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Türkei und Brasilien: Artemis IM hat die beiden Märkte im Visier

Raheel Altaf, Emerging Markets-Fondsmanager bei Artemis Investment Management, äußert seine Gedanken zu diesen beiden großen Schwellenländermärkten und wartet auch mit der einen oder anderen Investmentidee auf.

Raheel Altaf, Emerging Markets Fondsmanager bei Artemis Investment Management
Raheel Altaf, Emerging Markets Fondsmanager bei Artemis Investment Management

© Artemis IM

Raheel Altaf, Emerging Markets-Fondsmanager bei Artemis Investment Management, hat folgende Ansichten zu Türkei und Brasilien als Anlagemärkte:

Türkei: Im Spannungsfeld von Naturkatastrophe, Wahlen, Geopolitik und Wirtschaft

1. Erdbeben: Das schlimmste Erdbeben, das das Land seit mehr als einem Jahrhundert heimgesucht hat, hat eine beträchtliche Zahl von Todesopfern gefordert Die Spuren der Zerstörung werden erhebliche Investitionen für den Wiederaufbau von Häusern und Infrastruktur erfordern. Die Regierung hat sich zum Wiederaufbau der betroffenen Region verpflichtet. "Abgesehen von den menschlichen Verlusten sind die Auswirkungen des Erdbebens größtenteils außerhalb der Industriegebiete der Türkei zu spüren, was darauf hindeutet, dass der Schaden für die Wirtschaft nicht so schwerwiegend ist. Aktuelle Schätzungen gehen von einer Beeinträchtigung des BIP von weniger als zehn Prozent aus", sagt Raheel Altaf.

2. Wirtschaftlicher Hintergrund: Die türkische Wirtschaft hat mit einer Inflation von fast 80 Prozent zu kämpfen und hält an einer unkonventionellen Geldpolitik fest. Eine extreme Währungsabwertung, geopolitische Risiken mit Russland/Ukraine und politische Unsicherheit haben ebenfalls zu einem schwierigen Umfeld geführt.

3. Aktienmärkte: Trotz dieses Umfelds war der Aktienmarkt des Landes im Jahr 2022 mit einem Anstieg von über 100 Prozent in US-Dollar der beste Performer. Altaf dazu: "Dies ist zum Teil auf die Zuflüsse inländischer Anleger zurückzuführen, die in Aktien einen gewissen Schutz gegen die hohe Inflation sehen, da die Renditen von Staatsanleihen so unattraktiv sind. Aufgrund der niedrigen Bewertungen und des robusten Gewinnwachstums haben sich türkische Aktien für viele Anleger auf den globalen Märkten überraschend gut entwickelt."

4. Ideen für Aktien: Altaf weiter: "Wir haben unsere Übergewichtung in der Türkei beibehalten, was vor allem auf einige der interessanten Aktien-Opportunitäten in der Region zurückzuführen ist. Das schwierige wirtschaftliche Umfeld hat diese Begeisterung etwas gedämpft. Mit unserem objektiven, evidenzbasierten Stockpicking-Ansatz haben wir jedoch Unternehmen mit großartigen Aussichten gefunden." Beispiele für Investitionen sind der Glashersteller Sisecam. Eine verbesserte Bilanz und Auslandsumsätze haben das Unternehmen vor einigen der inländischen Herausforderungen geschützt. Die robuste Nachfrage nach seinen Produkten in einer Reihe von Bereichen, darunter Autos, Bauwesen und Chemie, treibt das Gewinnwachstum an. Die Aktien haben auf diese verbesserte Nachfrage reagiert, dennoch wird das Unternehmen immer noch zu einer Bewertung von weniger als dem Sechsfachen des KGV gehandelt. Ein weiteres Beispiel ist der Automobilhersteller Tofas Turk, der aufgrund der robusten Inlandsnachfrage nach seinen Autos und leichten Nutzfahrzeugen Marktanteile gewonnen hat. Die steigende Nachfrage der Verbraucher schlägt sich direkt in einer Verbesserung der Gewinnspannen nieder. Die verbesserten Cashflows werden an die Aktionäre ausgezahlt, die Dividenden sind in den letzten Jahren rasch gestiegen. "Sowohl Tofas als auch Sisecam sind Unternehmen, die erhebliche Einnahmen außerhalb der Türkei erzielen. Die Abwertung der Lira ist ihnen daher direkt zugute gekommen", weiß Altaf.

Während die wirtschaftlichen Aussichten einige zu der Überlegung verleiten könnten, warum man sich mit der Türkei beschäftigen sollte, ist man bei Artemis IM der Ansicht, dass Unternehmen, die die Stürme gut überstehen, wahrscheinlich robuste Unternehmen sind, die noch besser abschneiden werden, wenn der Gegenwind nachlässt und zu Rückenwind wird. Wenn man selektiv vorgeht und sich auf diese Gelegenheiten konzentriert, können sich für die Anleger beträchtliche Gewinne ergeben, da die ungünstigen Märkte oft die besten finanziellen Möglichkeiten bieten.

Brasilien

Das landwirtschaftliche Schwergewicht liefert Sojabohnen, Rindfleisch, Kaffee und Zucker (unter anderem) in viele Teile der Welt. Dieser Reichtum an natürlichen Ressourcen verschafft der Wirtschaft erhebliche Vorteile. Über weite Strecken des Jahres 2022 waren die hohen Rohstoffpreise und die Entscheidung der Zentralbank, die Zinssätze frühzeitig und rasch anzuheben, für den Aktienmarkt förderlich. Doch in den letzten Monaten sind die politischen Risiken in den Mittelpunkt gerückt, wie dies in den letzten Jahrzehnten in Brasilien häufig der Fall war. Der ehemalige zweimalige Präsident Luiz Ignacio Lula da Silva besiegte im Oktober den amtierenden Präsidenten Jair Bolsonaro. Die Anleger waren besorgt über Lulas Steuerpläne und die möglichen Auswirkungen seiner linksgerichteten Regierung auf die staatlich kontrollierten Unternehmen.

Einschätzung der Chancen und Risiken

"In der Vergangenheit haben wir festgestellt, dass sich in Zeiten politischer Unsicherheit gute Gelegenheiten für Anleger ergeben. In volatilen Zeiten kann es zu wahllosen Verkäufen kommen. Unser Prozess hat attraktive Aussichten in brasilianischen Unternehmen aufgezeigt. Brasilien befindet sich am Ende seines geldpolitischen Straffungszyklus, die Inflation geht zurück und das Land verfügt über ein reichhaltiges Angebot an Energie und Rohstoffen. Betrachtet man die Fundamentaldaten der Unternehmen, in die wir investiert sind, so gibt es viel Grund zum Optimismus. Sie bieten substanzielle Dividenden, gutes Wachstum und attraktive Bewertungen. Trotz der Verbesserung der Bilanzpositionen werden einige staatlich kontrollierte Unternehmen zu den niedrigsten Bewertungen aller Zeiten gehandelt. Angesichts von Zinssätzen von 13,75 Prozent und einer Inflation, die niedriger ist als in vielen Teilen Europas, können Finanzwerte von den günstigen Spreads und realen Renditen profitieren, die sich bieten", sagt Raheel Altaf. "Banco do Brasil ist eine unserer Beteiligungen, die trotz einer höheren Eigenkapitalrendite als ihre privaten Pendants immer noch mit einem KGVe von drei gehandelt wird." Rückenwind komme aus dem Agrarsektor mit höherem Kreditwachstum und niedrigeren Non-Performing Loans (NPLs). Das Unternehmen verfüge über eine starke Marktposition in einem Kreditumfeld mit höheren Renditen. Bei Artemis IM gehe man davon aus, dass der Aktienkurs mit den sich verbessernden Aussichten Schritt halten werde. Im Versicherungssektor biete BB Seguridade eine Dividendenrendite von über neun Prozent und liefere ebenfalls gute Ergebnisse. (kb)

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