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Soft-Landing? Hard-Landing? Bondhändler sprechen nun vom No-Landing!

Ein “No-Landing”-Szenario – in dem die US-Wirtschaft weiter wächst, die Inflation wieder anzieht und die Federal Reserve kaum noch Spielraum für Zinssenkungen hat – war in den letzten Monaten aus den Unterhaltungen von Bondhändlern weitgehend verschwunden. Jetzt kehrt es zurück.

Mohamed El-Erian
Mohamed El-Erian© Giulio Napolitano / Bloomberg

Nun brauchte es nur einen deutlich über den Erwartungen liegenden Monatsbericht zur Entwicklung des amerikanischen Arbeitsmarktes, um die Diskussion um ein No-Landing-Szenario, bestehend aus weiterem US-Wirtschaftswachstum, anziehender Inflation und wenig Spielraum für die US-Notenbank bezüglich weiterer Zinssenkungen, wiederzubeleben.

Wohl nur 25 statt 50 Basispunkten Zinssenkung ante portas
Das kräftigste Beschäftigungswachstum seit sechs Monaten, ein überraschender Rückgang der US-Arbeitslosigkeit und höhere Löhne, ließen die Zuversicht bröckeln, dass die Federal Reserve den Leitzins im nächsten Monat um weitere 50 Basispunkte stutzen wird. Der Verkaufsdruck bei US-Staatsanleihen ließ die Renditen in die Höhe schnellen, berichtet Bloomberg.

Am Markt hatte bislang die Erwartung dominiert, dass das Wirtschaftswachstum nachlassen wird, die Inflation sich abkühlt und die Notenbank die Geldpolitik erheblich lockert. In dieser Annahme investierten viele am Treasury-Markt in die besonders zinssensiblen Kurzläufer.

Zweijährige US-Treasury-Renditen kletterten
Die am Freitag eingetroffenen starken Arbeitsmarktzahlen indessen schürten die Sorge vor einer Überhitzung der Konjunktur, und ließen die Renditen zweijähriger Treasuries klettern, die mit der Erwartung von Zinssenkungen zuvor auf ein Mehrjahres-Tief gefallen waren.

“Das Schmerz-Szenario bestand immer in höheren Renditen am kurzen Ende wenn weniger Zinssenkungen eingepreist werden”, erklärte George Catrambone, Leiter des Bereichs Fixed Income bei DWS Americas. “Nun könnte die Fed entweder keine weiteren Zinssenkungen mehr vornehmen oder sich sogar gezwungen sehen, die Zinsen wieder anzuheben.”

Die Inflation lebt
Wie Bloomberg News ausführt, vertritt eine Reihe prominenter Investoren und Ökonomen die Ansicht, die Fed solle sich nicht von den Marktprognosen niedrigerer Zinsen oder ihren eigenen Projektionen einengen lassen. Die Inflation “ist nicht tot”, gibt Ex-Pimco-Chef Mohamed El-Erian zu Bedenken.

Der ehemalige US-Finanzminister Larry Summers erklärte am Freitag in einem Beitrag auf X, die Währungshüter müssten sowohl mit einem “No-Landing” als auch mit einer “harten Landung” rechnen. Der große Zinsschnitt im vergangenen Monat sei “ein Fehler” gewesen. Die bereits erfolgte Lockerung der Fed und die Konjunkturmaßnahmen Chinas “erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines ‘No-Landing’”, erklärte Tracy Chen, Portfoliomanagerin bei Brandywine Global Investment Management. “Eine Senkung um 50 Basispunkte sollte nun vom Tisch sein.”

Unterdessen sorgen steigende Ölpreise wieder für Teuerungsbefürchtungen
Die zehnjährige Breakeven-Rate, ein Maß für die Inflationserwartungen von Anleihehändlern, hat ein Zwei-Monats-Hoch erreicht, nachdem sie Mitte September noch auf ein Drei-Jahres-Tief gefallen war. Im Fokus stehen nun die US-Verbraucherpreisdaten für den vergangenen Monat, die am Donnerstag vorgelegt werden. Von Bloomberg befragte Volkswirte erwarten, dass sich die Kerninflation im September auf 0,2 Prozent abgekühlt hat, nachdem sie im Vormonat bei 0,3 Prozent lag. (kb)

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