USA: Kluft zwischen kurzfristigem Impuls und langfristigen Risiken
Die Chief Global Strategist von Nikko Asset Management sieht nach der US-Wahl steigende Risiken, die durchaus dem japanischen Markt zu Gute kommen könnten.
Die Aktienmärkte haben die mögliche Unternehmenssteuersenkungen und die Neigung zur Deregulierung in allen Branchen als positiv für die Gewinne honoriert. An den Anleihemärkten sind dagegen die Renditen angestiegen, da Exekutive und Legislative über die fiskalische Expansion einig sein dürften. "Und dies zu einem Zeitpunkt, an dem die US-Verschuldung mit fast 120 Prozent des BIP einen Höchststand erreicht hat und das Haushaltsdefizit bereits sechs Prozent des BIP übersteigt", moniert Naomi Fink, Chief Global Strategist von Nikko Asset Management, in einer aktuellen Markteinschätzung.
Weniger Hürden, höhere Schulden
In naher Zukunft könnte ein von den Republikanern kontrollierter Kongress die US-Schuldenobergrenze ausweiten. Darüber hinaus sind die Konjunkturaussichten sind positiv.
Langfristig könnte es Fink zufolge anders kommen: Bisher dienten die Verhandlungen über die Schuldenobergrenze als Gelegenheit für den Kongress, die finanzielle Gesundheit der USA zu überprüfen. Diese Gelegenheit dürfte wenig genutzt werden, wenn der Kongress die Ausgabenpläne Präsidenten kaum in Frage zu stellt. Die Hürden für eine fiskalische Expansion sinken damit. Die Möglichkeit umfassender Importzölle dürften mit höherem Inflationsrisiko einhergehen. Störungen am Anleihemarkt sind möglich, wenn Investoren eine höhere Prämie verlangen, um die Defizite der USA zu finanzieren.
Hinter mir die Sinnflut...
Trump hat anders als Präsidenten, die zwei Amtszeiten nacheinander anstreben, wenig Anreiz, die fiskalische Großzügigkeit einzuschränken, merkt Fink an. Das Risiko einer Verschwendung von Steuermitteln könnte daher größer sein. Das würde die Kluft zwischen der kurzfristigen Verlängerung des US-Wirtschaftszyklus und den Auswirkungen längerfristiger Risiken ausweiten.
Japan: Frühere Zinserhöhungen möglich
Der höhere Dollar/Yen-Kurs hat zur Stützung japanischer Aktien beigetragen. Hier könnten vermehrt Schwankungen auftreten, da sich nur wenige Investoren an höherfrequenten Yen-finanzierten Carry-Trades beteiligen, prognostiziert Fink.
Darüber hinaus bleibt die japanische Notenbank BOJ auf Straffungskurs und hat jüngst einen schwächeren Yen, der sich über die Import- auf die Verbraucherpreise auswirkt, als größeres Inflationsrisiko bezeichnet.
Ein schwächerer Yen könnte daher unter den gegebenen Faktoren den Zeitpunkt für Zinserhöhungen der BOJ vorverlegen.
Derzeit herrscht eine risikofreudige Stimmung vor. Aber die gestiegenen Extremrisiken sind Grund genug für einige Anleger, sich abzusichern, indem sie zumindest einen kleinen Teil ihres Vermögens in Yen halten.
"Denn sollten solche Extremrisiken eintreten (z. B. eine Störung auf den Märkten für US-Staatsanleihen), könnte der Leistungsbilanzüberschuss Japans plötzlich attraktiver erscheinen als in Zeiten höherer Risikobereitschaft", erklärt Fink abschließend. (aa)