Warum der Trump-Inflationskonsens falsch ist
Ist der neue US-Präsident Trump tatsächlich das Inflationsgespenst, für das ihn nach den Strafzoll-Androhungen im Wahlkampf und seinen ersten Maßnahmen gegen Kanada und Mexiko viele halten? Bei bei MainSky glaubt man dies nicht.

"Wir bei MainSky glauben nicht, dass Donald Trump tatsächlich das Inflationsgespenst ist, für das ihn die Mehrheit hält. Wir sind in Sachen Inflationsentwicklung optimistischer als der derzeitige Marktkonsens und können das gut begründen", sagt Dr. Eckhard Schulte, Vorstandsvorsitzender von MainSky Asset Management.
Zölle sind zunächst keine „Inflation“ im ökonomischen Sinne
Vielmehr handele es dabei um eine einmalige Veränderung des Preisniveaus. Der Effekt sei temporär und falle früher oder später aus der Berechnung der Inflationsrate wieder heraus, ähnlich wie bei einer Mehrwertsteuererhöhung, so Dr. Schulte. "Zudem ist nicht klar, wer die Last der Zölle letztlich trägt. Dies muss nicht immer der US-Konsument sein. Ebenso ist es denkbar, dass die Importeure mit einer Absenkung der Profitmarge reagieren und/oder dass die Abwertung der Währung die Zölle kompensiert."
Kompensationsmöglichkeiten durch geringere Gewinnmargen und Währungsabwertung
Beides ist 2018/2019 im US/China-Zollstreit passiert, sodass trotz höherer Zölle die US-Importpreise aus China sogar gefallen sind. Sollte es zu einem „Zoll-Wettlauf“ oder gar einem Handelskrieg kommen, wäre der Effekt klar disinflationär. Denn Zölle führen zu einem Rückgang des Welthandels und lösen einen negativen Einkommenseffekt aus, der den relativen Preiseffekt höherer Zölle um ein Vielfaches übersteigt. Die historischen Erfahrungen belegen das ganz klar. In der Weltwirtschaftskrise verabschiedete die US-Regierung mehrere Zollrunden, jede Erhöhung führte zu einer neuen Deflationswelle.
Deregulierungen verbessern Angebotsseite der US-Wirtschaft, wirkt positiv auf Inflation
"Darüber hinaus übersieht die Diskussion völlig die Tatsache, dass Trumps Politik, insbesondere weitere Deregulierungen, die Angebotsseite der US-Wirtschaft verbessern und dies einen positiven Effekt auf die Inflation haben wird", gibt Dr. Schulte zu bedenken. Der jüngste Beweis dafür sei das bereits an Tag zwei seiner Amtszeit vorgestellte Investitionsprogramm in die KI-Infrastruktur namens „Stargate“ mit einem geplanten Volumen von „mindestens 500 Milliarden US-Dollar“.
Supply-Side Economics
Ohnehin seien die starke Angebotsseite der US-Wirtschaft und das hohe Produktivitätswachstum seit Monaten ein wesentlicher Treiber der Disinflation. Der Rückgang der Teuerung von der Spitze im Juli 2022 sei zur Hälfte auf einen Rückgang der angebotsgetriebenen Inflation zurückzuführen. Auch in der ersten Hälfte der 80iger Jahre unter Präsident Reagan sei die Angebotspolitik („Supply-Side Economics“) der wesentliche Treiber der Disinflation gewesen.
Gleiches gelte für die 90iger Jahre, in denen das hohe Produktivitätswachstum und die starke Angebotsseite der US-Wirtschaft die Disinflation getrieben haben. Schulte: "Folglich erwarten wir, dass die US-Inflation (Core PCE) zum Jahresende in einer Spanne zwischen 2,0 und 2,5 Prozent, damit nah am Fed-Ziel und auch tiefer als derzeit liegen wird. Dies schließt eine zollbedingte (temporäre Erhöhung) des Preisniveaus um rund 30 Basispunkte bereits ein." (kb)