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Studie: Alternative Debt hat großes Aufholpotential in Europa

Zinssteigerungen und Bankenauflagen erhöhen den Bedarf an Finanzierungsformen abseits klassischer Darlehen. Dabei liegt Kontinentaleuropa mit einem Private-Debt-Anteil von zehn Prozent deutlich hinter dem US-Markt mit 40 Prozent zurück. Es besteht Aufholpotential, sagt eine aktuelle Empira-Studie.

Prof. Dr. habil. Steffen Metzner, Head of Research, Empira Group & Studiengangsleiter Master Real Estate Management, NBS Northern Business School Hamburg
Prof. Dr. habil. Steffen Metzner, Head of Research, Empira Group & Studiengangsleiter Master Real Estate Management, NBS Northern Business School Hamburg© Empira Group

Die Empira Group, ein führender Investment-Manager für institutionelle Immobilienanlagen, hat sich in ihrer jüngsten Studie mit dem Titel „Real Estate Debt 2023“ eingehend mit dem Fremdfinanzierungsmarkt für Immobilien beschäftigt. Dabei wird deutlich, dass vor allem in Kontinentaleuropa ein erhebliches Potential für kreditbasierte Finanzierungen abseits des klassischen Bankdarlehens für institutionelle Investoren besteht.

Institutionelle treten in die Fußstapfen von Banken
In Zeiten steigender Zinsen und begrenzter Bankfinanzierungen nimmt die Bedeutung alternativer Fremdfinanzierungsquellen am Markt für gewerbliche Immobilien zu. Weltweit wird sich der Markt der sogenannten Non-Bank Financial Institutions stark ausweiten, wozu Anbieter wie Fonds, Pensionskassen, Versicherungen und Anlagestiftungen außerhalb des Bankensektors zählen.

Wachsende Marktanteile der alternativen Kreditgeber bei Gewerbeimmobilien-Krediten
„Generell ist von einer wachsenden Bedeutung bankenexterner Immobilienfinanzierungen auszugehen. Aus regulatorischen Gründen wird dieses Wachstum fast ausschließlich im B2B-Bereich stattfinden, während die Kreditvergabe an Verbraucher im Bereich der Wohnungsfinanzierung den Banken vorbehalten bleibt“, kommentiert Prof. Dr. Steffen Metzner, Head of Research von Empira und Autor der Studie. „Da die Banken dort ihr Kapital binden und gewerbliche Immobilienfinanzierungen häufig individuell und anspruchsvoll sind, werden sich daraus wachsende Anteile von Private Debt innerhalb des Commercial-Real-Estate-Debt-Markts ergeben.“

Viel Potential im Vergleich zu den Vereinigten Staaten von Amerika
Während in den USA nach aktuellen Schätzungen bereits 40 Prozent des Fremdkapitals zur Finanzierung von Gewerbeimmobilien von Kreditgebern aus dem Finanzsektor abseits der klassischen Banken stammen, liegt der Anteil in Kontinentaleuropa deutlich darunter. „Bereits ein Szenario von zehn Prozent des europäischen Commercial-Real-Estate-Debt-Markts würde einem Kapitalbetrag im bankenunabhängigen Sektor von etwa 190 Milliarden Euro entsprechen“, erklärt Professor Metzner. „Steigerungen auf das Niveau Großbritanniens, wo 28 Prozent auf Private Debt entfallen, oder der USA würden noch zu deutlich größeren Teilmärkten im Bereich von Private Debt führen.“

Quelle: Barings Bank, PGIM RE, Bayes Business School London; Empira Group

Private Debt erfordert professionelles Management in spezialisierten Fonds
„Auf dem Markt für Immobilienfinanzierungen droht Deutschland in den kommenden Jahren ein Liquiditätsengpass. Daher sind verstärkt neue Wege und innovative Instrumente zur Fremd- und Eigenkapitalfinanzierung gefragt. Ob und wie schnell sie sich in Deutschland marktbreit etablieren, wird maßgeblich darüber mitentscheiden, wie sich der Immobilienstandort entwickelt, ob sich die Wohnungssituation in den Metropolen entspannt und inwieweit externes Kapital neue Wachstumsimpulse auslösen kann“, erläutert der Verwaltungsratspräsident der Empira Group, Lahcen Knapp.

Anteil klassische Bankdarlehen wird abnehmen
Wurde der Finanzierungsbedarf institutioneller Investoren bisher vorwiegend durch klassische Bankdarlehen gedeckt, ist es angesichts steigender Zinsen, höherer Risikovorsorge und zurückhaltender Darlehensvergabe fraglich, ob künftig diese Geldquelle für kommerzielle Immobilienprojekte noch ausreichend Liquidität liefern wird: Zwischen dem wachsenden Finanzierungsbedarf der Immobilien- und der Baubranche einerseits und den begrenzten Finanzierungsressourcen des Bankensektors andererseits entsteht eine immer größere Lücke. Die Bilanzsummen der relevanten Banken wachsen kaum mehr, ihr Anstieg liegt deutlich unter dem Wachstum der Asset-Preise am Immobilienmarkt. Daraus entsteht ein zunehmender Bedarf an anderen Finanzierungsquellen. Daher wird sich der Trend zu Darlehen von alternativen, unternehmerisch agierenden Finanzierungspartnern in den nächsten Jahren weiter verstärken.

Geforderte Real-Estate-Private-Debt-Funds
„Die hierzulande hohen Finanzierungsvolumina und die individuellen Zuschnitte erfordern ein professionelles Management und Controlling. Daher werden leistungsfähige Real-Estate-Private-Debt-Funds das erwartete Marktwachstum im Wesentlichen tragen. Aus Sicht institutioneller Investoren bieten sie zudem die Möglichkeit der Skalierung der Investition in den Real-Estate-Debt-Markt“, sagt Lahcen Knapp. (kb)

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