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Stefan Fröhlich über Trump 2.0 und die Konsequenzen dieser Zeitenwende

Prof. Stefan Fröhlich befasste sich in seinem Vortrag „Wie Trump die Welt verändert. Deutschlands geoökonomische Zeitenwende“ am Institutional Money Kongress 2025 mit den vielfältigen politischen und wirtschaftlichen Implikationen, die von Trump 2.0 ausgehen.

Prof. Stefan Fröhlich mitten im impusiven Vortrag
Prof. Stefan Fröhlich mitten im impusiven Vortrag© Nikola Haubner / Bloomberg

Fröhlich erinnerte in seinem Vortrag im Rahmen des Formats "IM Spezial" am Institutional Money Kongress 2025 daran, dass Trumps Wahl und Wiederwahl nicht „out of the blue“, also aus heiterem Himmel, über Amerika hereinbrach, sondern dieser Trend bis in die globale Zeitenwende 2007/08 zurückreicht, als die Umverteilung von Reichtum und Macht einsetzte. Trump ist Fröhlichs Meinung zufolge ein Merkantilist, ein Populist und Nationalist mit konkreten Anliegen, aber kein Imperialist, der bereit ist, weiterhin Weltpolizei zu spielen.

US-Hegemonie ist seit dem Millennium verschwunden
Natürlich wollen die USA Nummer eins bleiben, so Fröhlich weiter, aber im tiefsten Inneren seien sich die Machtzirkel einig, dass die Zeit als Hegemon bereits vorbei sei. Man will aber seine führende Rolle gegen China verteidigen, wobei Demokraten und Republikaner hier das gleiche Ziel verfolgen, wobei Russland und Europa als wenige relevant betrachtet werden.

Konzept des multilateralen Liberalismus ist vorbei
Biden sei in gewisser Weise die Fortsetzung von Trump 1.0 gewesen, genau genommen habe der Trendwechsel schon unter Barack Obama begonnen. Der Trend, der Welt die Demokratie zu bringen, und die Strategie der "Human Intervention", also das Eingreifen aus humanitären Gründen in anderen Staaten, habe nichts gebracht. Dieser Trend, der 1990 begonnen hatte, sei 2007 zu einem Ende gekommen. Seither gibt es eine Stimmungswende und einem langsamen Rückzug Amerikas, denn die US-Bürger wollen nicht mehr.

China wird als der große Herausforderer sowohl auf wirtschaftlicher als auch geopolitischer Ebene betrachtet. Man müsse bedenken, so Fröhlich, dass der Anteil der G7 am Welt-BIP im Jahr 2000 noch bei zirka 70 Prozent lag, nun aber nur mehr 45 Prozent betrage. Die USA ist nervös, und ihr Handelsbilanzdefizit ist seit den 80er-Jahren durch Zuflüsse von Auslandsgeldern finanziert worden. Das war die Politik des starken Dollars.

Trittbrettfahrer sollen endlich zahlen
Europa wird dem gesellschaftlichen Mainstream in den Vereinigten Staaten zufolge als Trittbrettfahrer betrachtet, der nun endlich mehr Verantwortung übernehmen soll. Europa im Allgemeinen und Deutschland im Speziellen sollten deswegen nicht in Panik geraten oder in Aktionismus verfallen, sondern an ihrer Resilienz arbeiten, ein Sich-Abkoppeln (Decoupling) wäre hingegen Nonsens, meint Fröhlich.

"Turkification" befürchtet
Das Kokettieren Trumps mit einer dritten Amtszeit und die Verfolgung dieses Ziels, womit er sich über die aktuelle Verfassung der USA hinwegsetzen würde, die klar von maximal zwei Präsidentschaften spricht, bereiten Fröhlich Sorgen. Dies bedeute dann, dass sich die USA in Richtung einer Autokratie verändert, wie man sie aus der Türkei und China kennt.

Europa könnte autonomer sein
Lange Zeit lieferte die USA Europa die Sicherheit, Russland Öl und Gas und damit billige Energie und andere wichtige Rohstoffe (seltene Erden) kamen aus China. Fröhlich: "Dieser Dreiklang funktioniert schon seit zirka 15 Jahren nicht mehr. Er führte zu Abhängigkeit, steigender Verwundbarkeit ." Man müsse von einer brutalen Handels- und Industriepolitik sprechen, etwa wenn man die Jahre unter Xi Jinping betrachtet. Fröhlichs Résumé: "Die Welt protektionistisch geworden!"

Gefährlichster Zeitpunkt seit 1945 für Europa
Statt in Panik oder Aktionismus zu verfallen, sollte Europa Strategien entwickeln respektive umsetzen wie etwa die Diversifikation mit Partnern des Globalen Südens vorantreiben, der alles andere als eine homogene Gruppe darstellen. Auch De-Risking und Friend-Shoring fallen darunter. Doch es sollte klar sein, dass alle diese Strategien, die zu einer Steigerung der Resilienz führen, ihren Preis haben. "Transformation brauche eben Zeit, und Geld ist nicht die Lösung", sagte Fröhlich. Es sei aber unwahrscheinlich, dass Putin einen NATO-Staat angreifen werde. Seine Idee sei vielmehr, das Zarenreich wiederherzustellen, dass aus Russland, Weißrussland und der Ukraine bestehe. Zudem habe sich Putin verhoben, was den Einmarsch in der Ukraine anbelangt, da er nicht recht weitergekommen sei.

Europa braucht Resilienz
Wie sich auf der Nationalen Sicherheitskonferenz gezeigt hat, hat Europa nun eine Agenda zu verfolgen, ohne die USA zu sehr herauszufordern. De-Risking ist wichtig und braucht Investitionen. Jedoch sind Abhängigkeiten nicht schnell änderbar. "De-Coupling jedoch ist Nonsense", hält Fröhlich fest. Trump wolle Deals, auch themenübergreifend. Die NATO-Beistandsklausel sei im Übrigen keine Pflicht, die USA müssten nicht liefern, da es keinen Automatismus gebe. Das sei für Europa verheerend. Die einzige Konstante bei Trump sei dessen Unberechenbarkeit. Früher hatte das Handeln der USA einen normativen Anspruch, um die Regeln für alle festzulegen, und zwar in Unterschied zu den anderen Großmächten. "Die neue internationale Regel besagt, dass es keine Regeln gibt", fasst Fröhlich zusammen. Trump glaube, sich mit allen anlegen zu können.

Deutschland
Mehr in Verteidigung zu investieren, ist mit einer Schuldenbremse nicht machbar. Dazu kommt, dass die USA mit den hohen Sozialausgaben in Europa ihre Probleme haben.

Gefordertes Europa
Eine Abkoppelung (Decoupling) Europas von den USA werde nicht schnell erreichbar sein, so Fröhlich weiter. Man müsse neue strategische Partner finden, hier böten sich Mexiko und Kanada an.

Résumé
Durch Trumps Zollpolitik wird die Inflation steigen, was im Gegensatz zu Trumps Äußerungen steht, er wolle die Inflation besiegen. Ob Trump am Widerstand zu Haus scheitern werde, lass sich nicht sagen, ebenso wie die Gefahr eines US-Bürgerkrieges abschließend zu beurteilen. Fakt ist, dass die USA dank ihres riesigen Binnenmarktes am wenigsten vom Ausland abhängig ist. Allerdings führt seine aktuelle Politik dazu, dass sich neue Gegeninitiativen bildeten wie etwa das Zusammentreffen von China, Japan und Südkorea zeige.

Europa müsse jedenfalls neue strategische Partner finden. Ob eine Äquidistanz zu den USA und China für Europa eine Lösung darstellt? Immerhin brauchen die USA Europa in Asien, während die Maoisierung in den letzten sieben bis acht Jahren in China durch Machtansammlung in den Händen von Xi Jinping fortschreitet. Fröhlich dazu: "Eine Wende hin zu China ist trotz Trumps Unberechenbarkeit keine Lösung. Umgekehrt ist auch die Idee, sich nur mit jenen zu verbünden, die die gleichen Werte teilen, eine Illusion." Deutschland und Europa stehen damit vor der nicht ganz leichten Aufgabe, resilienter zu werden. (kb)

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