UK: Starmer versucht Marktberuhigung bei Gilts: Schatzkanzlerin bleibt
Großbritanniens Premierminister Keir Starmer hat klargestellt, dass Rachel Reeves auf absehbare Zeit Schatzkanzlerin bleiben wird. Mit dieser Aussage wollte er Spekulationen ausräumen, die am Vortag zu einem Ausverkauf britischer Staatsanleihen geführt hatten.
Reeves werde noch viele Jahre Schatzkanzlerin sein, sagte Starmer am Mittwochabend im BBC-Interview – nur wenige Stunden, nachdem er im Parlament eine klare Zusage zu ihrer Zukunft vermieden hatte. “Sie und ich arbeiten zusammen, wir denken gemeinsam”, betonte Starmer. “Wir sind völlig im Gleichklang.”
Die deutlichen Worte des Premierministers waren offenkundig der Versuch, die nervösen Finanzmärkte zu beruhigen. Diese hatten am Mittwoch empfindlich reagiert, nachdem Reeves bei einer Ansprache im Unterhaus in Tränen ausgebrochen war – ein Moment, der Gerüchte über einen möglichen Rücktritt befeuerte. Starmer, der die Labour Party vor einem Jahr zu einem überzeugenden Wahlsieg geführt hatte, betonte, sein Vorhaben, das Land zu verändern, sehe er als langfristiges Gemeinschaftsprojekt mit Reeves: “Das ist die starke Beziehung, die uns verbindet.”
Steigende Guilts-Renditen, schwaches Pfund
Die Unsicherheit zur Zukunft der Schatzkanzlerin ließ die Rendite 30-jähriger britischer Staatsanleihen am Mittwoch um 19 Basispunkte auf 5,42 Prozent steigen. Das Pfund Sterling fiel um 0,8 Prozent auf 1,36 Dollar und 0,8 Prozent auf 1,16 Euro.
Sozialreformvorschlag von Starmer zurückgezogen
Auslöser für den Kursrutsch war auch ein politisches Eigentor: Starmer hatte am Dienstag seine zentrale Sozialreform – mit Einsparzielen von fünf Milliarden Pfund – nach einer parteiinternen Revolte zurückziehen müssen. Ein abruptes Einknicken, das Zweifel an seiner Durchsetzungsfähigkeit nährte.
Reeves bei Investoren wegen ihrer Haltung zu den Fiskalregeln beliebt
Obwohl sie ihre Ausgabenpläne im eigenen Lager nicht durchsetzen konnte, bleibt Reeves bei vielen Anleiheinvestoren hoch angesehen. Der Grund: ihre konsequente Haltung zu den Fiskalregeln, die die Staatsverschuldung begrenzen. Die Sorge vieler Marktteilnehmer: Ein möglicher Nachfolger könnte weniger Disziplin an den Tag legen.
Zum tränenreichen Auftritt der Kanzlerin sagte Starmer abschließend: “Das war eine persönliche Angelegenheit für die Kanzlerin. Ich habe das ganz klar gesagt: Es hatte nichts mit Politik zu tun, nichts mit Gesprächen zwischen mir und Rachel. Und nichts mit Ereignissen dieser Woche.” (kb)