Union Investment-Risikomanagement-Konferenz: Das waren die Highlights!
Zahlreiche institutionelle Investoren kamen vor wenigen Tagen zur mittlerweile 19. Risikomanagement-Konferenz von Union Investment nach Mainz, um sich angesichts von Trumps Wiederwahl und Deutschlands Koalitionsende auszutauschen und darüber zu informieren, wie es an den Märkten weitergehen könnte.
Die Herausforderungen, mit denen sich die Kapitalmärkte angesichts der zweiten Präsidentschaft Trumps konfrontiert sehen, lösen auch in Deutschland Unsicherheit aus. Union Investment-Vorstand Dr. Frank Engels blickte auf der 19. Risikomanagement-Konferenz seines Hauses dennoch positiv in die Zukunft. Trotz erhöhter Risiken dürften sich Aktien Engels zufolge weiter positiv entwickeln.
Der wichtigste Markt werde im kommenden Jahr jedoch der Rentenmarkt sein. Von den Notenbanken erwartet Engels weitere Zinssenkungen. Die EZB werde die Leitzinsen bis Ende 2025 vermutlich noch sechs Mal senken. Die US-Notenbank Fed hingegen werde bis zum Frühjahr noch drei Zinsschritte nach unten gehen und dann erst einmal abwarten, wie sich die US-Politik unter Trump weiter entwickle.
Dreiklang für mehr Produktivität
Sandra Ebner, Senior Economist bei Union Investment, hob den Dreiklang aus Kapital, Technologie und demographischem Handlungsdruck hervor, der global den Nährboden für ein höheres Produktivitätswachstum bildet.
Die daraus resultierenden Folgen für die Asset Allocation schilderte Michael Herzum, Leiter Economics & Macro Strategy von Union Investment und Mitautor der mit Sandra Ebner verfassten aktuellen Studie zur Finanzierung der „Great Transformation“, des Umbruchs in einer Welt im Wandel.
Trotz aktuell sinkender Notenbankzinsen werde sich die Renaissance des Rentenmarkts laut Herzog mittel- bis langfristig fortsetzen. Das gelte insbesondere für die USA, wo hohe physische Investitionen für entsprechenden Finanzierungsbedarf sorgen würden. Diese seien in der nächsten Dekade mit Aufwärtsdruck bei den Zinsen länger laufender Anleihen verbunden. In Europa würden zwar strukturelle Probleme die Investitionsbereitschaft vorerst dämpfen. Perspektivisch seien hier aber ähnliche Entwicklungen wie in den USA zu erwarten. Die langfristige Renaissance des Rentenmarktes könne das Verhältnis zwischen Risiko und Rendite institutioneller Investoren verbessern.
Prominent besetzte Podiumsdiskussion
Zur Geldpolitik und Marktentwicklung äußerte sich in der anschließenden Podiumsdiskussion Professor Axel Weber, ehemaliger Bundesbankpräsident und Verwaltungsratspräsident der UBS. Mit ihm diskutierten Professor Lena Dräger von der Leibniz Universität Hannover und Christian Kopf, Leiter Portfoliomanagement Renten von Union Investment. Die aktuellen Unsicherheiten seien aufgrund von Megatrends wie der immer älter werdenden Gesellschaft, der De-Globalisierung und dem Klimawandel zusätzlich herausfordernd, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Renditen der Anleger. Das Panel erörterte sowohl mittelfristige Veränderungen in der Strategie führender Notenbanken als auch die wirtschaftliche Entwicklung in China, den USA und Deutschland. Die Probleme seien nicht geringer geworden. So gelte es zum Beispiel in Deutschland, den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien und die Anforderungen an die Energiesicherheit unter einen Hut zu bringen.
Asset Allocation unter der Lupe
Die darauffolgende Gesprächsrunde warf einen Blick die Asset Allocation institutioneller Anleger. Marcus Wilhelm, Vorstandsvorsitzender des Airbus Pension Trust e.V., und Eva Wunsch-Weber, Vorsitzende des Vorstandes der Frankfurter Volksbank Rhein/Main, analysierten die Chancen und Risiken verschiedener Assetklassen. Jan Christoph Gertenbach, Deputy Head of Asset Management der RAG-Stiftung, erörterte, welche langfristigen Investitionsstrategien für die Erfüllung des Stiftungszwecks am erfolgversprechendsten seien. So koste es die RAG-Stiftung jährlich 300 Millionen Euro, Wasser aus den stillgelegten Zechen abzupumpen und zu säubern. Carola Schroeder, Leiterin Portfoliomanagement der Union Investment, betonte wiederum die anhaltende Bedeutung von Immobilien für die Portfolio-Diversifikation.
Blick auf das große Weltbild
Die geopolitische Lage diskutierten abschließend Professor Claus Kleber, Annika Brockschmidt, freie Journalistin und Autorin, und Professor Carlo Masala von der Universität der Bundeswehr in München. Als besonderes Highlight erläuterten die Panel-Teilnehmer ihre Einschätzung des US-Wahlausgangs und unterfütterten ihre Einschätzungen mit persönlichen Erlebnissen vor Ort. Mit Blick in die Zukunft sei insbesondere das verschärfte Ringen der USA und Chinas um die globale Vorrangstellung beunruhigend. Europa müsse sich für vielschichtige Herausforderungen wappnen, aber es sei fraglich, ob dies tatsächlich im erforderlichen Ausmaß gelingen werde.
Wandel bietet auch Chancen
Zum Abschluss der Konferenz betonte André Haagmann, Union Investment-Vorstand und Gastgeber, dass sich ungeachtet der massiven geopolitischen Herausforderungen durchaus Chancen für Anleger böten. Jedoch seien nicht nur die Politik, sondern auch Investoren aufgefordert, in einer „Welt im Dauerstress“ Verantwortung zu übernehmen. (aa)