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Was an der Börse wirklich zählt, weiß Peter E. Huber

Im Dezember erwarteten die meisten Börsenexperten per Ende 2023 einen DAX-Stand von knapp 15.000 Punkten. Nach „einigen ruppigen Monaten“ sollte im zweiten Halbjahr eine Erholungsbewegung einsetzen.

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Peter E Huber am Fonds professionell Kongress
© Nikola Haubner / FONDS professionell

Doch der deutsche Aktienindex legte am Jahresanfang einen fulminanten Start hin und übertraf das Kursziel der meisten Börsenexperten für das Kalenderjahr 2023 bereits am 12. Januar. Einige erfolgreiche Börsenprofis warnten dagegen vor starken Kurseinbrüchen, weil die monetären Ampeln auf rot stehen oder weil sie eine Superrezession befürchten. Auch sie haben sich bisher nicht mit Ruhm bekleckert. Börsenurgestein Peter E. Huber, erfolgreicher Fondsmanager bei Taunus Trust, dazu: "Ich will mich damit nicht über meine geschätzten Kollegen lustig machen, sondern nur nochmals darauf hinweisen, dass eine prognosebasierte Anlagestrategie nicht funktioniert. Denn „Mr. Market“ macht in der Regel das, was die allerwenigsten Investoren von ihm erwarten. Dies nennt man auf neudeutsch einen „Pain Trade“, weil es für Anleger oft sehr schmerzhaft ist." 

Das Geheimnis für Börsenerfolg
1974 hielt Andre Kostolany an der Uni Mannheim einen Vortrag. Das Audimax war brechend voll, denn „Kosto“ war damals bereits eine lebende Börsenlegende, erinnert sich Peter E.  Huber. „Meine lieben jungen Börsenfreunde“ sagte Kostolany, „ich schreibe Ihnen jetzt die Erfolgsformel für erfolgreiches Handeln an den Aktienmärkten an die Tafel: T= L + P“. Peter E. Huber machte gerade seinen Statistik-Schein und war verblüfft: "Diese Gleichung war mir unbekannt. Die Lösung war trivial: Tendenz = Liquidität und Psychologie. Wobei Liquidität für eine expansive oder restriktive Notenbankpolitik steht und Psychologie für die Stimmung der Anleger." 

Monetäres Verkaufssignal traf 2022 auf antizyklisches Stimmungs-Kaufsignal
Ende September letzten Jahres ergab sich nun folgende Situation. Die Notenbanken, allen voran das amerikanische FED, erhöhten wegen der ausufernden Inflationsraten in Rekordtempo die Zinsen und reduzierten durch Verkäufe von Anleihen die Liquidität, was einem klassischen monetären Verkaufssignal entsprach. Gleichzeitig fiel die Stimmung der Anleger auf einen Tiefpunkt, da unisono eine Rezession und weitere Kursverluste erwartet wurden. Das Sentiment gab also ein starkes antizyklisches Kaufsignal. "Wir haben damals deutsche Aktien gekauft, unsere Aktienquote aber nur von 65 auf 75 Prozent aufgestockt. Mit großem Interesse verfolgten wir, welcher der beiden maßgeblichen Einflussfaktoren auf die Börsenentwicklung recht behielt. Und siehe da: es war das Sentiment und nicht die Notenbankpolitik. Der DAX kletterte seitdem von unter 12.000 Punkten um mehr als 25 Prozent nach oben", rekapituliert Peter E. Huber. 

Konjunkturelle Einflüsse werden überschätzt
Obwohl fast alle großen Banken und Vermögensverwalter umfangreiche volkswirtschaftliche Abteilungen unterhalten, um aus dem Verlauf der Wirtschaft Rückschlüsse auf die weitere Börsenentwicklung zu ziehen, spielen konjunkturelle Einflussfaktoren nur eine untergeordnete Rolle. So sind die vom amerikanischen Conference Board veröffentlichten wirtschaftlichen Frühindikatoren, die seit Jahrzehnten veröffentlicht werden und bei den Anlegern starke Beachtung finden, nur von geringem Nutzen, ist Peter E. Huber überzeugt. Dazu schreibt der bekannte Börsenanalytiker John Authers : „Leading Economic Indicators are neither Leading nor Economic nor Indicators, yet people still care about them“. Untersuchungen zeigen nämlich, dass sie zum Zeitpunkt der Veröffentlichung keinen Einfluss mehr auf die weitere Börsenentwicklung haben, obwohl sie optisch einen soliden Eindruck machen.

Wie geht Peter E. Huber mit Konjunktursignalen um?
"Wir berücksichtigen in unserer Anlagepolitik durchaus auch konjunkturelle Entwicklungen. Fällt beispielsweise der Einkaufsmanager-Index (PMI) deutlich unter 50, deutet dies auf eine wirtschaftliche Kontraktion hin. Dreht der PMI von deutlich unter 45 wieder nach oben, sind das teilweise sehr wertvolle Signale. Aus antizyklischer Sicht ist es nämlich lukrativ, im fortgeschrittenen Stadium einer Rezession schrittweise Zukäufe in konjunktursensiblen Werten zu tätigen."

Status Quo
Derzeit notieren viele PMI-Zahlen leicht unter 50 (USA 46,2, Deutschland 47,1), eine echte Rezession zeigen sie aber nicht an. Peter E. Huber dazu: "Von dieser Seite gibt es also keine konstruktiven Signale. Bleibt festzuhalten, dass die monetären Ampeln weiter auf rot stehen, während die Sentiment-Indikatoren wieder vorsichtigen Optimismus anzeigen. Insgesamt eine Gemengelage, die nicht zum Kaufen einlädt. Wir reduzieren deshalb unsere Aktienquote wieder auf 65 Prozent, obwohl viele Value-Aktien immer noch recht günstig bewertet sind. So sind wir immer noch gut dabei, wenn es weiter nach oben gehen sollte. Mittelzuflüsse investieren wir vorwiegend im asiatischen Raum - Japan, Südkorea, China und Indonesien." 

60:40 als ideale Asset Allocation?
Über Jahrzehnte bestand ein idealer Vermögensmix aus 60 Prozent Aktien und 40 Prozent  Staatsanleihen. Auch in der Finanzkrise 2008 hat sich diese Kombination bewährt. "Der DAX verlor damals 40 Prozent, während der REXP zehn Prozent zulegte. Insgesamt konnten die Verluste dadurch auf 20 Prozent begrenzt werden. In Verbindung mit einem Rebalancing am Jahresende hat sich diese Asset Allocation wunderbar bewährt und das Portfolio notierte zwei Jahre später bereits wieder dicke im Plus", erinnert sich Huber.

Anleihen zu meiden, hat sich in den letzten Jahren als weise Entscheidung entpuppt
Nachdem eine aggressive Notenbankpolitik über Jahre hinweg größtenteils Negativzinsen beschert hat, wurde von Peter E. Huber und seinem Team öffentlich in Frage gestellt, ob 40 Prozent Anleihen noch einen Sicherheitsanker böten. "Wir stellten eine Asset-Allocation von 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Gold zur Diskussion, womit Anleger in den letzten Jahren deutlich besser gefahren wären. Da wir in unserem Portfolio aber maximal zehn Prozent in physisches Gold investieren dürfen, haben wir Ende 2018 die neutrale Aktienquote auf 70 Prozent angehoben, zehn Prozent in Xetra-Gold angelegt und 20 Prozent als variable Cash-Reserve definiert." Der Verzicht auf festverzinsliche Wertpapiere hat sich bewährt. Während Xetra-Gold seitdem in Euro um 64 Prozent zulegen konnte, verlor der REXP 8,6 Prozent per Ende Januar 2023. 

Heute muss man sich erneut fragen, ob dieser Vermögensmix noch zeitgemäß ist
Denn zum einen haben sich die Aktienkurse deutlich erholt, zum anderen gibt es wieder eine gute Rendite auf kurzfristige Staatsanleihen (zweijährige T-Bonds bei 4,5 Prozent, zweijährige Bunds bei 2,5 Prozent), giubt Oeter E: Uber zu bedenken. "Wir senken deshalb die neutrale Aktienquote auf 65 Prozent. Zehn Prozent physisches Gold, 15 Prozent kurzlaufende Staatsanleihen bester Bonität und zehn Prozent Cash und machen das Portfolio robuster. Von Anleihen mit längerer Laufzeit werden wir angesichts der inversen Zinsstruktur und einer nur vorübergehenden Beruhigung an der Inflationsfront aber weiterhin die Finger lassen", versichert der Altmeister. (kb)

 

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