahres 2022 begann, endete im Juni in einem volatilen Bärenmarkt und gipfelte in einem Rückgang von fast 20 Prozent zum Jahresende, sodass man mit Fug und Recht vom viertschlechtesten Jahr für den breiten US-Aktienindex seit 1950 sprechen kann.
Korrelationsuntersuchungen
Angesichts des Ausmaßes des letztjährigen Rückgangs und des anormalen Kursverlaufs, einschließlich eines einzigen Rekordhochs am ersten Handelstag des Jahres, analysiert LPL Research Korrelationsdaten, um Jahre zu finden, die dem Jahr 2022 tatsächlich am ähnlichsten sind. Genauer gesagt hat man den täglichen Renditeverlauf des S&P 500 für jedes Jahr seit 1950 berechnet und dann eine Korrelationsanalyse durchgeführt, um jedes Jahr mit dem Jahr 2022 zu vergleichen. Das nachstehende Balkendiagramm zeigt eine Aufschlüsselung der Korrelation zwischen den einzelnen Jahren und dem Jahr 2022.
Welche Jahre besonders gut mit 2022 korrelieren
1962 hat die Nase vorn
Quellen: LPL Research, Bloomberg
Wie man erkennen kann, weisen nur sehr wenige Jahre eine hohe Korrelation mit dem Jahr 2022 auf. Die ist insofern plausibel, als die durchschnittliche jährliche Rendite des S&P 500 in diesem Zeitraum 9,1 Prozent beträgt. Das Jahr 1962 sticht mit der höchsten Korrelation von 0,82 zusammen mit einigen anderen Jahren hervor, die einen relativ hohen Korrelationskoeffizienten aufweisen.
Und was geschah im jeweils darauffolgenden Jahr?
Die nachstehende Tabelle enthält eine genauere Aufschlüsselung dieser Jahre mit hoher Korrelation zu 2022, einschließlich der Entwicklung des Marktes im darauffolgenden Jahr. Um den historischen Kontext über die Korrelationskoeffizienten hinaus zu verdeutlichen, hat man bei LPL Research einige zusätzliche makroökonomische Erkenntnisse für jedes der oben genannten Jahre in die Tabelle aufgenommen.
Quellen: LPL Research, Bloomberg
Ein paar wichtige Highlights
- Die Jahre mit der höchsten Korrelation bis 2022 weisen im Allgemeinen höhere jährliche Renditen im darauffolgenden Jahr auf.
- Von den elf oben beobachteten Jahren gab es in sieben Jahren eine Rezession, die sich in sechs der sieben Zeiträume auf das folgende Jahr ausweitete.
- In den vier Jahren ohne Rezession wurde im darauf folgenden Jahr keine Rezession verzeichnet.
- Die jährlichen Renditen im Folgejahr betrugen für alle oben genannten Zeiträume durchschnittlich 11,7 Prozent, wobei nur in zwei Jahren negative Renditen erzielt wurden.
Analogie-Sieger ist 1962
Was die Analogien zum Jahr 2022 betrifft, so bietet das Jahr 1962 auf der Grundlage der Daten den besten Vergleich mit dem höchsten Korrelationskoeffizienten, einem Leitzinsanstieg und und dem Ausbleiben einer Rezession in diesem Jahr. Das folgende Diagramm stellt einander die Entwicklung des S&P 500 in den Jahren 1962 und 2022 gegenüber. LPL Research hat aber auch die Performance-Entwicklung 1963 für den S&P 500 in die Darstellung miteinbezogen und einen analogen hypothetischen Performance-Pfad für 2023 dazuprojiziert. In diesem Szenario würde der S&P 500 das Jahr bei 4.565 Punkten beenden, was einem Hinzugewinn von 18,9 Prozent für 2023 entspräche.
Ergebnis ist mit Vorsicht zu genießen
Natürlich sind diese Prognosen und Korrelationsdaten mit einem großen Fragezeichen zu versehen. Korrelation ist ist ja bekanntlich nicht gleichbedeutend mit Kausalität. Und auch wenn sich die Geschichte vielleicht nicht wiederholt oder eine Kausalität impliziert, so reimt sie sich doch oft, was Investoren im Jahr 2023 begrüßen würden. Die nachfolgenden Jahresrenditen des S&P 500 sind für Jahre, die am engsten mit 2022 korrelieren, in der Regel überdurchschnittlich und positiv. Die Geschichte zeigt auch, dass mit 2022 hoch korrelierende Jahre ohne Rezession in der Regel auch im Folgejahr eine Rezession vermeiden können. Das macht zumindest Hoffnung... (kb)