Skurrile Aktienstudie: Mond bringt Mehrwert
Sollten sich Investoren auf der Suche nach dem richtigen Einstiegszeitpunkt nach den Mondphasen richten? Die Sutor Bank hat die Frage in einer Studie untersucht – und Erstaunliches herausgefunden.
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Anleger versuchen seit jeher, schlichte Muster bei der Geldanlage zu identifizieren, um gute Einstiegs- oder Ausstiegszeitpunkte zu ermitteln. Die Sutor Bank hat sich in einer Studie in diesem Zusammenhang einem eher ungewöhnlichen Gedanken angenommen: Beeinflusst der Mond das Anlageverhalten? "Den Mondphasen werden gerne bestimmte Eigenschaften und Kräfte zugeschrieben", sagt Lutz Neumann, Leiter der Vermögensverwaltung der Sutor Bank. So stehe ein zunehmender Mond beispielsweise für Wachstum und Aufbau. "Die Vermutung liegt daher nahe, dass die Phase des zunehmenden Mondes auch auf die Geldanlage positiv wirken könnte", erklärt Neumann.
In ihrer Langfrist-Studie untersucht die Sutor Bank die Entwicklung des US-Aktienindex S&P 500 zwischen dem 1.1.1928 und dem 15.04.2019, also über einen Zeitraum von 91 Jahren. Als Ausgangsort für die Betrachtung der Mondphasen entschieden sich die Autoren für New York, da es sich "beim S&P 500 um einen amerikanischen Index handelt und die Wall Street der wichtigste Börsenplatz ist."
Lieber bei Vollmond investieren...
Das Ergebnis der Untersuchung ist überraschend: Der Kurs des S&P 500 reagiert tatsächlich stark auf die Mondphasen – jedoch anders als erwartet. Denn entgegen der ursprünglichen Annahme wirkt sich ein zunehmender Mond nicht positiv auf den Kursverlauf aus. Im Gegenteil: Mit einer durchschnittlichen Jahresrendite von 0,35 Prozent bildet diese Mondphase das Schlusslicht bei der Kursentwicklung des S&P 500.
Quelle: Sutor Bank
Die Phase des abnehmenden Mondes steht mit einer durchschnittlichen jährlichen Wertentwicklung von 0,45 Prozent nur unwesentlich besser da. An den drei schlechtesten Börsentagen des S&P 500 mit -10,16 Prozent (29.10.1929), -12,94 Prozent (28.10.1929) und -20,47 Prozent (19.10.1987) war der Mond abnehmend. Insgesamt fallen 22 der 30 schlechtesten Tage in diese beiden Mondphasen.
Lohnender für Investoren ist laut der Sutor-Bank-Studie die Phase des Vollmonds, der mit fast zwei Prozent Kursplus pro Jahr erheblich zum Anlageerfolg des S&P 500 beiträgt (dunkelblaue Linie in obiger Grafik). Auch am besten Börsentag des S&P 500 in den letzten 91 Jahren, am 15. März 1933, war der Analyse zufolge Vollmond. Bei allen Vollmond-Phasen investiert, wurden seit 1928 aus einem US-Dollar quasi "über Nacht" 5,68 US-Dollar.
...doch es geht noch besser
Ein Garant für die gute Kursentwicklung des S&P 500 ist jedoch statistisch gesehen der Neumond – fast drei Prozent jährlicher Rendite aus dieser Phase stützen die Wertsteigerung des Index von 5,75 Prozent pro Jahr wesentlich. "Damit liefert der Neumond ein besseres Ergebnis als alle drei anderen Mondphasen zusammen", sagt Neumann. Auch lagen von den 50 schlechtesten Börsentagen der letzten 91 Jahre die wenigsten in einer Neumond-Phase.
Gleichwohl: Ganz ernst nehmen die Autoren diese Ergebnisse nicht. Die Auswertung der Sutor Bank sei keinesfalls als Anlageempfehlung zu verstehen, heißt es in der Studie. "Wer glaubt, aus diesem Untersuchungsergebnis eine Empfehlung für sein künftiges Anlageverhalten an die Hand zu bekommen, muss enttäuscht werden", sagt Sutor-Bank-Experte Neumann. Der Neumond sei zwar deutlich erfolgreicher als die anderen Mondphasen, stelle aber keine echte Handelsoption dar. Dafür wechselten die Mondphasen einfach zu häufig. Um alle Abschnitte des Erdtrabanten mitzunehmen, müssten Anleger hyperaktiv traden – also jeden Monat einmal kaufen und einmal verkaufen. "Das sind 24 Trades im Jahr. Die Kosten dafür würden den Renditevorteil in jedem Fall auffressen", sagt Neumann. (fp)