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Superbär räumt ein: "Wir haben uns geirrt" - und bleibt weiter skeptisch

Der Einbruch des S&P 500 im vergangenen Jahr machte Mike Wilson laut Bloomberg zum berühmtesten Aktienprognostiker der Wall Street. Es ist eine Rolle, die er 2023 wohl nicht wieder einnehmen wird, da er als Bär mit seiner pessimistischen Prognose dieses Jahr bis dato falsch liegt.

Mike Wilson, Morgan Stanley
Mike Wilson, Morgan Stanley© Morgan Stanley

Der Chefstratege für US-Aktien bei Morgan Stanley, Mike Wilson, den viele Marktakteure in der jüngeren Vergangenheit als "Superbären" wahrnahmen, räumte am Montag ein, dass er zu lange an seinem Pessimismus festgehalten habe. Seine Prognose für den S&P 500 liegt nach wie vor bei 3.900 Punkten - das ist ein Niveau, das der Index mit seinem Sprung um 19 Prozent auf rund 4.560 Punkte schon weit hinter sich gelassen hat.

Wahre Größe gezeigt und eigenen Irrtum eingestanden
“Wir haben uns geirrt”, schrieb Wilson am Montag seinen Kunden. “Das Jahr 2023 war eine Geschichte mit höheren Bewertungen als wir erwartet hatten, und das bei sinkender Inflation und Kostensenkungen.” Sein Team hat den Fokus kürzlich auf Juni 2024 verlagert, für den das Kursziel bei 4.200 liegt, etwa acht Prozent unter dem aktuellen Niveau.

Wilson verbrachte den Großteil des Jahres 2023 damit, vor einer Umkehr der Rally zu warnen. Er schlug bei Technologieaktien Alarm und argumentierte, dass die Turbulenzen im Bankensektor im März einen “teuflischen” Ausverkauf signalisierten, der notwendig sei, bevor die Aktien wieder steigen könnten.

Es kommt oft anders, als man denkt...
Sieben Monate später hat der Benchmark-Index trotz sinkender Gewinne eine kräftige Rally hingelegt. Der Aufschwung wurde durch eine Reihe von Faktoren begünstigt, vom Optimismus im Bereich der künstlichen Intelligenz, der den Mega-Tech-Unternehmen Auftrieb gab, bis hin zu einer widerstandsfähigen Wirtschaft, in der sich die Inflation verlangsamte und sich die Rezessionsängste als verfrüht erwiesen.

Wilson gehört zu der Mehrheit der Prognostiker an der Wall Street, die die Aktienrally verpasst haben. Einige von ihnen beeilen sich nun, ihre Kursziele nach oben zu korrigieren.

Nachlassende Inflation könnte Zeichen für geringere Preissetzungsmacht sein
Wilson räumt zwar seinen Fehler ein, bleibt aber vorsichtig, was die Ertragskraft der amerikanischen Unternehmen angeht. Während die nachlassende Inflation den Optimismus hinsichtlich einer freundlicheren US-Notenbank stärkt, was ein günstiger Hintergrund für Aktienbewertungen ist, bedeutet dies auch eine schwindende Preissetzungsmacht für Unternehmen.

Zwei Wochen nach Beginn der Berichtssaison übertrifft das Tempo der Gewinnherabstufungen das der Heraufstufungen, so dass die von Morgan Stanley ermittelte Breite der Gewinnrevisionen wieder in den negativen Bereich fällt.

“Wir bleiben pessimistisch für die Gewinne im Jahr 2023”, sagte Wilson. “Die Inflation sinkt jetzt schneller als vom Konsens erwartet, insbesondere die Inflation, die den Unternehmen zugute kommt. Da die Preise der Hauptfaktor sind, der das Umsatzwachstum vieler Unternehmen in diesem Jahr über der Nulllinie gehalten hat, wäre es ein erheblicher Gegenwind, wenn diese Preissetzungsmacht verschwinden würde.” (aa)

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