Stimmen zur Fed-Sitzung: "Aktienmarkt findet Auslöser für Korrektur"
Die US-Notenbank Fed senkt wie erwartet zum dritten Mal in Folge die Zinsen. Doch die Währungshüter rücken nun die Inflation wieder in den Fokus – die Finanzmärkte reagieren mit Kursverlusten. Wie Investmentprofis den Kursschwenk der Fed beurteilen.
Die US-Notenbank hat das geldpolitische Jahr zwar mit einer dritten Zinssenkung in Folge beendet, dabei jedoch am Mittwoch (18.12.) zur Bestürzung der Märkte betont, dass Inflationssorgen wieder in den Vordergrund rücken. Fed-Chef Jerome Powell formulierte es klar und deutlich: Die Inflationsprognose der Zentralbank sei "gewissermaßen in sich zusammengefallen".
Die Notenbanker gehen nun davon aus, dass es viel länger dauern wird, bis die Inflation ihr Ziel von zwei Prozent erreicht, das sie seit fast vier Jahren verfehlt haben. Die Währungshüter haben ihre Erwartungen für Zinssenkungen im nächsten Jahr zurückgeschraubt. Die Notenbanker sehen die Inflation Ende nächsten Jahres nun bei 2,5 Prozent. Wie Investmentstrategen und Portfoliomanager die Fed-Entscheidung beurteilen, lesen Sie in der Galerie oben.
Zwei Prozent Inflation nicht vor 2027
Die neue Prognose liegt damit über dem Wert, bei dem sich die Teuerung nach Ansicht der Notenbanker Ende dieses Jahres einpendeln wird. Den aktualisierten Projektionen zufolge gehen die Währungshüter nun davon aus, dass sie ihr Zwei-Prozent-Ziel nicht vor 2027 erreichen werden. Powell machte deutlich, dass weitere Lockerungen der Geldpolitik von Fortschritten bei der Eindämmung der Teuerung abhängen werden. Im September hatte die Fed noch eine Abkühlung des Arbeitsmarktes als das größere Risiko angesehen.
Die Märkte reagierten schnell und heftig auf die Falkensignale der Fed. US-Staatsanleihen sackten ebenso ab wie Aktien. Der Dollar erreichte den stärksten Stand seit mehr als zwei Jahren. Das US-Börsenbarometer S&P 500 schloss am Mittwoch knapp drei Prozent im Minus. Der Nasdaq Composite fiel um 3,6 Prozent. Zehnjährige US-Staatsanleihen gingen mit zwölf Basispunkten höherer Rendite von 4,52 Prozent aus dem Handel. Der Dollar stieg 1,3 Prozent auf 1,038 je Euro.
"Dunkler Raum voller Möbel"
"Bei der Zwölf-Monats-Inflation haben wir uns seitwärts bewegt", sagte Powell bei der Pressekonferenz nach der Sitzung. "Wenn wir über weitere Senkungen nachdenken, werden wir auf Fortschritte bei der Inflation achten." Im Mittel sehen die US-Notenbanker jetzt nur noch einen halben Prozentpunkt an Zinssenkungen im nächsten Jahr – die Hälfte dessen, was im September erwartet wurde.
Vielen Ökonomen zufolge bergen die Pläne des künftigen US-Präsidenten Donald Trump zu Steuersenkungen, Massenabschiebungen und neuen Zöllen das Risiko, dass sie die Inflation anheizen. Laut Powell haben einige Notenbanker bei der Dezember-Sitzung begonnen, solche Maßnahmen in ihre Prognosen einzubeziehen. "Es ist eine Art gesunder Menschenverstand, dass man etwas langsamer fährt, wenn der Weg unsicher ist", sagte Powell. "Es ist nicht anders, als wenn man in einer nebligen Nacht Auto fährt oder in einen dunklen Raum voller Möbel geht. Man macht einfach langsamer."
Größere Unsicherheit
Die Lockerung der Fed-Geldpolitik brachte die Leitzinsspanne auf 4,25 bis 4,50 Prozent. Die Präsidentin der Cleveland Fed, Beth Hammack, stimmte gegen die Zinssenkung. Sie hätte es vorgezogen, die Zinsen konstant zu halten. 15 von 19 Fed-Notenbankern sehen nun ein höheres Risiko, dass die Inflation ihre Erwartungen übersteigt, anstatt sie zu unterschreiten. Im September waren es noch drei. 14 gaben an, dass sie in Bezug auf ihre Inflationsprognose größere Unsicherheit sehen. (ert/Bloomberg)