Vietnams 180 Grad-Wende in nur zwölf Monaten
Die Aussichten Vietnams haben sich zum Besseren gewandelt. Die Zinsen sind im Normalbereich, und die Hypothekenbedingungen sind die günstigsten, die Nikko AM je vor Ort gesehen hat. Die Konsumausgaben sind stabil. Die Politik fördert ausländische Direktinvestitionen und geht Kapitalmarktreformen an.
Was für einen Unterschied ein Jahr macht! Vor einem Jahr war die Stimmung düster. Die Interbankenzinsen waren in die Höhe geschnellt, da die Liquidität nach den ersten US-Zinserhöhungen abnahm. Durch den Anstieg der Hypothekenzinsen auf bis zu 15 Prozent stagnierte der Wohnungsmarkt. Am Markt für Unternehmensanleihen waren viele Kreditnehmer aufgrund verschärfter Emissionsstandards und fehlender Unterstützung durch die Banken nicht in der Lage, fällig werdende Anleihen zu refinanzieren. Der Abschwung in der Tech-Branche wirkte sich auf Arbeitsplätze und Löhne aus und trübte die Erwartungen der Verbraucher.
Im Februar dieses Jahres war die Situation nicht wiederzuerkennen
Die Interbankenzinsen liegen zwar noch etwas über den Tiefstständen von 2022, sind aber gesunken. Die Hypothekenzinsen sind auf ihr bisher niedrigstes Niveau gefallen. Auch die Hypothekenkonditionen sind so günstig wie nie zuvor: Dank längerer Laufzeiten von bis zu 35 Jahren sind Schuldner erstmals in der Lage, ihre Hypotheken effektiv zu refinanzieren, indem sie bessere Angebote nutzen. Von alledem profitiert der Wohnungsmarkt.
Krise bei Unternehmensanleihen überstanden
Im Jahr 2023 wurden die Laufzeiten der fällig werdenden Anleihen im Wert von 59 Billionen vietnamesischen Dong um durchschnittlich 20 Monate verlängert. Dies verschaffte den Emittenten Zeit, die Probleme rund um die Refinanzierung zu lösen. Für Unternehmen aus dem Immobiliensektor dürfte die Regierung verschiedene rechtliche Probleme im Zusammenhang mit Immobilienprojekten lösen. Verkäufe und Refinanzierungen durch die Ausgabe neuer Anleihen oder durch Banken sind so wieder möglich. Die Neuemissionen von Anleihen haben wieder zugenommen, wobei strengere Vorschriften den Investorenschutz verbessern.
Verbraucher und Industrie mit positiven Aussichten
Die Verbraucher sind 2024 positiver gestimmt. Die Konsumgüterindustrie geht davon aus, dass die Flaute in wichtigen Branchen überstanden ist. Auch für die Industrie sowie den Energie- und Versorgersektor ist die Einschätzung positiv. Vietnam bleibt eine wichtige Alternative zu China als Produktionsstandort, insbesondere für Mobiltelefone und Unterhaltungselektronik. Ausländische Direktinvestitionen erreichten 2023 einen neuen Höchststand von 23,2 Milliarden US-Dollar.
Die wachsende Produktionstätigkeit treibt die Nachfrage nach Industrieflächen und Energie an. Angesichts der geringen Reserven könnte die Regierung die Erschließung neuer Gasfelder sowie den Bau von Überlandleitungen priorisieren, die den energiereichen Süden mit der Elektroindustrie im Norden verbinden.
Kapitalmarktreformen machen Aktien attraktiv
Vietnams Kapitalmarktreformen entfalten ihre Wirkung. Auslöser für den Wandel ist die vom Land selbst gesetzte Frist für die Aufnahme in einen großen Schwellenländerindex bis 2025. Vietnam steht bereits auf der Beobachtungsliste des FTSE-Index. Ein Kriterium für die Höherstufung ist die Einführung eines neuen Börsen-Handelssystems, die im März erfolgen soll.
Neues Börsenhandels-System und mehr
Weitere geplante Reformen, die das Interesse an vietnamesischen Aktien steigern könnten, sind die Lockerung der Vorfinanzierungsregeln für den Kauf von Aktien und die Einführung eines Verwahrungssystems. Die Perfomance des Ho-Chi-Minh-Aktienindex war im bisherigen Jahresverlauf eine der besten in Asien. Trotz seiner Kursgewinne haben die Bewertungen bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 11,7 (gegenüber dem 14- bis 17-fachen unmittelbar vor der Corona-Pandemie) weiterhin Potential, sagen die Experten von Nikko Asset Management. (kb)