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USA wollen Deals mit Gazprom - auch zu Nord Stream

Parallel zu den laufenden Verhandlungen über einen Waffenstillstand in der Ukraine suchen die USA nach Möglichkeiten, mit dem russischen Energierriesen Gazprom zu kooperieren. Das berichten Bloomberg-Informanten. Dies könnte den Weg für engere Beziehungen zwischen Washington und dem Kreml ebnen.

© Yeti Studio / stock.adobe.com

Laut informierten Personen in Europa hat es bereits erste Kontakte zwischen Vertretern der USA und Russlands gegeben. Es sei jedoch unklar, wer die Gespräche führe und ob die Trump-Administration direkt involviert sei. Die Gespräche über eine mögliche Zusammenarbeit mit Gazprom befänden sich in einem frühen Stadium.

Deal or no Deal?
Russlands Präsident Wladimir Putin hatte am Donnerstag auf eine mögliche Zusammenarbeit zwischen den USA und Russland im Energiesektor angespielt und gegenüber Reportern erklärt, dies könnte den Weg für die Wiederaufnahme der Gaslieferungen nach Europa ebnen. “Wenn sich die USA und Russland beispielsweise auf eine Zusammenarbeit im Energiesektor einigen, könnte eine Gaspipeline für Europa sichergestellt werden“, sagte Putin bei einem Briefing in Moskau. “Und das wird Europa zugutekommen, da es billiges russisches Gas erhalten wird.“

Präsident Donald Trump hat ein Interesse der USA an einer Zusammenarbeit angedeutet, obwohl die USA und Europa bereits seit Jahren strenge Sanktionen gegen den russischen Energiesektor verhängen. Diese wurden nach der russischen Invasion in der Ukraine vor drei Jahren noch verschärft. Nach seinem Telefonat mit Putin im vergangenen Monat gab Trump auf Truth Social bekannt, dass die beiden neben anderen Themen wie der Ukraine, dem Nahen Osten und künstlicher Intelligenz auch über Energie gesprochen hätten. Rohstoffe sind auch Teil der Gespräche mit Kiew, da Washington die Arbeit an einem möglichen Waffenstillstand mit Russland an einen Rohstoff-Deal knüpft.

Deal wäre Kehrtwende Trumps um 180 Grad
Dennoch wäre ein Deal zwischen den USA und Gazprom eine gewaltige Kehrtwende für Trump, der in seiner ersten Amtszeit Europa für seine Abhängigkeit von russischem Gas kritisiert und eine Initiative zur massiven Ausweitung der US-Gasverkäufe an europäische Länder gestartet hatte. Trump drohte mit weiteren Sanktionen gegen Russland, wenn das Land nicht mit der Ukraine an einen Verhandlungstisch käme. In einem Beitrag auf Truth Social schrieb er letzte Woche, er erwäge “ernsthaft umfangreiche Bankensanktionen, Sanktionen und Zölle gegen Russland, bis ein Waffenstillstand und eine endgültige Friedensvereinbarung erreicht sind“.

Differenzen
Anfang dieser Woche haben die USA die Zustimmung der Ukraine zu einer 30-tägigen Waffenruhe erhalten. Putin lehnte die Idee am Donnerstag zwar nicht völlig ab, sagte aber, jeder Waffenstillstand müsse zu einem langfristigen Frieden führen.

China, Iran
Die Pläne für eine Zusammenarbeit zwischen den USA und Gazprom könnten sich auf Europa und Asien erstrecken und auch zu dem umfassenderen Ziel der USA passen, Russlands Beziehungen zu China und dem Iran zu schwächen, hieß es. Es würde auch zu Trumps Plänen passen, Geschäftsmöglichkeiten auszuloten, die sich aus einem Friedensabkommen zur Beendigung des Krieges in der Ukraine ergeben könnten — was er als seine oberste Priorität bezeichnet.

Achse Russland-China soll geschwächt werden
US-Außenminister Marco Rubio sagte letzten Monat, Washington wolle die Beziehungen zwischen Russland und China schwächen, ohne Zwietracht zu säen. Rubio warnte, dass engere Beziehungen zwischen den beiden benachbarten Atommächten ein Problem für die USA darstellen würden — wenn Moskau zum “permanenten Juniorpartner“ Pekings würde.

Zweifende Europäer
Europäische Kreise äußerten Zweifel daran, dass die Trump-Regierung einen Keil zwischen Russland und China treiben könne, da sich die beiden Länder seit dem Einmarsch in die Ukraine stark angenähert hatten. Viele der Ideen von Gazprom im Energiebereich seien zudem noch spekulativ.

Unabhängig davon haben russische Regierungsbeamte zugestimmt, die Trump-Regierung bei der Kommunikation mit dem Iran zu unterstützen — unter anderem in Fragen des Atomprogramms der Islamischen Republik. China hat angekündigt, am heutigen Freitag in Peking Gespräche mit dem Iran und Russland über die nuklearen Aktivitäten der Islamischen Republik zu führen.

Nord Stream
Gazprom ist sehr daran interessiert, dass die USA bei der Wiederinbetriebnahme der Nord-Stream-Gaspipelines helfen, die unter der Ostsee von Russland zur deutschen Küste verlaufen, nachdem es 2022 zu einem Sabotageangriff kam, sagten zwei Informanten. Vor dem Einmarsch in die Ukraine lieferte Russland Gas über Nord Stream nach Europa. Nachdem Gazprom die Lieferungen zu Beginn des Krieges gedrosselt und später eingestellt hatte, wurde die Pipeline bei einem ungeklärten Anschlag auf einen der Stränge von Nord Stream 2 beschädigt.

Laut Medienberichten aus dem vergangenen Jahr strebt ein amerikanischer Geschäftsmann die Übernahme der in der Schweiz ansässigen Betreiberfirma der Nord-Stream-2-Gaspipeline an. Damit wären die USA an dem Projekt beteiligt.

Putin spielt Ball in Richtung Deutschland
Putin hat wiederholt erklärt, sein Land sei bereit, die Gaslieferungen nach Europa über den intakten Teil von Nord Stream 2 wieder aufzunehmen. Die Entscheidung liege letztlich bei Deutschland, das wiederum die Ukraine unterstützt. Deutschland war eines der Länder, die am stärksten von der Unterbrechung von Nord Stream betroffen waren. Der Lieferstopp hat die Gaspreise in die Höhe getrieben und Teile der deutschen Industrie nachhaltig geschädigt.

LNG aus den USA ist für Europa kein Allheilmittel
Die Europäische Union und die Trump-Administration haben die Möglichkeit diskutiert, dass europäische Unternehmen mehr Flüssigerdgas aus den USA importieren, um die Handelsspannungen abzubauen. Angesichts der Unsicherheit über Trumps Haltung zur Ukraine und zu Europa stehen mehrere EU-Länder dieser Möglichkeit jedoch skeptisch gegenüber — und ein Abkommen mit Gazprom würde diese Bedenken noch verstärken.

Seit Beginn des Krieges versucht die EU, ohne russisches Gas auszukommen, und Gazprom hat die Lieferungen über Nord Stream eingestellt. Dadurch wurde die Versorgung aus Russland auf die TurkStream-Pipeline reduziert, die unter dem Schwarzen Meer zwischen Russland und der Türkei verläuft.

Europas Schwachpunkt ist Flüssiggas: Weiter Geschäfte mit Russland - nur hintenrum
Trotz des Rufs nach Sanktionen kauft Europa nach wie vor Rekordmengen an russischem LNG, vor allem aus der von Novatek betriebenen Anlage in Jamal. Dies zeigt, wie schwer es Europa fällt, die Beziehungen zu Russland zu beenden, nachdem sich das Land in den letzten zehn Jahren als wichtiger Rohstofflieferant für den Kontinent etabliert hat. Gazprom könnte den USA eine Beteiligung an Unternehmen in der Arktis und an Offshore-Projekten wie dem LNG-Projekt auf Sachalin anbieten — vorausgesetzt, die Sanktionen, die ausländische Investitionen einschränken, würden aufgehoben, sagte eine der informierten Personen.

USA sendet gemischte Botschaften an Russland aus
Die Trump-Regierung hat bisher gemischte Botschaften zu den Russland-Sanktionen gesendet: Auf der einen Seite hat sie signalisiert, dass diese so lange in Kraft bleiben sollten, bis ein Friedensabkommen zwischen Russland und der Ukraine vereinbart ist — und sogar mit neuen Beschränkungen gedroht, falls Moskau nicht an den Verhandlungstisch kommt.

Andererseits haben die USA ihre G7-Verbündeten davon abgehalten, mehrere bestehende Maßnahmen gegen den russischen Energiesektor zu verschärfen. Aus europäischen Kreisen verlautete, man erwarte von der Trump-Administration — im Falle von Fortschritten bei den Friedensgesprächen — Ausnahmegenehmigungen für bestimmte Investitionen und Transaktionen. (kb)

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