Studie: Wie Private und Public Credit zusammenwachsen
Die Ära strikt getrennter Kreditmärkte neigt sich dem Ende zu. Immer mehr institutionelle Investoren verabschieden sich von der alten Welt, in der börsennotierte Anleihen und private Kreditvergaben als zwei separate Anlageklassen galten, wie eine Umfrage von Nuveen zeigt.
Nach Jahren mit niedrigem Zinsniveau erleben nun auch die öffentlichen Kreditmärkte ein Comeback. Getrieben von Inflationsbekämpfung und restriktiver Geldpolitik haben sich die Renditen deutlich erholt. So lag etwa die „Yield-to-Worst“ des Bloomberg U.S. Aggregate Index im März 2025 bei 4,6 Prozent – beinahe doppelt so hoch wie im Durchschnitt des Jahrzehnts zuvor. Investoren schätzen zunehmend die höhere Liquidität und Transparenz börsennotierter Titel.
Gleichzeitig verschwimmen die Grenzen zwischen öffentlich und privat, wie die jährliche EQuilibrium-Umfrage von Nuveen zeigt. Die Asset-Management-Tochter der Teachers Insurance and Annuity Association (TIAA), einer der größten institutionellen Investoren der Welt, hat dazu insgesamt 800 institutionelle Anleger weltweit befragt, darunter 80 aus Deutschland. In Bezug auf Kreditstrategien zeigt die Untersuchung unter Anderem: Fast 95 Prozent der befragten Investoren halten inzwischen Private Credit in ihren Portfolios – Tendenz weiter steigend.
Das lässt darauf schließen, dass Asset Manager und Emittenten zunehmend integrierter denken. "Kredite werden in gemischten Strukturen emittiert, Finanzierungstranchen sowohl öffentlich als auch privat platziert. Kapitalstrukturen werden flexibler, Anlageentscheidungen stärker am relativen Wert orientiert", heißt es in der Studie.
Wer in alten Silos denkt, verpasst die Innovationswelle
Auch die Organisation vieler Investmentteams verändere sich. Public- und Private-Credit-Spezialisten arbeiten enger zusammen oder werden gleich zu gemeinsamen Einheiten verschmolzen. Ein Ziel dabei: Schneller auf Marktveränderungen reagieren und komplexe Kreditstrategien effizienter umsetzen. Diese Entwicklung habe auch regulatorische Gründe. Striktere Anforderungen durch Basel III und Solvency II zwingen Banken und Versicherer dazu, Kapital effizienter zu allokieren.
Die Branche reagiere darauf mit neuen Vehikeln wie semiliquiden Fonds, Rated Notes Feeder oder Public-to-Private-Wrapper. Das führt die Studien-Autoren zu dem Schluss: Mit neuen Strukturen entstehen neue Chancen – aber auch Anforderungen. Institutionelle Investoren, die heute erfolgreich im Kreditmarkt agieren wollen, brauchen integrierte Plattformen, agile Steuerung und übergreifende Teams. Wer noch in alten Silos denkt, riskiert Renditeverluste und verpasst die Innovationswelle. (hh)